Nach Truss-Rücktritt Johnson plant offenbar neue Kandidatur als Premierminister
Könnte auf Liz Truss einfach wieder Boris Johnson folgen? Britischen Medien zufolge liebäugelt der Ex-Regierungschef mit einer Rückkehr in die Downing Street.
Der skandalgeplagte britische Ex-Premierminister Boris Johnson soll Berichten zufolge eine erneute Kandidatur für den Posten planen. Das berichteten die Zeitungen "Times" und "Telegraph" am Donnerstag unter Berufung auf nicht genannte Quellen, nachdem die unter Druck geratene Premierministerin Liz Truss zuvor ihren Rücktritt verkündet hatte. Mehr dazu lesen Sie hier.
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Johnson glaube, eine Kandidatur sei im "nationalen Interesse", hieß es in der "Times". Nach der "Partygate"-Affäre und vielen weiteren Skandalen wurde Johnson Anfang Juli zum Rücktritt gezwungen. Er hat dennoch in Teilen der Partei eine loyale Unterstützerbasis. In Umfragen unter Parteimitgliedern schnitt Johnson zuletzt wieder gut ab. Allerdings denken nicht wenige, dass die von Skandalen geprägte dreijährige Amtszeit Johnsons noch nicht lange genug zurückliegt für eine erneute Kandidatur.
Wie geht es nun weiter?
Nach nur gut sechs Wochen im Amt war Truss zurückgetreten. Bis Ende nächster Woche wollen die konservativen Tories einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin auserkoren haben. Spätestens am 31. Oktober soll diese Person das Amt der Premierministerin übernehmen. Die Oppositionsparteien fordern allerdings geschlossen Neuwahlen: Laut den Parteispitzen von Labour, den Liberal Democrats und den britischen Grünen hätte eine parteiinterne Neubesetzung durch die Tories keine demokratische Legitimität.
In den Reihen der Konservativen gibt es neben Johnson derweil weitere Kandidaten für das höchste Amt des Landes. Die aussichtsreichsten unter ihnen sind alle alte Bekannte:
Rishi Sunak
Bei der Mitgliederbefragung im Sommer zur Nachfolge des damals zurückgetretenen Premierministers Boris Johnson war der ehemalige Finanzminister Sunak gegen Truss deutlich unterlegen. Allerdings hatte er wiederholt vor den Steuerplänen gewarnt, die erst die Wirtschaft und dann Truss ins Schleudern brachten. Mit dem Wissen, dass er damit richtig lag, dürfte Sunak gestärkt in eine neue Bewerbung um das Amt des Parteichefs und damit auch Premierministers gehen. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage hat der 42-Jährige die besten Zustimmungswerte unter den möglichen Nachfolgern.
Allerdings tragen ihm einige Mitglieder seine Rolle bei der Kabinetts-Revolte nach, die zum Sturz von Truss' Vorgänger Johnson geführt hatte. Zudem schadeten Fragen zu seinem beträchtlichen Privatvermögen und Steuertricks seiner Familie dem Ruf des ersten hinduistischen Finanzministers Großbritanniens.
Jeremy Hunt
Finanzminister Hunt, der die Unterstützung des moderaten Flügels der Partei genießt, könnte sich als kompetenter Einheitskandidat erweisen. Nach seinem Auftritt am Montag, bei dem der frühere Geschäftsmann das Steuerpaket von Truss fast vollständig gekippt hatte, wurde er von einigen schon als "De-facto"-Premier bezeichnet.
Der 55-jährige frühere Außen- und Gesundheitsminister war nicht nur in diesem Jahr, sondern auch schon 2019 im Rennen um den Parteivorsitz unterlegen. Hunt, der fließend Japanisch spricht, gilt als besonders belastbar, jedoch wenig charismatisch.
Penny Mordaunt
Mordaunt, die am Montag im Auftrag von Truss Fragen der Opposition zu dem Steuer- und Wirtschaftsdebakel beantworten musste, gilt als gute Rednerin. 2019 wurde die Brexit-Befürworterin die erste britische Verteidigungsministerin. Einige sehen in der 49-jährigen Reservistin der Royal Navy eine mögliche Kompromisskandidatin für den Vorsitz der zerstrittenen Tories.
- Nachrichtenagentur dpa