Militärische Eskalation Tote und Verletzte – jetzt greift Israel hart durch
Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist angespannt. Nun berichten Medien über eine großangelegte Offensive namens "Heim und Garten".
Der Codename für den Angriff klingt harmlos. "Heim und Garten" nennt Israel seine Anti-Terror-Operation im Westjordanland. Doch was sich anhört wie die Verschönerung des Eigenheims, ist in Wirklichkeit ein tödlicher Schlag gegen militante Strukturen in den Palästinenser-Gebieten. Im Mittelpunkt dabei: Stadt Dschenin mit ihrem Flüchtlingscamp.
Die Attacke sei gegen "terroristische Infrastruktur" gerichtet, teilte die Armee in der Nacht auf Twitter mit. Israelischen Medienberichten zufolge wurde die großangelegte Offensive mit Luftangriffen eingeläutet, bei der mindestens ein Palästinenser getötet worden sei. Unbestätigten Berichten zufolge sollen es bislang zwei Tote und 13 Verletzte sein. Diese Zahl nannte unter anderem das palästinensische Gesundheitsministerium.
Der israelische Botschafter in den USA, Mike Herzog teilte per Twitter mit, dass Dschenin in den vergangenen beiden Jahren zu einem Vorposten für Terroristen geworden sei. Konkret bezog er sich dabei auf die palästinensische Unterstützung durch den Iran. Herzog rechtfertigte das harte Durchgreifen der rechtskonservativen Regierung unter Benjamin Netanjahu unmissverständlich: "Die meisten Terrorangriffe gegen Israel wurden in Dschenin gestartet. Keine Nation der Erde würde dabei zuschauen, wie seine Bürger angegriffen werden."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
In sozialen Medien kursierten am Abend Videoaufnahmen von der Offensive. Zu sehen sind israelische Militärkonvois, die mit Transporten in das Flüchtlingscamp Dschenin einrücken. Vor einem Straßencafé sind brennende Trümmerteile zu sehen, in einem Hauseingang kämpfen Sanitäter offenbar um das Leben von zwei Verletzten.
Die Luftangriffe hätten unter anderem ein als Waffenlager, Versammlungsort für Terroristen und Beobachtungsposten genutztes Kommando- und Kommunikationszentrum getroffen, teilten die Armee und der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet in einer von der "Jerusalem Post" zitierten Stellungnahme mit.
Dabei habe auch ein Standort der sogenannten "Dschenin-Brigade", einer militanten Palästinensergruppe, direkt gegenüber einem Gebäude gelegen, in dem die Vereinten Nationen eine Schule betreiben.
Tödlicher Anschlag auf israelische Siedlung
Dem Bericht zufolge kam es in ganz Dschenin zu Stromausfällen. Palästinensischen Quellen zufolge sei Israels Armee kurz nach den Luftangriffen mit vielen Soldaten in die Stadt eingerückt, die sich Kämpfe mit militanten Palästinensern geliefert hätten.
Hamas-Führer Ismail Hanijja deutete an, dass die israelische Offensive auf Dschenin zu einer weiteren Eskalation des Konflikts führen könnte. "Das Blut, das in Dschenin vergossen wurde, bestimmt die nächste Stufe, in welcher Form auch immer. Unser Volk ist mit seinem Widerstandswillen in der Lage, auf diese barbarische Aggression zu antworten."
Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist seit langem angespannt und hatte sich zuletzt nochmals verschärft. Nach einem tödlichen Anschlag zweier Palästinenser auf vier Israelis im Westjordanland vor knapp zwei Wochen kam es dort immer wieder zu massiver Gewalt wütender israelischer Siedler gegen Palästinenser. Beim ersten gezielten Luftangriff seit Jahren in dem besetzten Gebiet wurden dann drei Palästinenser mit einer Militärdrohne getötet, nachdem aus ihrem Fahrzeug Schüsse auf einen israelischen Grenzübergang abgegeben worden sein sollen.
Seit Beginn des Jahres kamen mehr als zwei Dutzend Menschen bei Anschlägen ums Leben. Im gleichen Zeitraum wurden etwa sechs Mal so viele Palästinenser bei Konfrontationen, israelischen Militäreinsätzen oder nach eigenen Anschlägen erschossen. Israel eroberte das Westjordanland und Ost-Jerusalem während des Sechstagekrieges 1967. Die Palästinenser fordern die Gebiete für einen eigenen Staat.
- middleeasteye.net. "The Jenin Brigades and The Lions' Den: Palestine's new resistance" (englisch)
- timesofisrael.com: "IDF strikes in Jenin as it launches ‘widescale effort against terror’ in West Bank city" (englisch)
- Twitter-Profil der Seite Israel Conflict News
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters