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Ölpreisdeckel: Experte warnt vor Gefahren durch russische "Schattenflotte"


Katastrophe auf dem Meer
Experte warnt vor Gefahren durch russische "Schattenflotte"

Von dpa, afp, reuters, t-online
Aktualisiert am 06.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ein Energieexperte warnt angesichts des Ölpreisdeckels gegen Russland vor Naturkatastrophen. (Symbolfoto) (Quelle: Sergii Kolesnyk/imago-images-bilder)
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Russland könnte den Ölpreisdeckel möglicherweise mit einer sogenannten "Schattenflotte" umgehen. Doch das birgt Risiken für die Umwelt.

Nach Einschätzung eines Energieexperten erhöht der von der EU gegen Russland verhängte Ölpreisdeckel die Gefahr einer Umweltkatastrophe auf dem Meer. "Das Risiko eines Tanker-Unglücks ist so groß wie lange nicht mehr", sagte der Leiter des Russland-Instituts am Londoner King's College, Adnan Vatansever, dem "Spiegel" (Dienstag). Grund hierfür sei, dass Russland eine "Schattenflotte" aus mindestens 100 gebrauchten Tankern
zusammengekauft habe, um die Restriktionen des Westens zu
umschiffen.

"Ich weiß nicht, in welchem Zustand zum Beispiel die Schiffe aus Iran und Venezuela sind – Staaten, deren Wirtschaft seit Jahren unter westlichen Sanktionen leidet", fügte der Experte an. Außerdem bezweifle er, dass russische Schiffsversicherer den Zustand genau überprüfen würden.

Neue Tankerflotte könnte Restriktionen umgehen

Seit Montag gilt eine Regelung, die Russland dazu zwingen soll, Erdöl für höchstens 60 Dollar pro Barrel (159 Liter) an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Der Preis von umgerechnet etwa 57 Euro wird dann um bis zu 9 Euro unter dem jüngsten Marktpreis für russisches Rohöl liegen. Rohöl aus Russland darf seit Montag zudem nur noch in Ausnahmefällen in die EU importiert werden. Grundlage der Einfuhrbeschränkung ist eine im Juni von den 27 Mitgliedstaaten beschlossene Sanktionsverordnung wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

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Vatansever bezweifele, dass es Moskau gelingen wird, ohne westliche Schiffe auszukommen. "Die Schattenflotte" sei nicht groß genug. Laut Insidern würde die russische Ölindustrie etwa 240 Tanker benötigen, um ihre Exporte vor Rohöl und Produkten wie Benzin und Diesel abzuwickeln.

Russland könnte als Reaktion darauf versuchen, eine eigene Tankerflotte aufzubauen, die es ohne Beteiligung westlicher Firmen versichert und betreibt. Einem EU-Vertreter zufolge dürfte der Aufbau einer solchen Flotte aber kurzfristig "sehr kompliziert" sein. Er rechnete auch damit, dass Russland Schwierigkeiten habe werde, Kunden zu gewinnen.

Tanker stauen sich in der Türkei

Erste Auswirkungen des Deckels sollen sich bereits in türkischen Gewässern zeigen: Mindestens 20 Öltanker stauen sich dort, um von den russischen Schwarzmeerhäfen über den Bosporus ins Mittelmeer zu gelangen, sagte ein Insider aus der Schifffahrtsbranche der Nachrichtenagentur Reuters. In den kommenden Tagen müsse mit weiteren Verzögerungen gerechnet werden, da die Betreiber darum ringen, eine Versicherung im Rahmen der neuen Preisobergrenzen der G7-Staaten abzuschließen.

Täglich werden Millionen von Barrel Öl von russischen Häfen durch die schmale türkische Meerenge am Bosporus in das Marmarameer und dann weiter durch die Dardanellen in das Mittelmeer transportiert. Die türkischen Schifffahrtsbehörden haben im vergangenen Monat eine Mitteilung herausgegeben, in der sie von den Versicherern zusätzliche Garantien verlangen, dass die Durchfahrt durch den Bosporus ab dem 2. Dezember abgedeckt ist. "Wir werden weitere Verzögerungen erleben, wenn Eigentümer oder Betreiber nicht die erforderlichen Garantien bieten können", sagte ein Insider.

Die durchschnittliche Wartezeit am Bosporus in Richtung Süden liegt aktuell bei vier Tagen für Schiffe mit einer Länge von mehr als 200 Metern, während sie Mitte November noch bei einem Tag lag. Der Schifffahrtsagentur GAC zufolge warteten 13 Schiffe auf die Durchfahrt durch den Bosporus in Richtung Süden – allesamt Öltanker, von denen zehn nach der Beladung im russischen Hafen Noworossijsk mit Rohöl gefüllt sind. Nach Angaben der Schifffahrtsagentur Tribeca warten zudem neun Öltanker darauf, die Dardanellen weiter in Richtung Süden passieren zu können.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa, AFP und Reuters
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