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Putins Krieg in der Ukraine: Selenskyj, Raketenabwehr, Schulden – aktuelle Lage


Neue Raketenabwehr und humanitärer Korridor
Ukraine-Krieg: Die Lage am Mittwochmorgen

Von dpa, afp
Aktualisiert am 09.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine Patriotraketen-Einheit in Litauen (Archivbild): Die USA wollen die Abwehrsystem auch in die Ukraine liefern.Vergrößern des Bildes
Eine Patriotraketen-Einheit in Litauen (Archivbild): Die USA wollen die Abwehrsystem auch in die Ukraine liefern. (Quelle: Karolis Kavolelis/imago-images-bilder)

Die USA lehnen Polens Vorschlag für MiG-Kampfjets für die Ukraine ab, der wirtschaftliche Druck auf Putin wächst – und so auch die Flüchtlingsströme. Ein Überblick über die aktuellen Entwicklungen.

Russland hat auch für Mittwoch die Öffnung mehrerer "humanitärer Korridore" in der Ukraine angekündigt. Ab 8 Uhr MEZ sollten lokale Waffenruhen gelten, meldeten russische Nachrichtenagenturen am Dienstagabend unter Berufung auf eine für humanitäre Fragen zuständige Abteilung des Verteidigungsministeriums.

Zuvor waren die ersten Zivilisten über einen offiziellen Evakuierungskorridor aus der umkämpften Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine gebracht worden. Die Kämpfe gingen unterdessen weiter.

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"Der erste Konvoi von 22 Bussen ist bereits in Poltawa angekommen", erklärte ein Kiewer Regierungsbeamter am Dienstagabend. Poltawa liegt rund 175 Kilometer südlich von Sumy. Dort seien die Menschen "in Sicherheit", sagte der Beamte.

In Sumy hatten die russischen Streitkräfte am Morgen die Einrichtung eines offiziellen Fluchtkorridors angekündigt. Der Beschuss sei eingestellt worden. Nach Angaben aus Kiew war am Abend eine zweite Gruppe von 39 Bussen auf dem Weg nach Poltawa. Rund 6.700 Menschen hätten sich aus der Großstadt Sumy gerettet, erklärte die ukrainische Regierung in der Nacht zum Mittwoch.

Im nordwestlichen Kiewer Vorort Irpin beobachtete ein Reporter der AFP, wie weiterhin Hunderte Menschen auf behelfsmäßigen Stegen aus Brettern und Metallstücken den gleichnamigen Fluss überquerten. Eine Bewohnerin berichtete, dass es "kein Wasser, Gas oder Strom" mehr gegeben habe und sie sich tagelang im Keller verstecken musste. Verzweifelte Menschen versuchten auch, den nördlichen Vorort Butscha zu verlassen.

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In der umkämpften, strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer saßen unterdessen nach ukrainischen Regierungsangaben weiterhin 300.000 Zivilisten fest. Dort waren zuvor erneut Evakuierungsversuche über humanitäre Korridore gescheitert.

Offenbar neue Militärkolonne unterwegs

Das US-Verteidigungsministerium berichtete unterdessen von einer neuen russischen Militärkolonne, die von Nordosten her auf Kiew vorrückte. Die Hauptkolonne aus dem Norden war vor mehreren Tagen zum Stillstand gekommen.

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Eine AFP-Reporterin berichtete von kilometerlangen Autoschlangen aus der Stadt Mykolajiw in der Nähe von Odessa im Süden des Landes. Die Menschen flohen dort vor anhaltenden Kämpfen in der Region. Schüsse waren zu hören.

Der ukrainische Generalstab berichtete schließlich von neuen Kämpfen in Isjum im Osten. Das dortige Zentralkrankenhaus sei völlig zerstört, teilte die Stadtverwaltung mit.

USA lehnen Polens Vorschlag für Kampfjets ab

Die polnische Regierung hat am Dienstagabend überraschend vorgeschlagen, MiG-29-Kampfjets zur deutschen US-Basis Ramstein fliegen zu wollen. Von dort sollen diese von den USA an die Ukraine geliefert werden. Im Gegenzug soll Polen amerikanische Kampfflugzeuge erhalten. Allerdings lehnen die USA den Vorschlag zunächst ab – man befürchtet, dass Russland dies als Eingriff der Nato in den Krieg versteht. Lesen Sie hier mehr dazu.

Stattdessen will das Pentagon die Abwehrbereitschaft der ukrainischen Streitkräfte erhöhen. Ein Sprecher des US-Europa-Kommandos kündigte an, dass zwei Patriot-Raketensysteme in die Ukraine geliefert werden sollen. Diese können sowohl Flugzeuge als auch Raketen und Marschflugkörper abfangen.

Diskussionen über den zukünftigen Status der Ukraine

Die Ukraine schließt nicht aus, in Verhandlungen mit Russland auch über eine mögliche Neutralität des Landes zu sprechen. "Solche Fragen ließen sich in Verhandlungen diskutieren, das ist durchaus möglich", sagte Ihor Showkwa, außenpolitischer Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen" auf die Frage, ob die Ukraine bei Verhandlungen bereit sein könnte, einen neutralen Status zu akzeptieren. Showkwa warb für ein Treffen auf Präsidentenebene. "Der Krieg muss enden", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer am Dienstagabend veröffentlichten Videobotschaft. "Wir müssen uns an den Verhandlungstisch setzen."

DIW fürchtet russische Staatsschuldenpleite

Der Präsident des Berliner DIW-Instituts, Marcel Fratzscher, hält eine Staatsschuldenpleite Russlands in den kommenden Monaten für sehr wahrscheinlich. Aufgrund der westlichen Sanktionen wegen des Kriegs gegen die Ukraine bestehe ein hohes Risiko, dass Russland seine Schulden bei internationalen Investoren nicht bediene, sagte Fratzscher der Deutschen Presse-Agentur. Bei einem Zahlungsausfall könne es zu Verwerfungen auf den Finanzmärkten kommen.

Die US-Ratingagentur Fitch hatte in der Nacht zu Mittwoch die Kreditwürdigkeit Russlands erneut herabgestuft. Die Agentur bewertete das Risiko, dass Russland seine Staatsschulden nicht mehr zurückzahlen könnte, in der Nacht zum Mittwoch als "unmittelbar bevorstehend" und senkte die Bewertung von "B" auf "C". Fitch begründete die neue Bewertung mit "Entwicklungen, die Russlands Bereitschaft zur Rückzahlung der Staatsschulden weiter untergraben haben".

US-Präsident Joe Biden hatte in der Nacht einen Importstopp für russisches Öl verkündet. Allerdings stehen die USA damit noch recht allein da – viele Länder sind auf russisches Öl angewiesen. Deutschland bezieht große Mengen an Gas aus Russland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warnte am Dienstag im Falle eines westlichen Embargos russischer Energielieferungen vor schweren Schäden für Deutschland.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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