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Russland verlegt offenbar Abwehrsysteme nach Libyen


Schiffe und Luftabwehr aus Syrien verlegt
Wird dieses Land Putins neuer Militärstützpunkt?

Von t-online, wan

Aktualisiert am 19.12.2024 - 06:59 UhrLesedauer: 3 Min.
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Wladimir Putin bei einer Rede im Kreml (Archivbild): Russland hat Militärgerät nach Libyen verlegt. (Quelle: IMAGO/Sergei Karpukhin/imago)
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Wird Libyen der neue Militärstützpunkt Russlands für den Nahen Osten und Afrika? Moskau hat zumindest Schiffe und Militärgerät dorthin verlegt.

Russland hat offenbar einen Teil seiner in Syrien stationierten Truppen und Militärgerät nach Libyen verlegt. Nach dem Sturz des Assad-Regimes hatte Moskau zunächst Kriegsschiffe aus dem Hafen von Tartus ins offene Meer entsendet. Satellitenaufnahmen zeigten vermehrte Aktivität an den russischen Militärflughäfen in Syrien.

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, sollen russische Militärmaschinen unter anderem Flugabwehrsysteme in den Osten Libyens ausgeflogen haben. Dort herrscht der von Moskau unterstützte Kriegsfürst Khalifa Haftar.

Die russischen Militäreinrichtungen in Syrien waren nicht nur zur Unterstützung des Assad-Regimes aufgebaut worden. Von hier aus versorgte Putin auch andere Länder im Nahen Osten und in Afrika mit Waffen, Söldnern und Truppen. Der Hafen in Tartus diente als Werft für russische Kriegsschiffe im Mittelmeer.

Nach der Machtübernahme in Damaskus durch Rebellen ist unklar, wie weit die Zusammenarbeit zwischen ihnen und Russland gehen wird. Offenbar sind die russischen Verlegungen eine Vorsichtsmaßnahme. Dies ist auch vor dem Hintergrund israelischer Angriffe auf syrische Stellungen zu sehen, die als Ziel eine Schwächung der militärischen Fähigkeiten des syrischen Militärs haben.

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Putin scheint mit Libyen eine langwährende Beziehung wieder aufzufrischen. Zumindest temporär könnten hier Truppen und Material untergebracht werden. Russland war in dem vom Bürgerkrieg erschütterten Land bereits präsent, vor allem durch Söldner der Wagner-Gruppe. Diese benutzten, so das "Wall Street Journal", libysche Militäreinrichtungen als Umschlagplatz für Aktivitäten in Afrika.

Eine Verlegung nach Libyen würde russisches Militär näher an Nato- und EU-Länder bringen. Die Häfen von Benghazi und Tobruk sind nur wenige hundert Kilometer von Italien und Griechenland entfernt. Am Mittwoch erregten russische Kriegsschiffe nahe Mallorca bereits Aufsehen. Für den libyschen Kriegsfürsten Haftar kämen russische Radarsysteme gerade recht, er hat diese schon seit langem verlangt.

Seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi 2011 ist das Land gespalten. Seitdem ringen bewaffnete Gruppen und ausländische Mächte um die Macht. 2019 brach ein Bürgerkrieg aus.

Das Land ist seitdem zwischen den Fraktionen im Osten und Westen gespalten. Im Nordwesten befindet sich der Sitz der offiziellen Regierung, die von den Vereinten Nationen anerkannt ist. Sie wird unter anderem von der Türkei, Katar und Italien unterstützt. Ein Großteil des Landes ist aber unter Kontrolle der Libyschen Nationalen Armee, die in der Stadt Tobruk eine eigene Regierung eingerichtet hat. Sie wird von Russland, aber auch Ägypten und Saudi-Arabien unterstützt.

Der stellvertretende russische Außenminister Michail Bogdanow hatte am Montag erklärt, Moskau stehe in Kontakt mit der politischen Führung von Hayat Tahrir al-Scham (HTS) – der Rebellengruppe, die die Offensive zum Sturz Assads angeführt hat –, um über die Zukunft der russischen Stützpunkte zu sprechen. Sollten die russischen Militärstützpunkte aufgegeben und nach Libyen verlegt werden, könnte dies den Konflikt dort erneut anfachen. Mit größerer militärischer Stärke könnte Haftar versucht sein, das gesamte Land unter seine Kontrolle zu bringen. Dem wiederum würden die USA entgegentreten, was wohl CIA-Direktor William Burns bei einem Besuch im vergangenen Jahr klargemacht hat.

Möglich ist auch, dass Russland sein Material in Libyen nur vorübergehend unterbringt. Sollte es keine zukunftsfähige Lösung mit Syrien geben, könnten die Radarsysteme und Schiffe auch nach Russland gebracht und im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. Hinzu kommt, dass die libyschen Kapazitäten begrenzt sind. "Libyen als Zwischenstopp zum Auftanken nach Afrika würde das Gewicht der Ausrüstung, die Moskau transportieren kann, stark einschränken", so der ehemalige russische Luftwaffenoffizier Gleb Irisow, der einst auf dem russischen Stützpunkt Khmeimim in Syrien diente, gegenüber dem "Wall Street Journal".

Verwendete Quellen
  • wsj.com: "Russia Expands Air Defense Bases in Syria and Libya" (kostenpflichtig, Englisch)
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