"Einer der Stürze war schwerwiegend" Bericht liefert Details über Putins Gesundheitszustand
Wegen seiner Leidenschaft fürs Reiten soll Wladimir Putin schon zwei Mal am Rücken operiert worden sein, berichten russische Journalisten. Sie fanden auch neue Hinweise auf die Corona-Angst des 69-Jährigen.
Das Image des starken Mannes gehörte von Anfang an zur Machtinszenierung von Wladimir Putin. Mal zeigte sich der Kremlchef mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd reitend, mal mit Jagdgewehr in der Hand über einem toten Tiger posierend. Tatsächlich scheint sich der 69-Jährige aber ernsthafte Sorgen um seine Gesundheit zu machen, wie ein Bericht russischer Investigativjournalisten jetzt zeigt.
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Der gemeinsamen Recherche von "Proekt media" und "Meduza" zufolge wird Putin seit mindestens 2016 bei Aufenthalten in seiner Residenz in Sotschi stets von mehreren Fachärzten begleitet. Am häufigsten bei Putin sei der Chirurg Jewgeni Seliwanow, der sich auf die Behandlung von Schilddrüsenkrebs spezialisiert hat. Um dieses Thema soll es auch bei einem Treffen Putins mit dem Leiter des Nationalen Medizinischen Forschungszentrums für Endokrinologie, Iwan Dedow, im Juli 2020 gegangen sein.
Hinweise auf Putins Furcht vor Corona
Hinweise liefert der Bericht auch auf Putins angebliche Furcht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. So habe sich Putin am 13. September 2020 nach einer längeren Isolation wegen der Pandemie mit russischen Sportlern für einen Fototermin getroffen. Als die Athleten Putin umringten, habe dieser plötzlich verkündet, er müsse sich jetzt in Isolation begeben, weil zu viele infizierte Menschen im Raum seien. Danach sei Putin im ganzen September 2020 nicht mehr öffentlich aufgetreten.
Gerüchte über Putins Furcht vor Corona machten zuletzt kurz vor Kriegsbeginn die Runde. Sie soll der Grund sein, weshalb Putin sowohl eigene Untergebene als auch ausländische Regierungsvertreter auf Abstand hält – oft an absurd langen Tischen.
Einmal sollen 13 Ärzte bei Putin in Sotschi gewesen sein
Für ihren Bericht werteten die Journalisten öffentlich zugängliche Daten des russischen Beschaffungswesens aus. Das hatte nämlich die Verträge zwischen dem Moskauer Krankenhaus, das Putins Ärzte stellt, und verschiedenen Hotels ins Sotschi veröffentlicht.
Aus diesen Dokumenten geht hervor, dass Putins Ärzte zwischen 2016 und 2020 immer genau dann nach Sotschi reisten, wenn auch Putin gerade dort war. Bis 2017 waren es demnach im Schnitt fünf Ärzte, die Putin begleiteten, im Jahr 2019 sogar im Schnitt neun. Am Wochenende des 30. November 2019 sollen sogar 13 Ärzte auf einmal mit Putin in Sotschi gewesen sein, darunter eine Spezialistin für Wirbelsäulenverletzungen.
"Einer der Stürze aus dem Sattel war sehr schwerwiegend"
Schon im November 2016 soll sich Putin einem Eingriff, "höchstwahrscheinlich am Rücken", unterzogen haben. Damals verschwand der Kremlchef für mehrere Tage aus der Öffentlichkeit. In den insgesamt sechs Tagen sollen zwölf Ärzte Putin in seinem Sanatorium in Sotschi aufgesucht haben, darunter Spezialisten aus der Abteilung für Neurochirurgie des Moskauer Zentralklinikums, heißt es in dem Bericht.
Ursache für Putins Rückenprobleme soll seine Leidenschaft fürs Reiten sein: "Die mit dieser Tätigkeit verbundenen Verletzungen gingen nicht an ihm vorbei", schreiben die Autoren. "Einer der Stürze aus dem Sattel war sehr schwerwiegend – 'Putin konnte einige Zeit nicht einmal auf den Beinen stehen, und dann wurde er lange behandelt', erinnert sich ein Bekannter des damaligen Staatsoberhauptes."
- Proekt media: Untersuchung zum 70. Jahrestag von Wladimir Putin