Berichte über tödliches Verhör im Iran Starb er wegen eines Schlucks Wasser?
Ein 32-jähriger Iraner, der in sozialen Medien das Regime kritisiert hat, ist gestorben. Hinter seinem Tod soll eine perfide Methode stecken.
Das iranische Regime scheint eine weitere Methode anzuwenden, um Protestierende zu vergiften. Mehreren Berichten zufolge sollen Regimekritiker zunächst festgenommen und dann beim Verhör gezwungen werden, Wasser zu trinken. Nach ihrer Freilassung berichteten sie von Vergiftungserscheinungen.
Auch der 32-jährige Arash Forouzandeh soll dieser Methode zum Opfer gefallen sein – mit tödlichen Folgen. Forouzandeh soll am 10. März von sogenannten Sicherheitskräften festgenommen und verhört worden sein. Einige Stunden nach der Festnahme sei der 32-Jährige dann wieder freigelassen worden. Danach habe er mit Vergiftungssymptomen mehrere Krankenhäuser aufgesucht. Die Ärzte hätten aber keine Ursachen für seine Symptome finden können und ihn immer wieder entlassen.
Über den Fall berichtete unter anderem das Online-Magazin "Iran Journal" unter Berufung auf die iranische Organisation Dadban, das Verstöße gegen Menschenrechte im Iran dokumentiert.
Mehrere Berichte von Betroffenen gesammelt
Demnach starb Forouzandeh am 19. März. Offiziell sei Leberversagen als Todesursache angegeben worden. Der 32-Jährige habe vor der Festnahme keine gesundheitlichen Probleme gehabt, auch keine Lebererkrankung, so Freunde und Verwandte.
Die Gerichtsmedizin im Iran steht unter der Kontrolle der Justiz und damit des iranischen Regimes. Offizielle Angaben sind also nicht unabhängig. Der iranische Journalist Saeed Hafezi, der in Deutschland im Exil lebt, zitiert mehrere Freunde und medizinisches Personal der Krankenhäuser, die Forouzandeh aufgesucht hatte, wonach sein Tod Mord gewesen sein soll.
Kopfschmerzen, Schwindel, Durchfall und blutiger Urin
Das Dokumentationsnetzwerk "1500tasvir" sammelte auf Twitter Stimmen weiterer Betroffener. Mehrere von ihnen berichten dort, dass das Wasser, das sie trinken sollten, merkwürdig gerochen habe. Vielen sei danach übel gewesen, sie litten unter Kopfschmerzen und Schwindel. Einige sagten, sie hätten Blut erbrochen, tagelangen Durchfall oder blutigen Urin gehabt.
Seit Monaten häufen sich zudem die Berichte von Vergiftungen an Mädchenschulen im Iran. Nach offiziellen Angaben waren mehr als 5.000 Schülerinnen an etwa 230 Schulen in 25 der 31 iranischen Provinzen betroffen. Zahlreiche Mädchen mussten ins Krankenhaus eingeliefert und beatmet werden.
Seit dem Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini im September 2022 wird landesweit gegen das iranische Regime protestiert. Die Behörden gehen hart gegen die Demonstrierenden vor, Zehntausende wurden inhaftiert, in Schauprozessen werden Protestierende zum Tod verurteilt und erhängt. Regelmäßig offenbaren Recherchen und Berichte, wie das iranische Regime Inhaftierte foltert.
- iranjournal.org: "Weiterer iranischer Protestler stirbt nach kurzer Festnahme"
- iranintl.com: "Another Iranian Protester Dies After Being Released From Jail" (englisch)
- twitter.com: @dadban4
- twitter.com: @SaeedHafezi631
- twitter.com: @1500tasvir_en