Sitzungspause unterbrochen Johnson stimmt Briten auf langwierige Lockdown-Maßnahmen ein
London (dpa) - Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Menschen in seinem Land auf langwierige Lockdown-Maßnahmen eingestimmt. Die Aufhebung der Einschränkungen werde schrittweise erfolgen, sagte Johnson am Mittwoch im Parlament in London.
Einen "Big Bang" werde es nicht geben. Die erste Lockerung werde eine Öffnung der Schulen sein, doch damit sei frühestens Mitte Februar zu rechnen. Ebenfalls bis Mitte Februar will die Regierung in London etwa 13 Millionen Menschen in den höchsten Risikostufen eine erste Impfstoff-Dosis verabreicht haben.
Die britische Lockdown-Verordnung mit Ausgangsbeschränkungen und Schulschließungen wurde am Mittwochabend mit großer Mehrheit vom Unterhaus bestätigt. Sie soll bis zum 31. März gelten. Johnson betonte, das Datum sei nicht deshalb gewählt, weil der Lockdown bis dahin dauern solle. Vielmehr gehe es darum, "einen steten, kontrollierten und faktenbasierten Übergang" zu ermöglichen. Dabei dürften Fortschritte nicht schnell wieder zunichtegemacht werden. Die Lockdown-Maßnahmen würden laufend überprüft und so schnell wie möglich beendet.
Es sei wichtig, dass die Menschen zunächst zu Hause blieben, auch um den Effekt der Corona-Impfungen nicht zu zerstören, sagte der Premier. "Jede Nadel in jedem Arm macht einen Unterschied." Großbritannien impfe bereits jetzt schneller als jedes vergleichbare Land, und die Quote werde sich hoffentlich noch erhöhen. Bisher haben Johnson zufolge landesweit mehr als 1,3 Millionen Menschen eine Dosis erhalten. Neben dem Impfstoff von Biontech und Pfizer wird in Großbritannien auch das heimische Vakzin der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca verabreicht.
Der Premierminister betonte, nach dem "Marathon des vergangenen Jahres" befinde sich das Land nun in einem "Sprint", um alle gefährdeten Menschen so schnell wie möglich zu impfen. "Wenn wir dieses Rennen für unsere Bevölkerung gewinnen wollen, müssen wir unserer Impf-Armee einen Vorsprung ermöglichen", sagte er. "Und deshalb müssen wir einmal mehr zu Hause bleiben, den (Gesundheitsdienst) NHS schützen und Leben retten."
Seit Dienstag gilt in England ein landesweiter Lockdown, es ist bereits der dritte. In den anderen Landesteilen Schottland, Wales und Nordirland gelten ähnliche Bestimmungen. Demnach sollen die Menschen ihre Häuser und Wohnungen nur verlassen, um einzukaufen, zur Arbeit oder zum Arzt zu gehen. Pro Tag ist es erlaubt, nur eine Stunde für Spaziergänge oder zum Joggen im Freien zu verbringen. Auch Schulen und nicht lebensnotwendige Geschäfte sind geschlossen, ebenso Fitness- und Sportstätten.
Großbritannien meldet derzeit jeden Tag mehrere Zehntausend neue Corona-Fälle. Am Mittwoch verzeichnete das Land mit mehr als 62.300 Fällen erneut einen Rekordwert an Neuinfektionen. Verantwortlich für die schnelle Ausbreitung macht die Regierung eine neue, möglicherweise ansteckendere Virus-Variante.