Premierministerin unter Druck Ein Drittel der Tories wünscht sich Johnson zurück
Schlechte Umfragewerte der britischen Premierministerin heizen die Spekulationen über mögliche Nachfolger an. Unter den Tories liegt ein alter Bekannter vorn.
Die britische Premierministerin Liz Truss steht in den eigenen Reihen wenige Wochen nach Amtsantritt bereits enorm unter Druck. Erste Parteikollegen fordern öffentlich ihren Rücktritt. Die Diskussion über mögliche Nachfolger oder Neuwahlen hat Fahrt aufgenommen.
Truss hatte sich am Montag zwar erstmals für die durch ihre Wirtschaftspolitik ausgelösten Turbulenzen entschuldigt – aber ihr Kurs hat dennoch Konsequenzen.
Mehrheit der Torys für Rücktritt
In ihrer konservativen Partei, den Tories, sprach sich eine Mehrheit (55 Prozent) der Befragten in einer am Dienstag veröffentlichten YouGov-Umfrage für einen Rücktritt von Truss aus. Nicht nur in den eigenen Reihen erreicht die Premierministerin Tiefstwerte in Sachen Beliebtheit: Laut der Befragung haben nur zehn Prozent der Briten eine positive Meinung von der konservativen Regierungschefin.
80 Prozent sehen die 47-Jährige, die erst seit sechs Wochen im Amt ist, kritisch. Zehn Prozent äußerten keine Meinung. Truss ist damit noch unbeliebter als es ihr skandalumwitterter Vorgänger Boris Johnson in seiner Amtszeit je war. Kaum besser sieht es für die Konservative Partei insgesamt aus, die in Umfragen meilenweit hinter der oppositionellen Labour-Partei liegt.
Hohe Zustimmungswerte für Johnson
Die schlechten Umfragewerte heizen die Diskussion um einen möglichen Nachfolger im Falle eines Rücktritts der Premierministerin weiter an. Unter den Torys erhält Ex-Premier Johnson die größte Zustimmung: Knapp ein Drittel der befragten Parteimitglieder hält ihn für den am besten geeigneten Regierungschef. Darauf folgt Ex-Finanzminister Rishi Sunak, den 23 Prozent als erste Wahl angegeben haben.
Sunak, der Truss im Sommer in einer Stichwahl unter Parteimitgliedern unterlegen war, gilt als Favorit für eine mögliche Nachfolge. Als aussichtsreich gelten ebenfalls die für Parlamentsfragen zuständige Ministerin Penny Mordaunt und Verteidigungsminister Ben Wallace. Der neue Finanzminister Jeremy Hunt wird ebenfalls als Kandidat gehandelt – hat nach eigener Aussage aber kein Interesse an einer erneuten Kandidatur um den Parteivorsitz.
Am Mittwoch muss sich Truss erstmals seit der Abkehr von ihrer Steuerpolitik den Fragen der Abgeordneten im Unterhaus stellen. Für die Premierministerin steht dabei viel auf dem Spiel. Ein schwacher Auftritt könnte die angeschlagene Regierungschefin weiter schwächen, so die Erwartung.
- Nachrichtenagentur dpa
- news.sky.com: "Majority of Tory party members want Liz Truss to resign now" (englisch)