Bis zu 250 Kilometer Reichweite Großbritannien hat Ukraine Marschflugkörper geliefert
Lange hat die Ukraine darum gebeten, nun hat das Land mehrere Marschflugkörper mit hoher Reichweite erhalten. Damit kann Kiew Ziele weiter hinter den russischen Linien angreifen.
Großbritannien hat die Ukraine mit mehreren Marschflugkörpern vom Typ Storm Shadow ausgestattet. Dies gebe der Ukraine die beste Chance auf Verteidigung, sagte Verteidigungsminister Ben Wallace und bestätigt damit Berichte von CNN und t-online. "Wir helfen den Ukrainern, ihre Heimat zu verteidigen", so der Minister.
Die Raketen ermöglichten es der Ukraine, russische Kräfte von ihrem Territorium zurückzudrängen, sagt Wallace. "Ich bin der Meinung, dass dies eine wohlüberlegte und angemessene Reaktion auf die russische Eskalation ist." Großbritannien werde nicht daneben stehen, während Russland Zivilisten töte. Ob die Marschflugkörper bereits geliefert wurden, sagte Wallace nicht.
Nach Informationen von t-online ist die Lieferung allerdings bereits erfolgt. Die westlichen Partner seien demnach über die Lieferung informiert worden, auch der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wusste offenbar Bescheid. Dieser habe die Entscheidung der Briten begrüßt, hieß es weiter. Auch CNN hatte über die bereits erfolgte Lieferung berichtet.
Einsatz nicht auf russischem Territorium
Der "Storm Shadow"-Marschflugkörper wurde gemeinsam von Großbritannien und Frankreich entwickelt. In Frankreich heißt das Raketensystem SCALP ("Autonomes Langstrecken-Marschflugsystem"). Der Flugkörper hat eine Tarnfähigkeit und wird üblicherweise aus der Luft abgefeuert. Die Reichweite beträgt bis zu 250 Kilometer und damit noch unter der Reichweite der US-Raketen ATACMS (300 Kilometer), die die Ukraine seit Langem fordert.
Doch auch mit den britischen Marschflugkörpern kann die ukrainische Armee russische Ziele weit hinter der Frontlinie und auch in Russland selbst bekämpfen – theoretisch. Denn laut t-online-Informationen hat sich die britische Regierung von Kiew zusichern lassen, dass die "Storm Shadow" nicht auf russischem Territorium eingesetzt würden.
London schon bei Kampfpanzern vorgeprescht
Die Lieferung ist ein Novum für die Ukraine. Bisher weigerten sich die westlichen Staaten, Raketen mit großer Reichweite zu liefern. Vor allem die USA befürchten, die Ukraine könnte die Raketen auch gegen Ziele tief im russischen Inland richten, was den Krieg weiter eskalieren könnte.
Großbritannien war bei Waffenlieferungen für die Ukraine schon häufiger vorgeprescht: Die Briten waren die ersten, die sich öffentlich bereit erklärten, der Ukraine Kampfpanzer westlicher Bauart zu schicken – noch vor der Panzerwende von Kanzler Olaf Scholz (SPD). 14 britische Panzer vom Typ Challenger sind in der Ukraine.
In der vergangenen Woche hatte eine von Großbritannien angeführte Gruppe europäischer Länder Unternehmen danach gefragt, wer Raketen mit großer Reichweite an die Ukraine liefern könnte. Noch am Dienstag hatte London erklärt, dass die Entscheidung noch ausstehe. Der Staatengruppe sollen neben Großbritannien auch die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Schweden angehören.
- Eigene Recherchen