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Ukraine-Krieg | Die Nacht im Überblick: Russische Truppen erobern Kraftwerk


Die Nacht im Überblick
Russische Truppen erobern Kraftwerk – Angriffe im Osten

Von dpa
Aktualisiert am 27.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Einsatzkräfte entfernen Trümmer nach einem Raketenangriff des russischen Militärs in Tschuhujiw.Vergrößern des Bildes
Einsatzkräfte entfernen Trümmer nach einem Raketenangriff des russischen Militärs in Tschuhujiw. (Quelle: Andrii Marienko/dpa-bilder)

Im Osten der Ukraine erobern russische Truppen das größte Kohlekraftwerk des Landes. In Kaliningrad rollen wieder Güterzüge ein. Ein Überblick.

Die Drosselung russischer Gaslieferungen nach Europa sollte aus Sicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj neue Sanktionen des Westens gegen Moskau nach sich ziehen. "Denn allen ist klar, dass dies ein bewusster Preisterror Russlands gegen Europa ist", sagte Selenskyj am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Doch nicht nur im Energiesektor, auch im Weltall bricht Russland mit einstigen Partnern. So will Moskau die Zusammenarbeit im Weltraum beim Unterhalt der Internationalen Raumstation (ISS) spätestens 2024 beenden.

In der Ukraine wiederum gehen die Kämpfe weiter. Im Osten des Landes fällt den russlandtreuen Truppen nach eigenen Angaben ein wichtiges Kraftwerk in die Hände. Für die Ukraine ist es der 154. Tag des Krieges.

Gas wird immer weniger – Retourkutsche für Sanktionen

Der russische Energiekonzern Gazprom senkt die Lieferungen durch die wichtigste Versorgungsleitung für Deutschland an diesem Mittwoch auf 20 Prozent. Der Staatskonzern nennt als Grund, dass eine wichtige Turbine noch nicht aus der Reparatur zurück sei und eine andere nun in die Wartung müsse. Politiker in Europa sprechen von einem Vorwand.

Mithilfe von Gazprom tue Moskau alles, um diesen Winter für die europäischen Länder zum härtesten in der Geschichte zu machen, meinte Selenskyj. So habe Moskau mit seiner Ankündigung, die Lieferungen über Nord Stream 1 weiter zurückzufahren, bewusst den Anstieg der Gaspreise an der Börse provoziert. "Es ist notwendig, auf Terror zu reagieren – mit Sanktionen zu reagieren", sagte Selenskyj.

Russische Truppen vermelden Eroberung wichtigen Kraftwerks in der Ukraine

Derweil wird auch die Energieversorgung für die Ukraine selbst im kommenden Winter zunehmend problematisch. Im ostukrainischen Gebiet Donezk haben die russischen Truppen nach eigenen Angaben bei Switlodarsk das größte Kohlekraftwerk der Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht. Am Dienstag meldeten Medien der Donezker Separatisten die Eroberung. Bilder sollen die Präsenz russischer Söldner der sogenannten Wagner-Gruppe vor dem Verwaltungsgebäude belegen. Anderen Berichten nach dauerten jedoch die seit Ende Mai währenden Kämpfe um das Kraftwerksgelände weiter an. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.

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Der ukrainische Generalstab erwähnte das Kraftwerk in seinem abendlichen Lagebericht nicht mehr. Stattdessen berichtete die Militärführung nur noch von Kämpfen um das etwas westlicher gelegene Semyhirja. Im Morgenbericht war noch von Luftangriffen auf ukrainische Positionen auf dem Kraftwerksgelände die Rede gewesen.

Schon vor Monaten haben die russischen Truppen das Kernkraftwerk Saporischschja erobert. Dabei handelt es sich um das leistungsstärkste Atomkraftwerk Europas.

Russland steigt bei der ISS aus

Russland will nach 2024 aus der Internationalen Raumstation ISS aussteigen. Das sagte der neue Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Juri Borissow, am Dienstag bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin. "Natürlich werden wir alle unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Partnern erfüllen, aber die Entscheidung über den Ausstieg aus dieser Station nach 2024 ist gefallen", sagte Borissow, den Putin zuvor als Nachfolger von Dmitri Rogosin eingesetzt hatte.

"Die Nasa ist nicht auf Entscheidungen von irgendeinem der Partner hingewiesen worden", sagte Nasa-Chef Bill Nelson der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag (Ortszeit). Nach wie vor sehe sich die Nasa zum Betrieb der ISS bis 2030 verpflichtet und koordiniere ihre Arbeit deswegen mit den Partnern.

Nach dem von Putin befohlenen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben westliche Länder auch gegen die russische Raumfahrtindustrie Sanktionen verhängt, weshalb Roskosmos über massive Technikprobleme klagt. Wegen der politischen Spannungen hatte schon Borissows Vorgänger Rogosin die Zusammenarbeit mit dem Westen infrage gestellt und über eine Abkopplung des russischen Moduls von der ISS gesprochen. Selbst eine militärische Nutzung der Station zur Beobachtung der Erde schloss er nicht aus.

Strafe gegen Google

Im Kampf um das Informationsmonopol geht Moskau derweil weiter gegen westliche Technologiekonzerne vor. Das russische Kartellamt verurteilte am Dienstag Google wegen des Vorwurfs, die Monopolstellung seiner Tochter YouTube auszunutzen, zu einer Strafe von zwei Milliarden Rubel (35 Millionen Euro). "Das führt zu plötzlichen Blockierungen und der Löschung von Nutzeraccounts ohne Vorwarnung und Begründung", legte die Behörde ihre Entscheidung dar.

Es ist nicht die erste Strafe für das Unternehmen. Seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine kämpft die russische Führung gegen ihr missliebige Informationen in sozialen Netzwerken westlicher Großkonzerne wie Google und Meta. Moskau wirft ihnen antirussische Propaganda vor.

Das wird am Mittwoch wichtig

Russland senkt die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 weiter. Von 6 Uhr MESZ an sollen nach Angaben von Gazprom nur noch 20 Prozent oder 33 Millionen Kubikmeter Gas täglich durch die wichtigste Versorgungsleitung nach Deutschland fließen. Damit spitzt sich die Gaskrise in Europa zu.

Im türkischen Istanbul soll das Kontrollzentrum für die Getreideexporte aus der Ukraine seinen Betrieb aufnehmen. Das Zentrum ist Teil eines am Freitag unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei geschlossenen Abkommens, mit dem die Blockade ukrainischer Häfen aufgehoben werden soll. Russland hatte in der Vereinbarung etwa zugesichert, Schiffe über einen Seekorridor fahren zu lassen und weder diese noch beteiligte Häfen anzugreifen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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