Parlamentswahlen in Kanada Kostet ein Foto Premierminister Trudeau die Wiederwahl?
Weil er auf eine absolute Mehrheit hoffte, rief Kanadas Premier Trudeau vorgezogene Neuwahlen aus. Doch jetzt zeichnet sich ein enges Rennen ab – und ein Foto bringt Trudeau zusätzlich in Bedrängnis.
Bei den Neuwahlen in Kanada haben die ersten Wahllokale geöffnet. Am Morgen konnten in Neufundland im Osten des riesigen Landes die ersten der über 25 Millionen Kanadier ihre Stimme abgeben. Landesweit zeichnet sich ein knappes Rennen zwischen dem liberalen Amtsinhaber Justin Trudeau und seinem konservativen Herausforderer Erin O'Toole ab.
Letzte Umfragen sahen die Liberalen vorne. Eine absolute Mehrheit dürfte allerdings eher schwer zu erreichen sein, eine Mehrheit für die Konservativen scheint ebenfalls unwahrscheinlich.
Trudeau hoffte auf absolute Mehrheit
Mit ersten Ergebnissen wird in der Nacht zu Dienstag unserer Zeit gerechnet. Da es mehr Briefwähler als normalerweise gibt, könnte sich der Zeitpunkt für aussagekräftige Resultate allerdings nach hinten verschieben. Trudeau regiert in dem flächenmäßig zweitgrößten Land der Erde mit knapp 38 Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern seit 2015 – seit zwei Jahren steht er nur noch einer Minderheitsregierung vor.
Der 49-Jährige hatte die vorgezogene Abstimmung vor wenigen Wochen mit der Hoffnung auf eine absolute Mehrheit ausgerufen, obwohl seine Minderheitsregierung stabil war. Trotz der engen Umfrageergebnisse scheinen die Liberalen erneut bessere Chancen zu haben, was auch am Wahlsystem liegt: Die Mandate in den 338 Wahlbezirken werden nach dem Prinzip der absoluten Mehrheit verteilt. Das kommt traditionell eher den Liberalen entgegen. Entscheidend sind lediglich einige Dutzend umkämpfte Bezirke – ein wenig vergleichbar mit den "Swing States" in den USA.
Altes Foto bringt Trudeau in Bedrängnis
Einen Tag vor Beginn der Abstimmung ist zudem ein Foto aufgetaucht, das Premierminister Trudeau in Schwierigkeiten bringt. Das Bild, das am Sonntag von "Canadian Proud" – einer gegen Trudeau gerichteten Kampagnengruppe – auf Twitter veröffentlicht worden war, zeigt Trudeau auf einer Veranstaltung im Jahr 2001, die unter dem Motto "Tausend und eine Nacht" stand.
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Der damals 29-jährige Trudeau trägt auf dem Bild ein Gewand samt Turban – sein Gesicht ist mit schwarzer Schminke bemalt. Eine solche Verkleidung, wenn weiße Menschen ihr Gesicht schwarz bemalen, um Schwarze darzustellen, wird in angelsächsischen Ländern als "Blackfacing" bezeichnet und gilt als rassistisch.
Bereits im Jahr 2019 war ein Bild von derselben Veranstaltung öffentlich geworden. Trudeau sah sich im Zuge ersten Fotoveröffentlichung dem Vorwurf des Rassismus ausgesetzt und musste sich öffentlich entschuldigen. Dass die Verkleidung rassistisch sei, habe er damals nicht gedacht. "Aber jetzt wissen wir es besser", räumte er später ein.
- Nachrichtenagentur dpa
- dailymail.co.uk: Conservatives demand 'clown' Trudeau is voted out