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Justin Trudeau: Neues Video bringt Kanadas Premier in Schwierigkeiten


Trudeau entschuldigt sich
Neues Video bringt Kanadas Premier in Schwierigkeiten

Von afp
19.09.2019Lesedauer: 2 Min.
Justin Trudeau in Winnipeg: Der kanadische Premier steht wegen diskriminierender Aufnahmen aus der Vergangenheit in der Kritik.Vergrößern des Bildes
Justin Trudeau in Winnipeg: Der kanadische Premier steht wegen diskriminierender Aufnahmen aus der Vergangenheit in der Kritik. (Quelle: Sean Kilpatrick/The Canadian Press/dpa-bilder)

Justin Trudeau gilt als Verfechter des Multikulturalismus. Doch ein Foto und ein Video aus seiner Vergangenheit bringen den kanadischen Premier in Bedrängnis. Langsam wird es ungemütlich für den Polit-Star.

Der Skandal um ein Partyfoto von Kanadas Premierminister Justin Trudeau weitet sich aus: Nachdem sich der Regierungschef öffentlich für ein Foto entschuldigt hatte, das ihn vor 18 Jahren mit braun geschminktem Gesicht zeigt, tauchte am Donnerstag auch noch ein Video auf. Darin ist Trudeau ebenfalls mit braunem Make-up zu sehen. Trudeaus Partei bestätigte die Echtheit des Videos und erklärte, es zeige den Premierminister "Anfang der 90er Jahre".

Erst am Mittwochabend hatte sich der 47-jährige Trudeau für ein vom "Time"-Magazin veröffentlichtes Schwarz-Weiß-Foto entschuldigt, das den damals 29-jährigen Trudeau 2001 mit Turban und langem Gewand sowie dunkel geschminkter Haut bei einer Feier an der West Point Grey Academy zeigt, wo er damals lehrte.

Bei einer Pressekonferenz in der Stadt Winnipeg entschuldigte sich Trudeau. "Ich gebe zu, dass es absolut inakzeptabel ist, das zu tun", sagte er. Zu viele Menschen lebten mit Diskriminierung unter anderem "wegen der Farbe ihrer Haut und ich habe das aus der Sicht meiner Privilegien nicht gesehen", sagte der 47-Jährige.

Blackfacing gilt als Provokation

Die Veröffentlichung fällt mitten in den Wahlkampf in Kanada, wo am 21. Oktober ein neues Parlament gewählt wird. Das sogenannte Blackfacing, bei dem dunkel geschminkte Weiße zum Beispiel auf der Bühne oder der Leinwand die Rollen von Schwarzen übernehmen, ist in Nordamerika hoch umstritten.

Jagmeet Singh von der Oppositionspartei New Democrats kritisierte Trudeaus Verhalten als "verstörend" und verletzend. Trudeaus Rivale Andrew Scheer von den Konservativen warf dem liberalen Premierminister einen "Mangel an Urteilsvermögen und Integrität". Trudeau sei nicht geeignet, das Land zu regieren.

Wie Scheer später einräumte, wurde das Video von Trudeau mit dunkel geschminktem Gesicht dem Wahlkampfteam der Konservativen zugespielt, die es dann an den Fernsehsender Global News weitergaben.

Wie sehr schaden die Bilder Trudeau?

Die Vorsitzende der Grünen, Elizabeth May, nannte die Trudeau-Bilder "beschämend". Der konservative Ex-Außenminister Maxime Bernier warf Trudeau Heuchelei vor. "Er ist der Meister der Identitätspolitik", schrieb Bernier im Onlinedienst Twitter. Er habe gerade "Monate damit verbracht, jeden als weißen Rassisten zu beschuldigen".

Trudeau gilt als Verfechter des Multikulturalismus, der in Kanada eine wichtige Rolle in Staat und Gesellschaft spielt. Mindestens sechs Mitglieder seines Kabinetts haben asiatische oder afrikanische Wurzeln. Die neuen Vorwürfe werden dem 47-Jährigen, der um seine Wiederwahl kämpft, aller Voraussicht nach schaden.

Seine Aussichten werden bereits durch eine Affäre um politische Einflussnahme und Korruption getrübt. Die Ethikkommission des Parlaments hatte den liberalen Regierungschef im vergangenen Monat gerügt und ihm vorgeworfen, in einer Affäre um den Baukonzern SNC-Lavalin Einfluss auf die Ermittlungen genommen zu haben. Trudeau und seine Vertrauten übten demnach auf unzulässige Weise Druck auf die damalige Justizministerin Jody Wilson-Raybould aus, um SNC-Lavalin vor Strafverfolgung zu schützen.


Der Skandal um den Baukonzern hatte Trudeaus Regierung im Frühjahr in eine Krise gestürzt, nachdem Justizministerin Wilson-Raybould, Haushaltsministerin Jane Philpott und zwei ranghohe Parteivertreter aus Trudeaus Umfeld zurückgetreten waren.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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