Kritik am Altkanzler Morawiecki: "Schröder hat keine Scham, keinerlei Gewissensbisse"
Polen hat bereits mehr als 2,5 Millionen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki fordert dafür Geld von der EU – und rechnet mit Gerhard Schröder ab.
Polen erwartet von der Europäischen Union Hilfsgelder zur Versorgung der vielen ukrainischen Kriegsflüchtlinge – ähnlich wie sie nach der Flüchtlingskrise 2015 für die Türkei beschlossen wurden. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte der "Bild"-Zeitung, sein Land versorge verwundete Soldaten aus der Ukraine und beherberge 2,5 Millionen Flüchtlinge, "für die wir Polen unsere Türen und Herzen geöffnet haben".
Er fügte an: "Dafür brauchen wir Geld." Doch für die Versorgung der Geflüchteten habe die EU "bisher keinen Cent gezahlt". Polen wolle eine faire Behandlung. "Die Türkei wurde bei der letzten Flüchtlingswelle mit Milliarden unterstützt. Ich denke: Auch wir haben jetzt EU-Hilfe verdient", sagte er.
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Kritik an Altkanzler Schröder
Empört äußerte sich der Regierungschef über Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der massiv in der Kritik steht, weil er sich trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht von seinen Posten bei russischen Energieunternehmen trennt. Auf die Frage, ob er Schröder noch die Hand geben würde, sagte Morawiecki: "Nein, auf keinen Fall. Seine letzten Äußerungen zeigen: Dieser Mann hat nichts dazugelernt. Er hat keine Scham, keinerlei Gewissensbisse. Wir alle kennen die schrecklichen Bilder der Kriegsverbrechen aus Butscha, Hostomel und anderswo. Wen das nicht zum Umdenken bewegt, der hat keinen Anstand."
Der polnische Regierungschef erklärte weiter, er erwarte keine Entschuldigungen deutscher Politiker, die Polens Warnungen vor den Gas-Pipelines aus Russland stets ignoriert hätten. Aber, so Morawiecki: "Die Kehrtwende in der deutschen Politik war überfällig. Vergessen Sie nicht: Nord Stream 2 wurde nach dem Überfall auf die Krim und die Ost-Ukraine beschlossen. Wir Polen haben uns niemals Illusionen gemacht über die Folgen auf die Politik des Kreml. Ich sage: Lieber spät als nie."
- Nachrichtenagentur dpa