Verschleppter Bürgermeister von Melitopol "Ich hörte die Schreie von Gefolterten nebenan"
Seine Stadt besetzt, er selbst verschleppt: Mehrere Tage lang wurde der Bürgermeister von Melitopol, Iwan Fedorow, von russischen Kräften festgehalten. Nun erzählt er von der Zeit im Gefängnis.
Der Bürgermeister der südukrainischen Stadt Melitopol, Iwan Fedorow, hat bei einem Besuch in Frankreich seine Festnahme durch russische Soldaten geschildert. "Ich war in einem Krisenzentrum in Melitopol, russische Soldaten kamen, sie sagten mir, dass sie mich unter dem Vorwand verhafteten, dass ich eine radikale ukrainische Partei finanziere, von der ich nicht einmal wusste, dass es sie gibt", sagte Fedorow am Donnerstag dem Sender BFMTV.
"Sie haben mich ins Gefängnis gebracht, in eine Zelle, in der ich mehrere Stunden ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeit verbracht habe", erzählte er weiter. "Ich konnte nicht einmal meine Eltern anrufen. Ich hörte die Schreie von Gefolterten aus den Zellen nebenan."
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Melitopol war in den ersten Tagen des russischen Angriffs auf die Ukraine von den russischen Truppen besetzt worden. Fedorow wurde am 11. März verschleppt. Nach übereinstimmenden Angaben aus Kiew und Moskau kam er wenige Tage später im Austausch gegen neun junge russische Soldaten wieder frei.
"Die russischen Soldaten haben mich entführt, um meinen Kollegen zu zeigen, was sie mit denen machen können, die sich weigern, mit Russland zusammenzuarbeiten", sagte der Bürgermeister nach einem Treffen mit dem Präsidenten des französischen Senats. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte nach der Entführung bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron um Hilfe bei der Befreiung des Lokalpolitikers gebeten.
- Nachrichtenagentur AFP