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Ukraine-Konflikt wird blutiger: Mehrere Tote bei Kämpfen in Slawjansk


Konflikt wird immer blutiger
Mehrere Tote bei heftigen Kämpfen in Slawjansk

Von ap, afp, dpa
Aktualisiert am 05.05.2014Lesedauer: 3 Min.
Ukrainische Truppen kontrollieren einen Checkpoint in Slawjansk.Vergrößern des Bildes
Ukrainische Truppen kontrollieren einen Checkpoint in Slawjansk. (Quelle: Reuters-bilder)
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Bei heftigen Kämpfen zwischen ukrainischen Regierungstruppen und pro-russischen Separatisten nahe der östlichen Stadt Slawjansk sind nach Angaben Kiews mehrere Menschen getötet worden.

"Es gab Tote", sagte der ukrainische Innenminister Arsen Awakow bei einem Kontrollpunkt der Armee etwa sechs Kilometer vom Schauplatz der Gefechte entfernt. Dabei haben auch die Regierungseinheiten nach Angaben des Innenministeriums Verluste erlitten. Eine Zahl wurde nicht genannt.

Heftige Gefechte in der Stadt

Dagegen sprechen die Separatisten von 20 Toten. "Wir konnten unter großen Anstrengungen ein Eindringen des Gegners in die Stadt verhindern. In unseren Reihen gibt es viele Tote", zitierte die Agentur Interfax einen Sprecher der selbst ernannten Volksmiliz.

Awakow berichtete allerdings, dass die Regierungstruppen trotz der Gegenwehr den Fernsehturm der Stadt eingenommen hätten. Er schätzte zudem, dass etwa 800 bewaffnete Separatisten die Stellungen hielten. "Sie setzen schwere Waffen ein, schießen mit großkalibrigen Waffen, benutzen Granatwerfer und sonstige Technik", sagte der Minister.

Separatisten fliehen vor den Angriffen

Einige der pro-russischen Aktivisten sind bereits vor den Gefechten mit dem Militär in Slawjansk geflohen. Mindestens zwei Radpanzer mit Separatisten verließen fluchtartig östliche Vororte der Stadt, die seit Tagen Ziel einer Großoffensive der ukrainischen Armee ist.

Am Vortag hatte die Armee ihre Belagerung verstärkt, nachdem prorussische Milizionäre weitere Regierungsgebäude unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Angesichts der zunehmenden tödlichen Zusammenstöße zwischen Separatisten und Streitkräften wächst die Furcht vor einem Abgleiten des Landes in einen Bürgerkrieg.

Parolen bei Beerdigung in Odessa

Denn auch in der südukrainischen Stadt Odessa brodelt es weiter. Pro-russische Aufständische haben einen bei dem Brand in einem Gewerkschaftshaus ums Leben gekommenen Politiker zu Grabe getragen und die Besetzung von Gebäuden der Stadtverwaltung im Anschluss angekündigt. "Held, Held!", riefen die rund 300 Teilnehmer der Beerdigung von Wjatscheslaw Markin.

Viele von ihnen trugen das St.-Georgs-Band, ein Schwarz und Orange gestreiftes russisches Symbol der Tapferkeit, das traditionell an den Zweiten Weltkrieg erinnert und inzwischen von den Separatisten in der Ukraine übernommen wurde.

Erneut Kampfhubschrauber abgeschossen

Unterdessen wurde bekannt, dass ein weiterer Kampfhubschrauber der ukrainischen Regierungstruppen in der Nähe von Slawjansk abgeschossen wurde. Die beiden Piloten hätten überlebt, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit. Der Hubschrauber vom TypMi-24 sei nach heftigem Maschinengewehr-Beschuss in einen Flussgestürzt. Die Piloten wurden demnach in ein Lager der Regierungstruppen gebracht.

Bei den Kämpfen im Slawjansk wurden bereits in der vergangenen Woche mindestens drei Hubschrauber abgeschossen. Zwei von ihnen wurden nach Angaben der Kiewer Regierung von tragbaren Boden-Luft-Raketen getroffen. Darin sieht sie einen Beleg dafür, dass der Aufstand nicht von Bürgern der Stadtgetragen, sondern von außerhalb gesteuert wird. Die ukrainische Regierung wirft Russland vor, hinter den Aufständen in den östlichen Landesteilen zu stehen.

Ukraine sieht sich im Krieg

Derweil hat der ukrainische Interimspräsident Alexander Turtschinow Russland Kriegstreiberei vorgeworfen. "Es ist ein Krieg gegen unser Land im Gange vonseiten der Russischen Föderation - sowohl im Osten als auch im Süden des Landes. Wir müssen bereit sein, diese Aggression abzuwehren", sagte er dem Kiewer Fernsehsender 5. Kanal.

Russland versuche weiter, die Lage vor der Präsidentenwahl am 25. Mai "völlig zu destabilisieren". Dabei habe Moskaus Führung im Osten der Ukraine ihre Pläne bereits verwirklicht.

Turtschinow gibt Sympathien der Bevölkerung zu

Auch das russische Staatsfernsehen strahlte den Teil des Interviews aus, in dem Turtschinow einräumte, dass es in der Region Sympathien für eine Abspaltung von der Ukraine gebe. "Sagen wir doch mal ehrlich: Die Bürger dieser Regionen unterstützen die Separatisten, sie unterstützen die Terroristen, was die Durchführung der Anti-Terror-Operation erheblich erschwert", sagte er.

Erschwerend komme hinzu, dass die Polizei mit den pro-russischen Kräften sympathisiere. "Das ist ein kolossales Problem", sagte Turtschinow. Der Politiker warf dem im Februar gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch vor, die "Provokationen" zu finanzieren. Janukowitsch hält sich in Russland auf.

Steinmeier umd Merkel befürworten neue Friedensrunde

Um den immer blutiger werdenden Konflikt in der Ukraine zu lösen, hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) für eine zweite Genfer Konferenz geworben. Die ursprünglichen Vereinbarungen der USA, Russlands, der Ukraine und der EU - darunter Gewaltverzicht und Entwaffnung aller illegal Bewaffneten - sind bisher nicht umgesetzt worden.

Es sei daher nötig, "dass man dem ersten Genfer Treffen jetzt ein zweites Genfer Treffen folgen lässt, in dem endlich klare Verabredungen getroffen werden, wie man diesen Konflikt zum Stillstand bringt und nach und nach einer politischen Lösung zuführt", sagte Steinmeier im ARD-"Bericht aus Berlin".

Unterstützung erhielt Steinmeier von Bundeskanzlerin Angela Markel (CDU). Regierungssprecher Steffen Seibert sagte. "Wir wollen das Gleiche. Es gibt keinen Unterschied in unserer Haltung."

Auswärtiges Amt rät nun auch von Reisen in die Südukraine ab

Das Auswärtiges Amt in Berlin erweiterte derweil seinen Reisehinweis für die Ukraine und rät nun auch dringend von Reisen in die südlichen Landesteile ab. Bislang galt das nur für den Osten und die Krim. Grund dafür sind gewaltsame Ausschreitungen. Die meisten Reiseveranstalter und Reedereien bieten derzeit wegen der politischen Krise ohnehin keine Reisen in die Ukraine an.

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