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Ukraine-Krieg | Desaster am Siwerskyj Donez: "Wie idiotisch muss man sein?"


"Wie idiotisch muss man sein?"
Russische Experten entsetzt über Desaster am Siwerskyj Donez

Von t-online, mk

Aktualisiert am 16.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Blick auf das Schlachtfeld am Siwerskyj Donez: Mehr als 50 zerstörte russische Panzerfahrzeuge liegen an den Ufern des Flusses im Osten der Ukraine. (Quelle: t-online)

Am Siwerskyj Donez hat die ukrainische Armee ein komplettes russisches Bataillon zerstört, Hunderte Soldaten sollen tot sein. Für den Kreml ist die Niederlage nicht nur ein militärisches Desaster.

Sympathien für die Ukraine kann man Juri Podoliak nicht nachsagen, jedenfalls nicht beim Blick in seinen Telegramkanal. Dort versorgt der russische Militärblogger mehr als 2,1 Millionen Abonnenten täglich mit Kriegspropaganda und seiner Einschätzung zur "militärischen Spezialoperation" des Kreml. Podoliaks jüngste Äußerungen dürften den Verantwortlichen in Moskau allerdings gar nicht gefallen haben.

"Ich habe jetzt eine ganze Weile den Mund gehalten und mich mit Kritik am russischen Militär zurückgehalten", sagt Podoliak in einem Video von Freitag. "Aber nach den Ereignissen bei Bilohoriwka ist meine Geduld aufgebraucht." Bilohoriwka ist inzwischen zum Synonym für Russlands Desaster am Siwerskyj Donez geworden.

Russland verliert Dutzende Panzer und Hunderte Soldaten

Für die russische Armee sollte die Querung des Flusses im Osten der Ukraine ein entscheidender Schritt bei der weiteren Eroberung des Donbass sein, stattdessen wurde die Aktion zu einer der bislang größten russischen Niederlagen in diesem Krieg. Die ukrainischen Verteidiger entdeckten die russischen Aktivitäten an dem Fluss frühzeitig und beschossen den Ort mit Artillerie, wie in diesem auf Twitter verbreiteten Video zu sehen ist:

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Mithilfe von öffentlich zugänglichen Satellitenbildern vom Ort des Geschehens haben Fachleute inzwischen mehr als 80 zerstörte russische Panzer und Panzerfahrzeuge gezählt, darunter auch wertvolles Spezialgerät zum Überqueren von Flüssen. Nach dem ersten Anlauf am 10. Mai soll die russische Armee noch mehrere weitere Versuche zur Querung gestartet haben, die aber alle zurückgeschlagen wurden. Nach Angaben der US-Forscher vom "Institute for the Study of War" hat Russland am Siwerskyj Donez auch 485 von 550 eingesetzten Soldaten verloren.

Blogger üben offen Kritik am Kreml

"Im Krieg gibt es immer Probleme", fährt Juri Podoliak in seiner Manöverkritik fort. "Aber wenn dieselben Probleme drei Monate später immer noch da sind und sich augenscheinlich nichts ändert, dann fangen ich und Millionen russischer Bürger an, den Verantwortlichen für diese Militäroperation Fragen zu stellen." Es sei lächerlich, wenn der Kreml behaupte, alles laufe nach Plan, so Podoliak, während es an der Front "einen katastrophalen Mangel an Ausrüstung" gebe.

Noch deutlicher wird der russische Militärblogger Wladlen Tatarski, dem auf Telegram immerhin mehr als 330.000 Abonnenten zuhören: "Die Offensive im Donbass wird nicht nur durch den Mangel an Aufklärung und Informationen behindert, sondern auch durch die Generäle. Bis wir den Namen dieses 'Militärgenies' erfahren, das das Bataillon in der Nähe des Flusses stationiert hat, wird es keine Reformen in der Armee geben", schreibt Tatarski in sarkastischem Ton.

Sabotage "würde die Situation viel einfacher erklären"

Der Blogger hinter dem Psyeudonym "Starshe Eddy" vermutet hinter dem Desaster am Siwerskyj Donez gar Sabotage aus den eigenen Reihen: "Hatte der Kommandant des Übergangs bei Bilohoriwka nicht die Information, dass es im dritten Kriegsmonat nicht möglich ist, in großen Kolonnen zu reisen und sie in einem engen Bereich vor einer Wasserbarriere zu sammeln?", schreibt er in seinem Telegramkanal mit mehr als 391.000 Abonnenten. "Wie idiotisch muss man sein, um das nicht zu verstehen? Wobei das vielleicht kein Schwachsinn ist, sondern direkte Sabotage. Das würde diese Situation, ehrlich gesagt, viel einfacher erklären."

Nach Angaben des "Institute for the Study of War" könnten die Äußerungen dieser einflussreichen Blogger in Russland durchaus einen Effekt auf die öffentliche Wahrnehmung des Krieges haben: "Menschen, die mit strikter Zensur unter einem autoritären Regime leben, vertrauen scheinbar unabhängigen Einzelstimmen häufig mehr als der offiziellen Propaganda", schreiben die Autoren in ihrem Lagebericht vom 14. Mai. "Die Einschätzung dieser weithin gelesenen Blogger könnte die aufkeimenden Zweifel an einem russischen Sieg in der Ukraine noch befeuern."

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