"Platz in euren Herzen gefunden" 167 Kinder aus ukrainischem Heim in Freiburg angekommen
Nach einer turbulenten Flucht mit Bussen sind knapp 200 Menschen aus einem Kinderheim in der Nähe von Kiew sicher in Freiburg eingetroffen. Der Leiter des Heimes fand bei seiner Ankunft berührende Worte.
167 Heimkinder aus der Nähe von Kiew und 30 Erwachsene sind auf Initiative der evangelischen Stadtmission am Sonntag in Freiburg eingetroffen. Sie kamen mit mehreren Bussen über Polen und Dresden nach Südbaden. "Wir sind alle fassungslos und schockiert, können es einfach nicht verstehen, was gerade in der Ukraine passiert", sagte Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn.
Neben den großen politischen Entwicklungen gehe es auch um menschliche Schicksale. Deswegen habe die Stadt Freiburg die Evakuierungsaktion unterstützt. Die Kinder und ihre Betreuer werden in Freiburg in verschiedenen Einrichtungen untergebracht, verpflegt und medizinisch versorgt.
Die Kinder kommen aus dem Heim "Vaterhaus" bei Kiew. Die Freiburger Stadtmission engagiert sich seit Jahren für dieses Kinderheim und hatte die Stadt gebeten, eine Aufnahme der jungen Menschen in der Stadt zu ermöglichen.
"Wir tun unser Möglichstes und sind total froh, dass jetzt vier Busse angekommen sind, mit fast 200 Personen", sagte Horn. "Das war ein Auf und Ab, ein Festsitzen in der Ukraine. Es gab zweimal einen Buskomplettausfall. Letztlich haben wir sie dann durch Polen hindurch bis nach Dresden geschafft, wo sie gegen Mitternacht angekommen sind", beschrieb der Oberbürgermeister die dramatische Anreise der Menschen.
Heimleiter: "Kinder in Stunden um 10 Jahre gealtert"
Der Leiter des Heimes in der Nähe von Kiew zeigte sich bei seiner Ankunft tief berührt von der Hilfsbereitschaft. Der Plan, die Kinder aus dem Kriegsgebiet zu bringen, sei erst durch den Anruf aus Freiburg Realität geworden, sagte Roman Korniko mithilfe eines Dolmetschers vor den anwesenden Journalisten: "Wir haben nicht um Hilfe gebeten, aber sie gebraucht. Und wir haben einen Platz in euren Herzen gefunden."
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Die Flucht beschreibt Korniko in seiner Ansprache als turbulent. Im Westen der Ukraine, als sie sich schon in Sicherheit wähnten, sei der Bus zeitweise unter Beschuss geraten. Um keine Zeit mit Toilettengängen zu verschwenden, seien die Kinder angehalten worden, auf der Fahrt nichts zu trinken oder zu essen.
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"In wenigen Stunden nach Kriegsbeginn sind die Kinder um zehn Jahre gealtert", fasste der Heimleiter die dramatische Situation zusammen. Doch für die Ankunft in Freiburg habe er ihnen versprochen, "dass ihre Kindheit wieder zurückkehrt."
Wegen der dramatischen Lage in der Ukraine bereitete sich Baden-Württemberg am Wochenende auf weitere Flüchtlinge vor. Das Migrationsministerium, der Landkreistag, Städtetag und Gemeindetag sowie die vier Regierungspräsidien verständigten sich darauf, ukrainische Flüchtlinge zunächst in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes unterzubringen.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherchen