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Selenskyjs Armeechef Walerij Saluschnyj: Ohne ihn stünde es schlecht um die Ukraine


Armeechef Walerij Saluschnyj
Ohne ihn würde es wohl schlecht stehen um die Ukraine

Von t-online, mk

Aktualisiert am 12.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Walerij Saluschnyj ist seit 2017 Chef der ukrainischen Armee: "Bis zu dem Zeitpunkt hatte die Ukraine eine komplett dysfunktionale Kommandostruktur."Vergrößern des Bildes
Walerij Saluschnyj ist seit 2017 Chef der ukrainischen Armee: "Bis zu dem Zeitpunkt hatte die Ukraine eine komplett dysfunktionale Kommandostruktur." (Quelle: imago-images-bilder)

Die ukrainische Armee müsse alles Sowjetische loswerden, sagt Walerij Saluschnyj. Bislang scheint sein Plan aufzugehen.

Innerhalb von drei Tagen sollte die Ukraine erobert sein, so war offenbar die ursprüngliche Planung des Kremls für die "militärische Spezialoperation" im Nachbarland. Dass die Ukraine länger durchhalten würde, glaubte vor dem Überfall am 24. Februar auch kaum ein westlicher Beobachter. Doch spätestens seit der erfolgreichen Verteidigung von Kiew im März scheint ein Sieg der Ukraine eine realistische Möglichkeit, wenngleich Russland im Osten des Landes zuletzt Fortschritte erzielte. Großer Anteil an den bisherigen Kriegserfolgen der Ukraine wird Walerij Saluschnyj zugesprochen.

Saluschnyj ist seit Juli 2021 Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee und der erste Soldat auf diesem Posten, der nicht mehr in der Sowjetarmee sozialisiert wurde. Das spiegelt sich auch in der Philosophie des 49-Jährigen wieder: "Für mich ist das Wichtigste, dass wir alles Sowjetische loswerden, das uns Hände und Füße fesselt,und dass wir anfangen, Nato zu denken und die Dinge europäisch zu sehen", sagte Saluschnyj nur einen Monat vor Beginn des Krieges dem Portal "Ukrinform".

2014 war ein Schock für die ukrainische Armee

Tatsächlich gilt das sowjetische Erbe als wichtigste Ursache für den Schock, den die ukrainische Armee 2014 erlitt. Im März jenes Jahres besetzten russische Soldaten ohne Hoheitsabzeichen innerhalb weniger Tage Teile der Ostukraine und die Halbinsel Krim, die der Kreml anschließend annektierte. "Da kein Befehl aus Kiew kam, ergaben sich die ukrainischen Bodentruppen kampflos, andere liefen gar zu den Russen über", schreibt die "Neue Zürcher Zeitung" über die Ereignisse.

Bis 2014 sei die ukrainische Kommandostruktur nach sowjetischem Vorbild stark zentralisiert gewesen. Die meisten hohen Positionen im ukrainischen Sicherheitsapparat hätten Russen besetzt, die ihre gesamte Karriere in der Sowjetunion verbracht hätten, sagte der norwegische Militärexperte Hans Petter Midttun der Zeitung. "Ihre Loyalität zur Ukraine sowie ihre Bereitschaft zur Veränderung waren dementsprechend begrenzt."

Saluschnyj soll hohes Ansehen unter den Soldaten genießen

Nach den Ereignissen von 2014 wurde die ukrainische Armee grundlegend reformiert und auf die Zusammenarbeit mit der Nato getrimmt. Allein die USA haben die Ukraine seither nach eigenen Angaben mit zehn Milliarden Dollar unterstützt, Nato-Offiziere haben Tausende ukrainische Soldaten trainiert. Als Leiter der Gefechtsausbildung hatte daran seit 2015 auch Walerij Saluschnyj großen Anteil, indem er das Training an westlichen Waffen forcierte und gemeinsame Übungen mit britischen und US-Einheiten organisierte.

Hohes Ansehen genießt Saluschnyj nach Angaben von "Radio Free Europe" auch unter den einfachen Soldaten. Saluschnyj war ab 2014 im Donbass stationiert und habe dort auch an vorderster Front Kampferfahrung gesammelt. Unter den Soldaten gelte er als uneitel und aufgeschlossen gegenüber ihren Problemen. Auch nach seiner Ernennung zum Generalmajor 2017 habe es Saluschnyj nicht eilig gehabt, in eine Stabsposition zu wechseln.

Saluschnyj gibt Offizieren im Feld mehr Freiheit

Nach seiner Beförderung zum Oberbefehlshaber im Juli 2021 trieb Saluschnyj die Reform der ukrainischen Armee energisch voran, ab November des Jahres gemeinsam mit dem neuen Verteidigungsminister Oleksij Resnikow. "Bis zu dem Zeitpunkt hatte die Ukraine eine komplett dysfunktionale Kommandostruktur", sagt die Osteuropaexpertin Sarah Whitmore der "Neuen Zürcher Zeitung".

Eine von Saluschnyjs ersten Amtshandlungen sei es gewesen, den Offizieren im Feld mehr Autonomie zu geben, damit sich eine Situation wie 2014 nicht wiederhole. Seither dürfen die Soldaten an der Front auch ohne Rücksprache mit Kiew das Feuer erwidern, wenn sie beschossen werden.

Verwendete Quellen
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