Verbindung zwischen Nord- und Süd-Gaza Israel zerstört strategisch wichtigen Hamas-Tunnel
Israel meldet einen Meilenstein: Das Militär hat wohl einen Tunnel, der Nord- und Süd-Gaza verbindet, zerstört. Das gesamte Tunnelnetz soll länger sein als bisher bekannt.
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben einen strategisch wichtigen Tunnel der Terrororganisation Hamas gefunden und zerstört. Die mehrere hundert Meter lange Anlage habe den Norden und den Süden des Gazastreifens miteinander verbunden, teilte die Armee am Dienstagabend mit. In einer Tiefe von neun Metern sei sie unter dem Wadi Gaza verlaufen, dem Flussbett, das Nord- und Süd-Gaza voneinander trennt.
Terroristen der Hamas hätten sich mit Hilfe des Tunnels unentdeckt zwischen dem Nord- und Südteil des Küstenstreifens bewegen können, hieß es in der Mitteilung weiter. Pioniereinheiten der Streitkräfte sprengten demnach die Anlage. Israelische Soldaten hatten schon vor Wochen entlang des Wadi Gaza Stellung bezogen, um den Hamas-Kämpfern die oberirdische Passage zwischen beiden Gebietsteilen zu verwehren.
Tunnelnetz soll bis zu 720 Kilometer lang sein
Das Tunnelnetz der Terroristen – umgangssprachlich auch "Gaza-Metro" genannt – stellt eine enorme Herausforderung für die israelischen Streitkräfte dar. Das Militär versucht seit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober, mit 1.200 Toten, deren militärische Infrastruktur zu zerschlagen. Ihr Ziel ist es außerdem, die Anführer der Hamas im Gazastreifen entweder dingfest zu machen oder zu töten.
Nach einem Bericht der "New York Times" soll das Tunnelnetz schätzungsweise rund 560 bis 720 Kilometer lang sein. Die amerikanische Zeitung beruft sich auf hochrangige israelische Verteidigungsbeamte. Noch im Dezember gingen israelische Schätzungen dem Bericht zufolge davon aus, dass das Tunnelsystem unter dem Palästinensergebiet rund 400 Kilometer lang ist.
Geiseln werden noch in den Anlagen vermutet
Der Gazastreifen selbst hat eine Länge von rund 45 Kilometern und eine Breite von etwa sechs bis 14 Kilometern. Er ist kaum größer als München. Zum Vergleich: Das U-Bahn-Netz der bayrischen Landeshauptstadt umfasst eine Strecke von 95 Kilometern.
Umfang, Tiefe und Qualität der Tunnel hätten israelische Soldaten und Regierungsvertreter überrascht, hieß es in dem Bericht der "New York Times" weiter. Es gebe zudem rund 5.700 separate Schächte, die zu den unterirdischen Gängen führten. Demnach könnten sich allein unterhalb der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens rund 240 Kilometer Tunnel befinden. Israels Armee soll demnach im Gazastreifen Dokumente wie Karten gefunden haben, mit deren Hilfe sie die Tunnel und ihre Eingänge ausfindig machen soll.
In den unterirdischen Gängen werden auch die meisten der noch mehr als 100 Geiseln vermutet, die die Hamas in ihrer Gewalt hat. Auch der Hamas-Chef in Gaza, Jihia al-Sinwar, und seine Top-Kommandeure sollen sich weiter südlich des Wadi Gaza im Bereich der Stadt Chan Junis in den Tunnels verstecken.
- Nachrichtenagentur dpa