Mutmaßliches Massaker in Amhara Bericht: Dutzende Zivilisten in Äthiopien ermordet
Im äthiopischen Amhara haben staatliche Sicherheitskräfte offenbar dutzende Zivilisten erschossen, berichtet der "Guardian". Zeugen schildern grausame Szenen, der US-Botschafter reagiert besorgt.
Äthiopische Sicherheitskräfte sollen in der Region Amhara mehrere Dutzend Zivilisten in ihren Häusern erschossen haben. Das berichtet der britische "Guardian" unter Berufung auf Berichte von Bewohnern der Region im Nordwesten des Landes, mit denen das Blatt telefonisch gesprochen hat.
Demnach begann das Massaker bereits am 29. Januar, nachdem sich die staatlichen Truppen mehrere Stunden lang ein Gefecht mit Kämpfern der Fano-Miliz geliefert hatten. Als sich die Miliz zurückzog, seien die Soldaten von Haus zu Haus gegangen und das Feuer auf die Zivilisten eröffnet haben, unter dem Vorwurf, dass diese selbst Kämpfer seien.
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Wie viele Menschen genau dabei gestorben sind, ist derzeit nicht bekannt. Zeugen berichteten dem Berichte zufolge von 34 oder etwa 50 Leichen, die sie nach eigenen Angaben gesehen haben. Der äthiopische Menschenrechtsrat ging am Dienstag von mehr als 80 Getöteten aus. Wen er für die Tötungen verantwortliche macht, habe der Rat nicht gesagt. Allerdings habe er die Regierung aufgefordert, "die verantwortlichen Beteiligten rechtlich zur Verantwortung" zu ziehen.
Der US-amerikanische Botschafter Ervin Massinga forderte eine Untersuchung des Vorfalls und äußerte seine Besorgnis über die Berichte. Von der deutschen Botschaft in Äthiopien lag zunächst keine Äußerung vor.
Offenbar haben die Soldaten die Menschen regelrecht hingerichtet. Ein Mann, dessen Bruder von den Soldaten in seiner Haustür ermordet worden sein soll, berichtete der Zeitung, er habe mehrere Leichen mit Schusswunden in den Köpfen gesehen. Einem anderen Zeuge zufolge haben Artilleriegeschosse zivile Flächen getroffen.
Immer wieder Unruhen
In Amhara kommt es seit Monaten immer wieder zu Unruhen. Äthiopiens Regierung hat für die Region im vergangenen August den Notstand ausgerufen, kurz danach sollen mindestens 26 Menschen bei einem Luftangriff auf einen Marktplatz getötet worden sein. Journalisten dürfen das umkämpfte Gebiet nicht bereisen, laut "Guardian" hat sie dort auch den Internetzugang gekappt.
Die Milizen in Amhara, darunter auch die Fano, waren im 2022 beendeten äthiopischen Bürgerkrieg um die Region Tigray, die im Norden an Amhara grenzt, noch Verbündete der Regierung Äthiopiens.
- theguardian.com: "Dozens of civilians killed by Ethiopian state troops in Amhara region, say reports" (englisch)
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa