Eskalation in Myanmar China rüstet sich für die Geister, die es rief
China beordert Truppen an die Grenze des vom Bürgerkrieg gebeutelten Myanmar. Doch an der jetzigen Lage trägt die Regierung in Peking eine Mitschuld.
Die chinesische Armee schickt Truppen und Artillerie für eine Gefechtsübung an die Grenze zu Myanmar. Ziel sei es, die Manövrierfähigkeit und die Feuerkraft der Truppen vor Ort zu testen, das berichtet die parteieigene Zeitung der Kommunistischen Partei Chinas, "Global Times", unter Berufung auf Armeesprecher.
Grund für die Truppenübung ist die instabile Lage in Myanmar. So ist es Rebellengruppen laut eigenen Angaben gelungen, mehr als 160 Militärposten und mehrere Ortschaften in der an China grenzenden Region Shan-Staat einzunehmen. Die jetzt angesetzte Truppenübung legt nahe, dass man sich in Peking zunehmend besorgt zeigt über die Entwicklung im Nachbarland.
China scheint die Rebellen zu unterstützen
Dabei hat China, laut Experten des United States Institute for Peace (USIP), selbst zu dieser Eskalation beigetragen, denn es wird angenommen, dass die chinesische Regierung den Angriff der Rebellengruppen, wenn nicht materiell unterstützt, so doch zumindest ihren Segen gegeben hat. Dabei galt China lange Zeit als Unterstützer der Militärjunta. Der Grund für diesen plötzlichen Wandel, dürfte sein, dass die Junta sich weigert gegen in der Region Shan-Staat beheimatete Betrugsfirmen vorzugehen.
Myanmar hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Hochburg des Onlinebetrugs entwickelt. Riesige Firmen mit teilweise tausenden Mitarbeitern versuchen unter falscher Identität Opfer in aller Welt zu finden, um diese zu dubiosen Kryptoinvestments oder gefälschten Überweisungen zu überreden. Viele der Opfer sind Chinesen.
Myanmar ist Teil der "Neuen Seidenstraße"
Doch nicht nur das: Immer wieder gibt es Berichte, dass chinesische Staatsbürger nach Myanmar verschleppt und dort gezwungen werden in ebendiesen Betrugsfirmen zu arbeiten. Mit dem Versprechen, alledem einen Riegel vorzuschieben, haben sich die Rebellen die Gunst der Chinesen erkauft, glauben die Experten des USIP. Mehr zur Lage in Myanmar lesen Sie hier.
An einer Ausweitung des Konflikts, dürfte China kein Interesse haben, so ein Experte der SOAS University of London, im Gespräch mit dem amerikanischen Magazin "Newsweek". Denn Myanmar ist als Teil von Chinas Prestigeprojekts "Neue Seidenstraße" von strategischer Bedeutung. Des Weiteren verlaufen mehrere für China wichtige Öl- und Gaspipelines durch Myanmar.
- globaltimes.cn "PLA conducts real combat drill along China-Myanmar border, a necessary act to deal with emergencies, potential escalation: experts" (englisch)
- newsweek.com "China Deploys Howitzers As War on Border Threatens To Spill Over" (englisch)
- handelsblatt.com "Warum China die Rebellen in Myanmar unterstützt"
- usip.org "Myanmar’s Junta Is Losing Control of Its Border with China" (englisch)