"Es gibt keine Alternative" Großbritannien geht in zweiten Lockdown
Wie Deutschland und Österreich wird auch Großbritannien den November im Lockdown verbringen. Schulen und Universitäten bleiben offen, die meisten Geschäfte müssen schließen.
Nach mehreren anderen Ländern in Europa hat der britische Premierminister Boris Johnson auch für England einen Teil-Lockdown angekündigt. Ab kommenden Donnerstag sollen in England nur noch Schulen und Universitäten geöffnet bleiben, wie Johnson am Samstagabend bei einer Pressekonferenz erklärte. Alle anderen Orte – etwa Kultureinrichtungen, Sportzentren, nicht-lebensnotwendige Geschäfte sowie Restaurants und Pubs – müssen bis zum 2. Dezember schließen.
Schottland, Wales und Nordirland machen ihre eigenen Regeln. Dort gelten bereits weitgehend deutlich schärfere, temporäre Corona-Maßnahmen als bisher in England.
Großbritannien: knapp 22.000 Neuinfektionen
"Das Virus breitet sich derzeit schneller aus, als es unsere wissenschaftlichen Berater in einem Worst-Case-Szenario angenommen haben", sagte Johnson am Samstag. "Jetzt ist es Zeit zu handeln, denn es gibt keine Alternative." Die Maßnahmen seien notwendig, um Leben zu retten und den staatlichen Gesundheitsdienst NHS vor einer erneuten Überlastung zu schützen.
Der Regierungschef schwor die Briten darauf ein, ihr Zuhause nur noch in dringenden Fällen zu verlassen – wie Arbeit, Sport, Einkäufe oder die Pflege Angehöriger. Die britische Regierung hatte die Pressekonferenz überraschend am Samstagmittag angekündigt. Da hatte es bereits Berichte gegeben, dass Johnson einen neuen Teil-Lockdown erwägt. Am Samstag meldete Großbritannien knapp 22.000 Neuinfektionen.
Bisherige Maßnahmen reichen nicht aus
Damit durchbrach das Land die Schwelle von einer Million bestätigten Coronavirus-Fällen seit Beginn der Pandemie. In der letzten Woche habe die Zahl der Todesfälle bei durchschnittlich 230 pro Tag gelegen. Wissenschaftlern zufolge müsse in den kommenden Wochen täglich mit bis zu 500 mit dem Coronavirus infizierten Toten gerechnet werden.
Der Premierminister hatte es nach dem ersten landesweiten Lockdown im März bisher abgelehnt, eine solche Maßnahme erneut zu beschließen. Er setzte stattdessen auf regionale Beschränkungen nach einem dreistufigen Warnsystem. Experten warnen aber schon seit Tagen, dass diese Maßnahmen nicht mehr ausreichen, um die rasante Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP