Regimegegner und Querulant Sowjetischer Dissident Wladimir Bukowski gestorben
Wegen seiner Kritik am Staat saß er zwölf Jahre im sowjetischen Gefängnis, später wollte er Russlands Präsident werden. Nun ist der Querdenker
Der frühere Sowjetdissident und Buchautor Wladimir Bukowski ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Der für seine Enthüllungen über Missbrauch in der Psychiatrie der Sowjetunion bekannte Autor starb in seiner britischen Wahlheimat Cambridge an den Folgen eines Herzinfarkts, wie seine Pressestelle am Montag mitteilte.
Bukowski, der zwölf Jahre aus politischen Gründen in Haft gesessen hatte, gehört neben Alexander Solschenizyn (1918-2008) zu den bekanntesten Sowjetdissidenten. Er war als Regimegegner für geisteskrank erklärt und in die Strafpsychiatrie eingewiesen worden.
Kandidatur zu Präsidentschaftswahlen verwehrt
Auf Druck der Weltöffentlichkeit wurde Bukowski 1976 gegen den verhafteten chilenischen Kommunistenchef Luis Corvalan ausgetauscht. Auch nach dem Zerfall der Sowjetunion blieb er seiner früheren Heimat gegenüber kritisch eingestellt. 2008 wollte er zur Präsidentenwahl in Russland kandidieren. Weil er einen britischen Pass hatte und im Ausland lebte, verwehrte ihm die Wahlkommission die Zulassung.
In Deutschland bekanntgeworden ist Bukowski unter anderem durch die Bücher "Wind vor dem Eisgang" (1985) und "Abrechnung mit Moskau. Das sowjetische Unrechtsregime und die Schuld des Westens" (1996). Unter Präsident Wladimir Putin beklagte der Kremlgegner eine Rückkehr der Angst in Russland.
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Seine Kritiker hielten den am 30. Dezember 1942 geborenen Bukowski für einen Querulanten, der mit keinem heutigen Gesellschaftssystem zufrieden sei - weshalb ihm wohl auch im Westen einhellige Zustimmung verwehrt blieb. Gewarnt hatte er etwa auch vor einem neuen Superstaat Europa, der aus seiner Sicht mit seiner überbordenden Bürokratie schon jetzt Züge der Sowjetunion trage.
- Nachrichtenagentur dpa