Autofabriken und Baustellen "Alarmierender" Anstieg von Kinderarbeit in den USA
In den USA arbeiten heute deutlich mehr Kinder als noch vor einigen Jahren. Das könnte auch eine Folge der rekordhohen Migration aus Mittel- und Südamerika sein.
Die US-Regierung will angesichts eines "alarmierenden" Anstiegs von Kinderarbeit in dem Land härter durchgreifen. "Dies ist kein Problem des 19. Jahrhunderts – dies ist ein Problem von heute", erklärte US-Arbeitsminister Marty Walsh am Montag (Ortszeit). Den Angaben zufolge ist die Zahl der illegal beschäftigten Minderjährigen in den USA seit 2018 um zwei Drittel gestiegen.
Im vergangenen Rechnungsjahr identifizierte das Arbeitsministerium 835 Unternehmen, die insgesamt 3.800 Minderjährige unter Bedingungen eingesetzt haben, die gegen das Gesetz verstießen. Zudem stellte es einen Anstieg von 26 Prozent bei minderjährigen Beschäftigten fest, die "speziell für gefährliche Tätigkeiten eingestellt wurden". Dies seien "alarmierende Trends", sagte ein hochrangiger Verwaltungsbeamter vor Journalisten.
Um den Anstieg einzudämmen, soll eine gemeinsame Arbeitsgruppe des Arbeitsministeriums und des Ministeriums für Gesundheit und Soziales versuchen, den Informationsaustausch zwischen den beiden Behörden und die Einhaltung bestehender Gesetze zu verbessern. Das Sozialministerium ist auch für unbegleitete Minderjährige aus dem Ausland zuständig, die in den USA ankommen.
Junge Einwanderer besonders betroffen
Die "New York Times" hatte am Wochenende über eine zunehmende Anzahl von minderjährigen Migrantinnen und Migranten in den USA berichtet und diesen Anstieg mit einer Rekordzahl an Familien aus Mittel- und Südamerika in Verbindung gebracht, die 2022 mit ihren Kindern über Mexiko in die USA gekommen sind. Zuletzt waren dies laut der US-Grenzschutzbehörden rund 560.000 Personen.
Unter den namhaften Firmen, in deren Fabriken und Lieferketten es laut der Zeitung zu Kinderarbeit junger Einwanderer und Einwanderinnen komme, finden sich Eishersteller Ben & Jerry’s, das Textilunternehmen Fruit of the Loom, die Autobauer Ford und General Motors, Kleidungsproduzent J. Crew sowie die Supermärkte Walmart, Whole Foods und Target. Die Zeitung berichtete auch von einigen gerade 12-Jährigen, die in Autofabriken, auf Baustellen oder für Lieferdienste arbeiten.
Unternehmen schauen weg
Zudem sollen Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden, wenn bei Auftragnehmern und Zeitarbeitsfirmen Kinderarbeit festgestellt wird. Allzu oft "schauen die Unternehmen weg" und machten Personalvermittlungsagenturen, Subunternehmer oder Zulieferer verantwortlich, sagte Arbeitsminister Walsh.
Nach den geltenden Gesetzen beträgt die Höchststrafe für Verstöße gegen das Kinderarbeitsgesetz in den USA 15.138 Dollar (rund 14.300 Euro). Laut Arbeitsministerium ist das "nicht hoch genug, um große profitable Unternehmen abzuschrecken". In den USA dürfen Kinder bereits ab 14 Jahren arbeiten. Bis sie 16 sind, ist allerdings nur eine begrenzte Zahl an Arbeitsstunden erlaubt, damit sie weiterhin zur Schule gehen können.
- Nachrichtenagentur AFP
- nytimes.com: "Biden Administration Plans Crackdown on Migrant Child Labor"
- US Customs and Border protection: "Southwest Land Border Encounters"