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G7 - Trump treibt neuen Keil in G7: Russland soll zurückkehren


International
Trump treibt neuen Keil in G7: Russland soll zurückkehren

Von dpa
Aktualisiert am 08.06.2018Lesedauer: 4 Min.
US-Präsident Donald Trump steht zwischen der britischen Premierministerin Theresa May (l) und BUndeskanzlerin Angela Merkel.Vergrößern des Bildes
US-Präsident Donald Trump steht zwischen der britischen Premierministerin Theresa May (l) und BUndeskanzlerin Angela Merkel. (Quelle: Michael Kappeler./dpa)

La Malbaie (dpa) - Auf dem G7-Gipfel hat US-Präsident Donald Trump mit seiner Forderung nach einer Wiederaufnahme Russlands einen weiteren Keil in die Gruppe der sieben großen Wirtschaftsmächte getrieben.

Kanzlerin Angela Merkel lehnte den überraschenden Vorstoß entschieden ab. Deutschland, Frankreich, Italien und die EU-Spitze seien sich einig, dass es eine Rückkehr Russlands in die G7-Runde nur bei "substanziellen Fortschritten" mit Blick auf die Probleme mit der Ukraine geben könne, sagte Merkel am Freitag am Rande des G7-Gipfels. "Das war die gemeinsame Meinung." Russland war wegen der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 ausgeschlossen worden.

Mehr als 40 Jahre nach ihrer Gründung droht der Wertegemeinschaft damit auf ihrem Gipfel bis Samstag im ostkanadischen La Malbaie nahe Québec die Spaltung. Ohnehin ist das Treffen der Staats- und Regierungschef überschattet von massiven Differenzen der Europäer mit Trump über amerikanische Strafzölle, seinen Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzvertrag und aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran.

Bei dem "Familienfoto" wirkten die Staats- und Regierungschefs eher betreten und schenkten den Fotografen nur ein kurzes Lächeln. Nur einige folgten Trudeaus Beispiel und winkten in die Kameras. Nach der kurzen Aufnahme vor der Naturkulisse des Sankt-Lorenz-Stroms nahm Merkel den US-Präsidenten zur Seite und redete intensiv auf ihn ein, während die anderen zu dem luxuriösen Tagungshotel zurückgingen.

Trump hatte die G7-Partner zuvor mit dem Vorschlag herausgefordert, Russland wieder in den Kreis aufzunehmen und den illustren Club erneut zur G8 zu machen. "Russland sollte am Verhandlungstisch sitzen", erklärte Trump noch in Washington. An die G7-Partner gerichtet sagte er: "Sie haben Russland rausgeworfen, sie sollten Russland auch wieder hineinlassen." Die Aufgabe sei es, die Welt zu organisieren, und dazu werde Russland gebraucht.

Der Kreml äußerte sich zurückhaltend. "Wir legen den Akzent auf andere Formate", sagte ein Sprecher von Präsident Wladimir Putin. Die EU, lehnte eine Wiederaufnahme Russlands ab. Die 7 sei eine "Glückszahl", sagte Ratspräsident Donald Tusk. In der derzeitigen Situation sei es erst einmal viel wichtiger, die G7 als Garant der Weltordnung zu stärken. Ihn beunruhige, dass es derzeit die USA seien, die die auf Regeln basierende Weltordnung infrage stellten.

Kanada lehnt eine Rückkehr zu G8-Gipfeln mit Russland derzeit ab. "Kanadas Standpunkt ist absolut eindeutig, dass es überhaupt keine Begründung dafür gibt, Russland mit seinem aktuellen Verhalten zurück in die G7 zu bringen", sagte Außenministerin Chrystia Freeland. Japan zeigt sich eher unentschieden über den Vorschlag.

Aber auch die EU schien nicht einig. Der russlandfreundliche Neuling im Kreis, Italiens neuer Regierungschef Giuseppe Conte, reagierte spontan positiv auf Trumps Vorschlag, auch wenn Merkel später sagte, er teile den Widerstand der EU-Spitze. Auch im Handelsstreit mit den USA schien sich Conte von der EU zu distanzieren. Man wolle die Positionen der Partner abwägen. Italien wolle auch für einen "größeren Dialog" über die Russland-Sanktionen eintreten.

Conte zeigte sich unzufrieden mit der EU in der Flüchtlingskrise. "Italien ist komplett alleine gelassen worden", sagte er. Auffällig war vor dem "Familienfoto", dass Conte die Nähe zum US-Präsidenten suchte und mit ihm sprach, während beide zum Aufnahmeort gingen.

Nach ihrem Schlagabtausch über Handel und andere Fragen per Twitter trafen sich Macron und Trump zu einem Zweiergespräch. Der Franzose schrieb auf Twitter: "Im Dialog, noch immer und immer wieder." Er werde nicht locker lassen und versuchen, Trump zu überzeugen. Macron hatte Trump am Donnerstag wegen der Differenzen bei Handel, dem Ausstieg aus dem Klimaschutz und dem Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe heftig attackiert.

Vor dem Hintergrund der Streitigkeiten will Trump das Treffen am Samstag schon vorzeitig verlassen. Er wird nach Angaben des Weißen Hauses direkt nach Singapur reisen, wo er am Dienstag mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu einem historischen Gipfel zusammentrifft. Bei dem Treffen in dem asiatischen Stadtstaat will der US-Präsident den Machthaber dazu bewegen, atomar abzurüsten.

Wegen der Kontroversen mit Trump wird es diesmal wohl keine sonst übliche gemeinsame Abschlusserklärung geben. Dafür könnte der gegenwärtige G7-Vorsitzende Kanada nur die Ergebnisse zusammenfassen. Ein solcher Dissens ist in der Geschichte der G7 höchst ungewöhnlich, da die Gruppe eigentlich gemeinsam globale Probleme anpacken will. "Es ist aus meiner Sicht jedenfalls wichtig, dass wir hinter die Vereinbarungen, die wir auch im vergangenen Jahr getroffen haben, nicht zurückfallen", sagte die Kanzlerin.

Als Zeichen für ein Ende des G7-Formats wollte Merkel eine Abschlusserklärung ohne die Unterschrift Trumps aber nicht verstanden wissen. "Ich glaube, dass das ein Zeichen der Ehrlichkeit auch wäre, dass wir bei offener Diskussionskultur nicht in allen Fragen uns einigen konnten", sagte die Kanzlerin. "Einfach Meinungsverschiedenheiten zuzukleistern, ist auch nicht gut."

Am ersten Gipfeltag ging es um Wirtschaft und die Arbeitsplätze der Zukunft. Entwicklungsorganisationen riefen die G7 dazu auf, eine Wirtschaftspolitik auf den Weg zu bringen, "welche die gestiegene soziale und ökonomische Ungleichheit verringert und wirklich niemanden zurücklässt", wie Oxfam-Sprecher Jörn Kalinski sagte.

Der Gipfel in dem streng abgeschirmten, entlegenen Urlaubsort La Malbaie wird begleitet von Protesten im 150 Kilometer entfernten Québec. "Die G7 repräsentieren uns nicht", stand auf den Plakaten. Nach weitgehend friedlichen Demonstrationen von einigen Hunderten am Donnerstag hatten radikalere Gruppe für Freitag zu einem "Tag der Störung" aufgerufen. Ein massives Aufgebot von rund 10.000 Polizisten und Soldaten ist mobilisiert, um für Sicherheit zu sorgen.

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