Kommunistischer Parteichef Vietnams mächtigster Politiker Trọng gestorben
Er galt lange Jahre als mit Abstand mächtigster Politiker in Vietnam: Jetzt ist Nguyễn Phú Trọng verstorben. Für ihn übernimmt ein Hardliner.
Der mächtigste Mann von Vietnam ist tot. Nguyễn Phú Trọng, langjähriger Generalsekretär der Kommunistischen Partei (KPV), sei heute im Alter von 80 Jahren in einem Militärkrankenhaus gestorben, berichteten Staatsmedien unter Berufung auf die Partei. Der Politiker, der seit 2011 an der Spitze der Partei stand, litt bereits seit 2019 immer wieder unter gesundheitlichen Problemen. Damals soll er einen Schlaganfall erlitten und anschließend immer wieder mit Krankheiten gekämpft haben.
Seit Tagen kursierten in dem südostasiatischen Land Gerüchte über Trọngs Gesundheitszustand. Am Donnerstag hatte die Partei mitgeteilt, Staatspräsident Tô Lâm werde vorübergehend die Amtsgeschäfte des KPV-Chefs übernehmen. Der 67-Jährige soll diese nach Trọngs Tod zunächst auch zusätzlich zu seinem Präsidentenamt weiterführen.
Parteichef und Präsident
In diesem Jahr war Trọng kaum in der Öffentlichkeit zu sehen. Im Juni hatte er allerdings noch Kreml-Chef Wladimir Putin in Hanoi empfangen. Russland und Vietnam bekräftigten bei dem Besuch, ihre strategische Partnerschaft weiter umfassend auszubauen. Wie viele Angehörige der vietnamesischen Führung hatte auch Trọng in der früheren Sowjetunion studiert.
Seit Jahrzehnten gab es keinen Politiker, der mächtiger war als Trọng. Drei Amtszeiten als KPV-Chef gelten als große Ausnahme, das hatte es zuvor erst zweimal in der Geschichte des Landes gegeben. Von 2018 bis 2021 war Trọng zusätzlich Staatspräsident – auch das kommt nicht häufig vor. Die größte politische Macht liegt in Vietnam beim Chef der Kommunistischen Partei, während dem Präsidenten eher repräsentative Aufgaben zukommen. Berühmt war seine Anti-Korruptionskampagne, in deren Rahmen zahlreiche hochrangige Beamte zu langen Gefängnisstrafen verurteilt wurden und sogar zwei Staatspräsidenten hintereinander zurücktreten mussten.
Schärfere Repressionen befürchtet
Unter seiner Führung entwickelte sich das Land zu einer der am stärksten wachsenden Märkte in Asien. Auch die Corona-Pandemie hatte die Regierung wegen raschen Eingreifens und drastischer Maßnahmen lange unter Kontrolle. Jedoch steht das Land auch immer wieder wegen massiver Repressionen in der Kritik.
Beobachter erwarten nun auch eine weitere Verschlechterung der ohnehin schwierigen Menschenrechtslage unter dem Hardliner Tô Lâm. Er war erst im Mai zum Staatschef ernannt worden. Zuvor hatte er den Posten des Ministers für öffentliche Sicherheit bekleidet. Er gilt als Vertreter eines harten Kurses gegenüber Menschenrechtsorganisationen.
"Umfassender Sieg"
Nach Einschätzung von Beobachtern deutet die Ernennung Lâms auf einen möglichen Machtwechsel innerhalb der Partei hin. Lâms Ernennung zum Interimparteichef sei für diesen ein "umfassender Sieg", sagte Benoît de Tréglodé vom Institut für Strategische Forschung an der Militärakademie in Paris. Lâm sei ein "extrem starker Staatsmann". Eine "Personalisierung der Macht" um ihn werde zu "politischer Stabilität" führen.
Trọng hatte gleichzeitig den Ruf eines bescheidenen und respektvollen Politikers. Er war bei vielen Vietnamesen beliebt. Das Land am Mekong wird offiziell von vier "Säulen" geführt: dem KPV-Generalsekretär, dem Präsidenten, dem Ministerpräsidenten und dem Vorsitzenden der Nationalversammlung.
- Nachrichtenagentur dpa und AFP