Massaker in der Ukraine BND: Russische Soldaten planten Morde in Butscha per Funkspruch
Wenige Tage nachdem Hunderte Zivilisten im ukrainischen Butscha ermordet wurden, erhärtet sich der Verdacht gegen russische Truppen. Abgefangene Funksprüche offenbaren das wohl kaltblütige Morden.
Nach den Gräueltaten im ukrainischen Ort Butscha, nahe der Hauptstadt Kiew, erhärtet sich der Verdacht gegen russische Truppen. Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat bedrückende neue Erkenntnisse, die dafür sprechen, dass russische Soldaten Zivilisten in Butscha ermordet haben, das berichtet der "Spiegel".
In dem Ort wurden nach dem Abzug russischer Militärs am Wochenende ein Massengrab und die Leichen Hunderter ermordeter Zivilisten entdeckt – teils mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Russland bestritt den Vorwurf, in Butscha Kriegsverbrechen begangen zu haben. Abhöraufnahmen des Auslandsgeheimdienstes entkräften die Aussagen des Kremls nun jedoch, so der "Spiegel" unter Berufung auf den BND.
Demnach hätten russische Soldaten Morde an Zivilisten in Butscha per Funk besprochen. Einzelne der Funksprüche sollen sich auch einigen in Butscha fotografierten Leichen zuordnen lassen, etwa denen, die entlang der Hauptstraße gefunden wurden. So soll in einem Funkspruch ein Soldat einem anderen schildern, er und seine Kollegen hätten eine Person von ihrem Fahrrad geschossen. Ein Bild einer Leiche mit ihrem Fahrrad ging um die Welt. In einem anderen Funkspruch soll ein Mann sagen: Man befrage Soldaten zunächst, dann erschieße man sie.
BND: Soldaten sprechen über Gräueltaten wie über ihren Alltag
Aus dem Material soll auch hervorgehen, dass Bedienstete von russischen Söldnertruppen wie der "Gruppe Wagner" maßgeblich an den Gräueltaten beteiligt waren. Diese war bereits bei ihrem Einsatz in Syrien durch besondere Grausamkeit aufgefallen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die Aufnahmen des BND deuten darauf hin, dass es sich weder um Zufallstaten handele noch um Aktionen einzelner aus dem Ruder gelaufener Soldaten. Vielmehr lege das Material nahe, so hieß es, die Soldaten unterhielten sich über die Gräueltaten wie über ihren Alltag.
Dies, so hieß es in Berlin am Mittwoch während der parlamentarischen Vorstellung der Ergebnisse, deute darauf hin, dass Morde an Zivilisten Teil des üblichen Handelns der russischen Militärs geworden seien, möglicherweise sei es Teil einer klaren Strategie. Es gehe darum, unter der Zivilbevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten und Widerstand zu ersticken.
- Spiegel Vorab-Meldung vom 07. April 2022