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Angriff auf Israel: Wie ein Festival zum Massaker wurde


Hamas-Angriff auf Festival
"Die Polizei sagte, sie könne uns nicht helfen"

Von t-online, csi

09.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Drohnenaufnahmen vom Festivalgelände zeigen das Ausmaß des Massakers. (Quelle: t-online)

Eines der ersten Ziele der Terrororganisation Hamas war ein Festival in Israel an der Grenze zu Gaza. Am Ende wurden mindestens 260 Leichen vom Gelände geborgen.

"Leute, wir haben Alarmstufe Rot. Alarmstufe Rot", dröhnte es aus den Lautsprechern auf dem "Tribe of Nova". Das Festival in der Nähe des Kibbuz Reim nahe der Grenze zu Gaza war eines der ersten Ziele, das die Hamas-Terroristen am Samstagmorgen angriffen. Das berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf Schilderungen und Videos von Menschen, die vor Ort waren.

"Wir haben Sirenen und Raketen gehört, Tonnen von Raketen", beschreibt die 27-jährige Festivalbesucherin Millet Ben Haim die Situation in der "Washington Post". Dann habe die Musik aufgehört und über dem gesamten Gelände sei die Lautsprecherdurchsage zu hören gewesen. Auf Videos ist zu sehen, wie einige Menschen eilig weggehen, manche laufen, andere betrachten die Raketenblitze am Himmel. Sie wirken zunächst nicht panisch.

Video | Deutsche bangt um entführte Tochter
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Quelle: t-online

Dann begannen die Schüsse. "Wir haben angefangen zu laufen, wir wussten nicht, wohin wir gehen sollten", so die 27-Jährige. "Niemand wusste, was zu tun ist." Die Hamas-Terroristen überrannten das Festivalgelände, schossen in die Menge und nahmen Geiseln. Darunter ist offenbar auch die Deutsche Shani Louk. Mehr zu ihrem Fall lesen Sie hier.

Die 20-jährige Noya Reuven sprach in der "Times of Israel" von einem Zustand der Massenpanik, als Tausende Festivalbesucher zu ihren Fahrzeugen rannten, während über ihnen Raketen abgefeuert wurden. Reuven lief demnach zu ihrem Auto, das sie auf einem Feld geparkt hatte, und versuchte zwei Stunden lang, es zu verlassen. Über eine kleine Nebenstraße sei ihr die Flucht gelungen.

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"Die Polizei sagte, sie könne uns nicht helfen"

Festivalbesucher schilderten dem Bericht zufolge, wie bewaffnete Männer Straßen blockierten, Autos überfielen und die Gegend nach potenziellen Geiseln durchkämmten. Auch Ben Haim versuchte, mit dem Auto zu flüchten. "Ich habe die Autoschlüssel von einem Freund genommen, der wirklich am Ende war, und habe so viele Leute wie möglich ins Auto geholt und angefangen, wie verrückt zu fahren", sagte die 27-Jährige der "Washington Post".

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Auf der Straße sei dann auf Autos geschossen worden, überall seien bewaffnete Männer gewesen, so Ben Haim. Sie sei mit ihren Freunden aus dem Auto gesprungen und durch die Felder gerannt. "In jede Richtung, in die wir gingen, schossen mehr Leute auf uns." Mehrere Stunden sei sie gerannt und habe zu fliehen versucht. "Wir fingen an, im Gebüsch zu kriechen", berichtete die junge Frau. Irgendwann habe sie nicht mehr rennen können, sich mit zwei Freunden und einem Fremden in einen Busch gelegt und sich mit Blättern bedeckt.

"Wir schwiegen und versuchten, die Polizei zu erreichen. Die Polizei sagte, sie könne uns nicht helfen, weil zu viele Menschen entführt worden seien", so Ben Haim. Nach sieben Stunden sei sie von einem Anwohner abgeholt worden, der mit dem Auto unterwegs gewesen sei und versucht habe, Menschen zu retten.

Junge Frau von ihrem Freund getrennt und entführt

Für die 25-jährige Noa Argamani und ihren Freund Avinatan Or kam die Hilfe offenbar zu spät. Sie schickten gegen 10 Uhr zunächst eine Nachricht an Argamanis Vater, dass sie in Sicherheit seien. Es war die letzte Nachricht, die die Familie erhielt.

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Am Samstag erkannte die Familie das Paar in einem Video, das in den palästinensischen sozialen Medien kursierte. Darin ist die junge Frau zu sehen, wie sie von Männern festgehalten wird, die sie von ihrem Partner trennen und mit ihr auf einem Motorrad davonfahren. Die "Washington Post" kann den Ort des Videos nach eigenen Angaben nicht unabhängig überprüfen.

"Zumindest wissen wir, dass sie lebt"

Ein späteres Video scheint laut "Washington Post" zu zeigen, wie Argamani gefangen gehalten wird. Sie sitze auf einem Kissen in einem gefliesten Raum und nippe an einer Flasche Wasser. "Zumindest wissen wir, dass sie lebt", sagte ein Freund von ihr.

Tali Atias glaubt, dass ihre 23-jährige Tochter Dorin ebenfalls unter den Geiseln sein könnte. Sie habe am Samstag um kurz vor sieben das letzte Mal etwas von ihrer Tochter gehört, als die junge Frau ihrer Mutter von dem Angriff berichtete.

Atias sucht ihre Tochter über die sozialen Medien – bisher ohne Erfolg. Auch die Freunde ihrer Tochter hätten ihr nicht weiterhelfen können. "Wir wissen nicht, was los ist oder was zu tun ist", sagte sie der "Washington Post".

Am Sonntag wurden auf dem Festivalgelände laut einem freiwilligen Rettungsdienst in Israel mindestens 260 Leichen geborgen. Im ganzen Land seien etwa 700 israelische Zivilisten und Soldaten getötet worden, teilte ein israelischer Militärsprecher mit. Mehr als 2.380 weitere Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt. Den israelischen Streitkräften zufolge werden noch immer Dutzende vermisst. Israelische Medien schätzen die Zahl auf über 100.

Verwendete Quellen
  • washingtonpost.com: "How a night of dancing and revelry in Israel turned into a massacre" (englisch)
  • timesofisrael.com: "Thousands flee rocket and gunfire at all-night desert ‘Nature Party’; dozens missing" (englisch)
  • mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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