Überraschung im Brexit-Streit Britischer Parlamentssprecher kündigt Rücktritt an
Der Sprecher des britischen Parlaments, John Bercow, hat seinen Rücktritt angekündigt. Er werde entweder im Falle von Neuwahlen oder spätestens am 31. Oktober das Amt niederlegen, sagte er im Parlament.
Der Sprecher des britischen Unterhauses, John Bercow, hat seinen Rücktritt angekündigt. Bercow sagte an diesem Montag im Parlament, er werde nicht erneut für das Amt kandidieren, falls die Abgeordneten am Montag für vorgezogene Neuwahlen stimmen sollten. Aber auch im Falle einer Ablehnung vorgezogener Neuwahlen werde er am 31. Oktober zurücktreten.
Bercow war 1979 in die Konservative Partei eingetreten. 1997 wurde er erstmals ins Unterhaus gewählt, dem er seither ununterbrochen angehört. Den Posten als Sprecher des Hauses übernahm er im Juni 2009. Der 56-Jährige erarbeitete sich als Speaker einen Ruf als Streiter für die Rechte der Abgeordneten. In der Auseinandersetzung um den Brexit ergriff er immer wieder Partei für das Parlament und gegen die Regierung. Brexit-Anhänger warfen ihm deshalb vor, einseitig zugunsten der Austritts-Gegner zu agieren.
Der Speaker mit den Wuschelhaaren
Bercow legt die üblicherweise wenig bedeutungsvolle Rolle des Präsidenten sehr weit aus. So stoppte er Anfang des Jahres mit einem jahrhundertealten Gesetz den Versuch der damaligen Regierung, das Gesetz über den Vertrag für den EU-Ausstieg immer wieder dem Parlament vorzulegen.
Der Abgeordneten für Buckingham fiel aber nicht nur durch sein prinzipientreues Handeln auf. Bekannt ist der Speaker mit den Wuschelhaaren vor allem durch seine markanten "Order, Order!"-Rufe, mit denen er in Debatten einschreitet, wenn es im Unterhaus wieder einmal hoch hergeht.
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Nach seiner Rücktritts-Ankündigung am Montag erhielt er stehende Ovationen. Die Opposition erhob sich geschlossen, viele Tory-Politiker blieben jedoch sitzen und applaudierten nicht.
- eigene Recherchen
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP