Interview bei französischem Sender Lawrow äußert sich zu Putins Gesundheitszustand
Russlands Außenminister hat die Einnahme des ostukrainischen Donbass in einem Interview als "bedingungslose Priorität" bezeichnet. Spekulationen über eine mögliche Krankheit Putins erteilte er eine Absage.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat sich in einem Interview auf eine Frage zur Gesundheit von Präsident Wladimir Putin geäußert und Spekulationen zu einer möglichen Krankheit zurückgewiesen.
Der Präsident, der im Oktober 70 Jahre alt wird, erscheine täglich in der Öffentlichkeit, sagte der Außenminister. "Sie können ihn auf den Bildschirmen beobachten, seine Auftritte lesen und hören. Ich glaube nicht, dass vernünftige Leute in diesem Menschen Anzeichen einer Krankheit oder eines Unwohlseins sehen können", sagte Lawrow dem russischen Außenamt zufolge in einem Interview mit dem französischen Sender TF1. Das Ministerium veröffentlichte die Antworten am Sonntag auf seiner Internetseite.
Gerüchten zufolge steht es nicht gut um den Kremlchef, er habe sich im Mai einer Operation unterziehen müssen. Bestätigen lässt sich das nicht, Putins Krankenakte ist ein streng gehütetes Geheimnis. Seine Gesundheit und sein Privatleben sind in Russland ein Tabuthema und werden fast nie in der Öffentlichkeit diskutiert.
Zuletzt stand eine mögliche Krebserkrankung Putins im Fokus der Aufmerksamkeit: So berichtete kürzlich das US-Magazin "New Lines", dass Putin schwer an Blutkrebs leide und große Mengen Medikamente brauche. Das habe ein Vertrauter des Kremlchefs unwissentlich preisgegeben. Zuvor hatte ein Team russischer Investigativjournalisten herausgefunden, dass Putin seit einigen Jahren fast durchgehend von Spezialärzten begleitet wird.
Lawrow spricht von "Befreiung" des Donbass
Lawrow sprach in dem Interview auch über die Einnahme des ostukrainischen Donbass und bezeichnete diese als "bedingungslose Priorität". Es gehe darum, die ukrainische Armee und Bataillone aus den von Moskau als unabhängige Staaten anerkannten Gebieten Donezk und Luhansk zu drängen, sagte Lawrow dem russischen Außenamt zufolge in einem Interview mit dem französischen Sender TF1. Das Ministerium veröffentlichte die Antworten am Sonntag auf seiner Internetseite.
In anderen Gebieten der Ukraine, in denen Russland eine "militärische Operation" durchführe, müssten die Bewohner selbst über ihre Zukunft entscheiden, sagte Lawrow. Hingegen rechnet die Regierung in Kiew damit, dass es etwa in der ukrainischen Region Cherson ein gelenktes Referendum geben könnte über die Ausrufung einer "Volksrepublik" nach dem Vorbild der prorussischen Separatistengebiete Luhansk und Donezk.
Lawrow sorgt immer wieder mit Äußerungen für Ärger
Putin hatte zu Beginn des Angriffskriegs am 24. Februar gesagt, dass Moskau die ukrainischen Gebiete nicht besetzen wolle, sondern prüfen werde, wie die Menschen reagieren. Lawrow sprach in dem Interview erneut von einer angeblichen "Befreiung" des Donbass vom "Kiewer Regime".
Der Außenminister sorgt immer wieder mit seinen Äußerungen und Vergleichen für Empörung. Er behauptet immer wieder, in der ukrainischen Regierung gebe es Neonazis. Zuletzt hatte ein Hitler-Vergleich Lawrows im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg in Israel Empörung ausgelöst. Auch die Bundesregierung distanzierte sich danach. Regierungssprecher Steffen Hebestreit nannte die Äußerung Lawrows "absurd". Er sagte in Berlin: "Ich glaube, die russische Propaganda, die in diesem Fall durch den Außenminister Lawrow getätigt wird, die braucht es nicht, weiter kommentiert zu werden."
- Nachrichtenagentur dpa