US-Präsidentschaftswahl 2024 Geht Trump das Geld für den Wahlkampf aus?
Abgesprungene Großsponsoren und Spendenausfälle überschatten den Kampagnenauftakt des Ex-Präsidenten. Auch die bisher gesammelten Millionen helfen kaum.
Vor sechs Wochen hat Donald Trump die Kampagne gestartet, die ihn kommendes Jahr zurück ins Weiße Haus katapultieren soll. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zu seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf 2016. Trump hat ein Finanzierungsproblem, wie die britische Zeitung "The Guardian" berichtet.
Von außen mag die Kriegskasse für Trumps Wahlbemühungen zwar stattlich aussehen: 95 Millionen US-Dollar liegen zurzeit auf den Konten seiner Kampagne und seiner sogenannten Political Action Committees (Pacs), den Lobbygruppen, die Trumps Stimmenfang unterstützen. Das ist deutlich mehr, als die meisten anderen republikanischen Kandidaten vorweisen können. Allerdings deutet die Analyse des "Guardian" darauf hin, dass ihm dies im Nominierungsrennen kaum helfen dürfte.
Demnach kann Trump rund 78 der insgesamt 95 Millionen US-Dollar nicht direkt für seine Kampagnenaktivitäten nutzen. Weniger als 20 Prozent der Gelder stehen somit für Wahlkampfveranstaltungen, hauptamtliche Helfer und andere essenzielle Ausgaben zur Verfügung. Außerdem deutet einiges darauf hin, dass wichtige Einnahmequellen aus der Vergangenheit inzwischen versiegt sind.
Spendenlöcher und Umschwung bei Großspendern
Laut Informationen der Zeitung erwirtschaftet Trumps Kampagne deutlich weniger Gelder von Klein- und Kleinstspendern als noch vor einigen Jahren. Gerade Dauerlastschriften über geringfügige Summen, die bisherige Kampagnen beflügelt hatten, scheinen zunehmend auszubleiben.
"Er zieht eine riesige Gruppe von Kleinspendern in seinen Bann, die bereit sind, ihm weiterhin ihr Geld zu geben", sagte Robert Maguire, Forschungsdirektor bei Citizens for Responsibility and Ethics in Washington, dem "Guardian". Trump habe weiterhin die Fähigkeit, Geld von seinen "Make America Great Again"-Unterstützern zu bekommen. Die Frage sei, wie lange dies noch anhalten werde.
Darüber hinaus sind dem prominentesten republikanischen Kandidaten einige hochkarätige Großspender abgesprungen. Darunter die Milliardäre und großzügigsten Geber aus Trumps Kampagne 2016, Robert and Rebekah Mercer, wie der US-Nachrichtensender CNBC berichtet. Das Paar unterstütze stattdessen Trumps innerparteilichen Rivalen, Floridas Gouverneur Ron DeSantis.
Auch der Hedgefonds-Manager Ken Griffin, der Trump in den Midterms im Dezember noch mit 67 Millionen geholfen hatte, setzt nun auf dessen Konkurrenten. Schon im September 2022 hatte er angedeutet, wohl bald umzuschwenken: "Ich würde gerne glauben, dass die republikanische Partei bereit ist, sich von jemandem zu trennen, der für diese Partei zum dreifachen Verlierer geworden ist", so Griffin im September auf dem New Economy Forum der Nachrichtenagentur Bloomberg. Ähnlich äußerte sich auch Blackstone-CEO Stephen Schwarzman, der zuletzt noch 34 Millionen in Trumps Wahlkampf gepumpt hatte.
Anzeige wegen Finanzverstößen
Gleichzeitig hat die Bundeswahlkommission das Finanzmanagement des Ex-Präsidenten im Auge: Eine Wachorganisation für Wahlkampffinanzierung hat ihn dort wegen Verstößen gegen Regeln für "weiches Geld" angezeigt. In den USA beschreibt dieser Begriff finanzielle Mittel, die nicht direkt an einen Kandidaten, sondern an eine parteipolitische Organisation gespendet und nicht für Wahlkampfzwecke einzelner Personen eingesetzt werden dürfen. In einem Interview mit dem Sender Fox News hatte Trump bereits im August 2021 gesagt, für ihn seien "die Gesetze zur Kampagnenfinanzierung extrem kompliziert und unglaublich dämlich".
Grund für ein möglicherweise illegales Hin- und Herschieben der Gelder seiner angeschlossenen Lobbygruppen könnte die klamme Situation seiner offiziellen Wahlkampagne sein. Momentan übersteigen die Ausgaben die Einnahmen dort deutlich.
"Es gibt viele bewegliche Faktoren. Aber wir haben starken Anlass zu glauben, dass Trump damit kämpft, Geld aufzutreiben – mehr als in den vergangenen Jahren", so Experte Maguire zum "Guardian". Während seiner Amtszeit als US-Präsident hatte Trump es geschafft, atemberaubende Summen mithilfe von Spendenaufrufen einzusammeln. So nahm er 882 Millionen US-Dollar allein im Zusammenhang mit seinem Wahlkampf 2020 ein und erhielt bis zu den Midterms im Dezember 2022 weitere 500 Millionen US-Dollar von Unterstützerinnen und Unterstützern.
Viel soll von diesem Geld aber nicht übrig sein. Trumps Kosten für seine eigene Verteidigung in mehreren Verfahren, für den persönlichen Designer seiner Ehefrau Melania sowie für die Unterstützung der Randalierer vom 6. Januar dürften seine Ersparnisse stark reduziert haben.
- theguardian.co.uk: "Trump seems to have a large war chest – but is he struggling to raise money?"