Waffe aus dem Ersten Weltkrieg Viele Opfer von Butscha wurden durch kleine Metallpfeile getötet
In den Leichen Dutzender Zivilisten bei Kiew haben Ermittler kleine Metallpfeile gefunden, sogenannte Fléchettes. Diese werden mit Artilleriegranaten verschossen und töten wahllos auf großer Fläche.
In den Vororten nördlich von Kiew haben Ermittler neue Hinweise auf Grausamkeiten der russischen Armee gefunden. In den Leichen Dutzender getöteter Zivilisten in Butscha und Irpin seien kleine Metallpfeile entdeckt worden, sogenannte Fléchettes – auf Deutsch: "Pfeilchen". Das berichtet der "Guardian" unter Berufung auf ukrainische Ermittler und bestätigt damit Recherchen der "Washington Post".
"Wir haben viele sehr dünne, nagelförmige Objekte in den Körpern von Frauen und Männern gefunden", sagte der Pathologe Wladyslaw Pirowski der Zeitung. Diese seien im Körper kaum zu entdecken, weil sie so klein sind. Unabhängige Waffenexperten hätten der Zeitung bestätigt, dass es sich bei den gefunden Pfeilen tatsächlich um Fléchettes handelt – einer besonders grausamen Artilleriewaffe aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.
Fléchettes sind international nicht geächtet
Fléchettes werden in Artillerie- oder Panzergranaten verschossen. Eine einzelne enthält bis zu 8.000 der Minigeschosse, die sich bei der Detonation über dem Boden auf einer Fläche von 100 mal 300 Metern verteilen – und furchtbare Verletzungen auslösen. Beim Eintritt in den menschlichen Körper verformen sich die Pfeile zu Haken, während der hintere Teil häufig abbricht und weitere Wunden verursacht.
Zuvor hat die "Washington Post" berichtet, dass viele Einwohner von Butscha und Irpin nach russischem Beschuss Fléchettes auf ihren Höfen und in den Straßen entdeckt hatten. Menschenrechtsorganisationen drängen schon lange auf eine Ächtung der Waffen, doch nach internationalem Recht ist nur ihr Einsatz in dicht besiedelten Gebieten verboten. Laut "Guardian" setzten die USA Fléchettes-Geschosse zuletzt im Vietnam-Krieg ein, die israelische Armee soll die Waffe im Gaza-Krieg 2008 benutzt haben, so Amnesty International.