Große Vorhaben Putins Geheimwaffe: Der Mann in seinem Schatten
Marat Khusnullin ist fürs Bauen in Russland zuständig. Der Vize-Premierminister soll auch einer der wichtigsten Putin-Mitarbeiter sein.
Er kam aus der russischen Republik Tatarstan nach Moskau. In seiner Heimat war er Bauminister. Als Wladimir Putin vor zwanzig Jahren die Hauptstadt Kasan besuchte, ließ er sich von Marat Khusnullin die neuesten Baustellen zeigen. Es begann eine Beziehung, die den Provinzminister heute zu einem der wichtigsten Getreuen des Kremlchefs macht. Das russische Investigativportal Meduza hat sich näher mit der Geschichte des Mannes beschäftigt, der sich gerne im Schatten seines Bosses bewegt – aber auch nahe genug, um wahrgenommen zu werden. Er könnte zu Putins Geheimwaffe werden, wenn es um das Ansehen des Präsidenten in der Bevölkerung und seine Wiederwahl geht.
Zunächst baute Khusnullin in Moskau weiter, zum Beispiel den Sarjadje-Park, er renovierte Gebäude und baute die U-Bahn aus. Er holte zahlreiche Geschäftsleute aus Tatarstan in die russische Metropole, die zu einem großen Teil im Baugeschäft tätig waren.
Der Geschäftsmann und Politiker machte sich in dieser Zeit einen Namen und stellte dem Bericht nach sicher, dass er oft genug erwähnt wurde – und dass es positive Nachrichten waren, sowohl über ihn als auch über die Projekte und seine Vorgesetzten.
Es zahlte sich aus: 2010 wurde Khusnullin Vize-Premierminister, ebenfalls zuständig für Bauprojekte. Er begann den Job damit, neue Straßen für ganz Russland anzukündigen. "Sie können die Ergebnisse Ihrer Arbeit sofort sehen. Wenn alles gut läuft, verbessert sich Ihre Stimmung sofort. Ich liebe sogar den Geruch von Farbe, Zement und Staub", begründete er die Leidenschaft fürs Bauen.
Seit Putin die Ukraine überfallen hat, ist der 57-Jährige auch für den Wiederaufbau in den zerstörten und russisch besetzen Gebieten zuständig. Und diesen Auftrag nimmt er wohl besonders ernst: Er versucht, die Vorgaben des Präsidenten noch schneller als erwartet zu erfüllen, berichtet Meduza.
So gab Khusnullin Gas bei der Reparatur der beschädigten Krim-Brücke, ein Prestige-Projekt des Machthabers in Moskau. Der Dank seines Chefs ist ihm gewiss. Putin lobte seinen Mann fürs Bauen – und scheint Größeres mit ihm vorzuhaben. So ließ er sich Anfang September mit ihm bei der Eröffnung einer Autobahn sehen – zwischen Moskau und Kasan, der Hauptstadt Tatarstans. Der Untergebene bedankte sich damit, dass er Putins Rolle beim Bau der "wunderschönen Straße" lobte.
Auch auf Instagram zeigt sich der Vize-Premier auch gerne. "Es wurde beschlossen, zusätzliche 160 Milliarden Rubel für die Entwicklung des Straßenbaus bereitzustellen (...) in den Küstenregionen, den Regionen Belgorod und Kemerowo sowie in den Regionen Moskau und Jaroslawl", verkündete er – und wies darauf hin, dass man die Projekte schnellstmöglich umsetzen werde.
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Putins soll wachsendes Interesse an Bauprojekten haben
Nach Meduza-Informationen war die Einweihung sorgsam vorbereitet – als Wahlkampf-Event. Wo die Autobahn verlief, gab es regionale Wahlen – und der Kandidat von Putins Partei gewann. Aber auch Wladimir Putin will im Frühjahr wiedergewählt werden, und nach dem schleppenden Kriegsverlauf in der Ukraine scheint er Gefallen an Infrastruktur-Projekten zu finden. Khusnullin soll ihm dabei helfen.
So zeigte sich der Machthaber mit seinem "Lieblings-Untergebenen" (Meduza) in der zerbombten Stadt Mariupol, und setzte sich sogar selbst ans Steuer bei einer Fahrt durch die – vornehmlich von seinen eigenen Truppen – zerbombte Stadt und schaute sich die Wiederherstellung an. "Er wählte die Route selbst", beschrieb Khusnullin, der auf dem Beifahrersitz Platz nahm, der russischen Nachrichtenagentur Ria den Besuch.
Die Innenpolitik soll wieder größeres Interesse bei Putin geweckt haben, vermuten Insider. "Es ist wichtig geworden, [dem Westen] zu beweisen, dass die Wirtschaft hält und alles wie zuvor läuft", erklärten russische Quellen Meduza. "Bau, Straßen und Brücken – das ist Zeug, das er bekommt. Es weckt Erinnerungen an die guten alten Tage."
Für den Mann aus Tatarstan könnte sich das auszahlen: Während Putin sich im Wahlkampf landesweit vor neuen Bauten zeigen kann, geht die Karriere seines Vertrauten voran – allerdings mit großer Zurückhaltung. "Wenn Sie ihm sagen, dass er Premierminister werden soll, wird er es machen. Er wäre glücklich, es zu tun. Aber er arbeitet nicht darauf hin", sagten Vertraute, die anonym bleiben wollten.
- meduza.io: "Putin’s favorite subordinat (englisch)
- ria.ru:: "Хуснуллин рассказал подробности визита Путина в Мариуполь" (russisch)
- tass.ru: "Марат Хуснуллин: у меня все четко уложено" (russisch)