Gift in Unterhose Russischer Agent gesteht offenbar Anschlag auf Nawalny
Ein Spion hat offenbar den Mordversuch an Alexej Nawalny zugegeben – ausgerechnet gegenüber dem Opfer. Dabei erfuhr der Kreml-Kritiker, dass er mit Gift in seiner Unterhose getötet werden sollte.
Bei der Frage, wer für den Giftanschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny verantwortlich ist, hat sich nun offenbar ausgerechnet ein beteiligter russischer Geheimdienstagent verplappert – und den Mordversuch eingeräumt. Laut Recherchen des Nachrichtenmagazins "Spiegel", "Bellingcat" und "The Insider" offenbarte sich der Agent des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB ausgerechnet gegenüber Nawalny selbst in einem 49 Minuten langen Telefongespräch.
Nawalny hatte im Zuge der Spiegel-Recherchen, die eine Beteiligung des Kremls an dem Giftanschlag nahegelegt haben, bei mehreren Geheimdienstmitarbeitern angerufen und sich diesen als Assistent des Chefs des russischen Sicherheitsapparates ausgegeben. Offenbar glaubte mindestens einer der Agenten diesem Trick und besprachen mit Nawalny Details zum Mordversuch: Nach den Aussagen des FSB-Mann Konstantin Kudrjawzew haben die Attentäter das Nervengift Nowitschok auf der Innenseite einer Unterhose Nawalnys aufgebracht.
Agenten flogen nach Omsk und Spuren zu beseitigen
Kudrjawzew beschreibt außerdem, dass sowohl er als auch ein weiterer Agent nach Nawalnys Zusammenbruch nach Omsk geflogen seien, um dort restliche Kleidungsstücke Nawalnys einzusammeln und Spuren des Gifts zu beseitigen. Nawalny war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde der 44-Jährige, noch im Koma liegend, zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht.
Nach Angaben von drei europäischen Laboren, deren Ergebnisse von der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) bestätigt wurden, wurde Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Nawalny befindet sich immer noch in Deutschland, wo er sich von dem Anschlag erholt.
- Spiegel: Bericht vom 21.12.
- Video der Rechercheplattform "Bellingcat"
- Nachrichtenagentur AFP