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Donald Trump mischt sich in den Tory-Kampf um die May-Nachfolge ein


Diplomatisches No Go
Trump mischt sich in den Kampf um die May-Nachfolge ein

Von dpa, afp, aj

Aktualisiert am 05.06.2019Lesedauer: 4 Min.
US-Präsident Donald Trump wartet vor der Residenz des US-Botschafters in Großbritannien: Der Präsident der USA hat genaue Vorstellungen davon, wen er gerne als nächsten britischen Premier sehen würde.Vergrößern des Bildes
US-Präsident Donald Trump wartet vor der Residenz des US-Botschafters in Großbritannien: Der Präsident der USA hat genaue Vorstellungen davon, wen er gerne als nächsten britischen Premier sehen würde. (Quelle: Victoria Jones/PA Wire/dpa)
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In Großbritannien ist der Kampf um die Nachfolge um Theresa May in vollem Gange. Nun nutzt US-Präsident Trump seinen Aufenthalt auf der Insel, um seinen Favoriten den Rücken zu stärken.

US-Präsident Donald Trump hat sich am zweiten Tag seines Staatsbesuchs in Großbritannien in den Kampf um die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Theresa May eingeschaltet. Eine solche Einmischung ist eigentlich ein Verstoß gegen grundsätzliche diplomatische Gepflogenheiten.

Nach Trumps Ansicht würde der ehemalige britische Außenminister und Brexit-Hardliner Boris Johnson "eine sehr gute Arbeit machen". Trump und Johnson führten ein 20-minütiges Telefongespräch. Auch der derzeitige Außenminister Jeremy Hunt würde laut Trump "gute Arbeit" machen. Der US-Präsident traf sich zudem mit dem rechtspopulistischen EU-Gegner Nigel Farage.

An der Seite von May lobte Trump den langjährigen Widersacher der Premierministerin am Dienstag in den höchsten Tönen. "Ich kenne Boris, ich mag ihn, ich mochte ihn schon seit Langem", sagte der US-Präsident. Johnson traf Trump wegen Tory-interner Wahlkampftermine für Mays Nachfolge nicht persönlich. Das Telefonat der beiden verlief nach Angaben aus Johnsons Umfeld "freundlich und produktiv".

Trumps Favoriten für den freien Posten des Premierministers

Trump sagte zudem, er kenne auch Hunt, der ebenfalls für das Amt des Regierungschefs geeignet wäre. Der britische Außenminister befand sich während der Pressekonferenz in den Reihen der Zuhörer. Trump hatte nach Angaben aus dem Umfeld Hunts auch eine direkte Begegnung mit dem britischen Politiker geplant, ebenso wie mit Umweltminister Michael Gove.

Anders als Johnson hatte sich Hunt vor dem Brexit-Referendum 2016 eigentlich für den Verbleib Großbritanniens in der EU ausgesprochen. Allerdings kritisierte der 52-Jährige das Auftreten Brüssels in den Verhandlungen um den Austritt später als "arrogant". Gove dagegen ist ein führender Brexit-Hardliner in Mays Kabinett.

Johnson, Hunt und Gove gehören zu den insgesamt elf Kandidaten, die sich um die Nachfolge Mays als Vorsitzende der konservativen Partei und damit zugleich um den Posten des Regierungschefs bewerben. Trump hatte bereits vor seiner Großbritannien-Reise verkündet, Johnson wäre ein "hervorragender" Premierminister. Zudem hatte er die Regierung in London zu einem harten Brexit ermuntert.

Farage über Trump: "Er glaubt wirklich an den Brexit"

Das umstrittene Treffen zwischen Trump und dem Rechtspopulisten Farage fand im Sitz des US-Botschafters statt. Er habe eine "gute" Begegnung mit Trump gehabt, schrieb Farage später im Onlinedienst Twitter. "Er glaubt wirklich an den Brexit und liebt seine London-Reise."

Trump hatte der britischen Regierung vor Beginn seiner Reise empfohlen, Farage in die Brexit-Verhandlungen mit Brüssel einzubeziehen. Farages neue Brexit-Partei war bei der Europawahl Ende Mai mit knapp 31 Prozent der Stimmen aus dem Stand stärkste Kraft geworden.

D-Day Gedenken: May beschwört westliche Allianz

Laut vorab verbreiteten Redeauszügen Theresa Mays zu einer Gedenkveranstaltung in der südenglischen Hafenstadt Portsmouth am heutigen Mittwoch will May die Bedeutung der Zusammenarbeit westlicher Länder für Sicherheit und Wohlstand betonen. Es sei "wichtiger denn je, dass wir weiterhin dabei zusammenstehen, unsere gemeinsamen Werte und unseren Lebensstil aufrechtzuerhalten", so May. Die Queen hatte bereits am Montag eine ähnliche Botschaft an Trump gerichtet.

Bei der Militärparade in Portsmouth am Vormittag wollen zahlreiche Staats- und Regierungschefs an die Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg vor 75 Jahren erinnern. Mit dabei sind unter anderem US-Präsident Donald Trump, die britische Königin Elizabeth II. und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron und Kanadas Premier Justin Trudeau werden zu der Gedenkfeier erwartet. Die britische Regierung hatte das "größte britische Militärspektakel der jüngeren Geschichte" angekündigt.

Am 6. Juni 1944 waren alliierte Truppen im Zweiten Weltkrieg in Frankreich gelandet, das von Deutschland besetzt war. Von Portsmouth aus hatte sich ein Großteil der Streitkräfte auf den Weg über den Ärmelkanal Richtung Normandie gemacht. Die größte Landungsoperation der Militärgeschichte hatte entscheidende Bedeutung für den weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges.

Der sogenannte D-Day markiert den Auftakt der Befreiung Europas vom nationalsozialistischen Deutschland von Westen her und den Beginn des Siegeszugs einer demokratischen Bewegung in aller Welt. Er steht aber auch für ein unmenschliches Blutvergießen mit Zehntausenden Toten und Verwundeten.

Der letzte Tag von Trumps Staatsvisite

Für den US-Präsidenten ist das Gedenken in Portsmouth der Abschluss seiner dreitägigen Staatsvisite in Großbritannien. Nach der Veranstaltung im Süden Englands will er in Irland Quartier beziehen und von dort dann am Donnerstag nach Frankreich reisen.

Dort ist in der Normandie am Donnerstag (6. Juni), dem eigentlichen Jahrestag des D-Days, eine weitere große Gedenkveranstaltung geplant. Auch daran will Trump teilnehmen.


Bei den Gedenkveranstaltungen werden auch zahlreiche Veteranen von damals erwartet. Rund 300 Veteranen sollen nach den Feierlichkeiten in Portsmouth auf dem Seeweg in die Normandie gebracht werden - in Erinnerung an die gefährliche Reise, die die vielen Soldaten damals, im Juni 1944, über den Ärmelkanal antraten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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