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Polen diskutiert Anmietung deutscher abgeschalteter Atomkraftwerke


Im Parlament
Polen diskutiert über Anmietung deutscher Atomkraftwerke

Von t-online, jro

Aktualisiert am 22.07.2022Lesedauer: 2 Min.
Kernkraftwerk Neckarwestheim: Eins von drei verbleibenden Atomkraftwerken in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Kernkraftwerk Neckarwestheim: Eins von drei verbleibenden Atomkraftwerken in Deutschland. (Quelle: Arnulf Hettrich/imago-images-bilder)

Warum neue Atomkraftwerke bauen, wenn abgeschaltete zur Verfügung stehen? Diesen Gedanken hatten offenbar polnische Parlamentarier.

Abgeordnete des polnischen Parlaments (Sejm) haben in einer Ausschussitzung am Donnerstag diskutiert, ob Atomkraftwerke in Deutschland gepachtet und von polnischer Seite weiterbetrieben werden könnten. Laut einem Bericht des polnischen Branchenmagazins "Energetyka24" wurde die Idee im Parlamentarischen Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union überwiegend wohlwollend diskutiert.

"Das Problem der deutschen politischen Debatte ist ganz einfach: Sie sind nicht in der Lage, ihren Fehler einzugestehen", erklärte demnach Janusz Kowalski, Vertreter der rechten Regierungspartei Solidarna Polska während der Sitzung. Damit spielte er offenbar darauf an, dass Deutschland die drei verbleibenden Atomkraftwerke eigentlich bis Ende 2022 abschalten will.

Laufzeitverlängerung gefordert

Angesichts der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen ist aber auch in Deutschland eine Debatte um den Weiterbetrieb der Anlagen entfacht. Inbesondere Politiker der FDP forderten in den letzten Wochen energisch eine Verlängerung der Laufzeiten – in der Ampelkoalition stehen sie mit ihrer Forderung aber weitestgehend allein da.

Zuletzt hatte das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck (Grüne) einen zweiten Stresstest angekündigt, um die Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland zu überprüfen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Effektivität ist umstritten

"Die Entscheidung Deutschlands, aus der Kernenergie auszusteigen, hat nicht nur Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft, sondern auch auf die polnische und europäische Wirtschaft", sagte dem Bericht zufolge Kacper Płażyński, Abgeordneter der Regierungspartei PiS, zu Beginn der Sitzung.

Im Verlauf der Ausschusssitzung sprachen sich demnach neben dem polnischen Umwelt- und Klimaminister Piotr Dziadzio auch Parlamentarier der rechts-konservativen Polska Razem und der linksgerichteten Partei Lewica Razem für die Maßnahme aus.

Insbesondere die möglichen Einsparungen von CO2-Emissionen wurden von den Abgeordneten als Vorteil der Kernenergie hervorgehoben. Doch die Effektivität einer Laufzeitverlängerung ist unter Experten umstritten – Umweltschäden durch schwere Betriebsunfälle und die Endlagerung der Abfallprodukte werden als schwerwiegende Nachteile eingestuft.

Polen plant eigene Atomkraftwerke

Für die Energieversorgung setzt Polen bislang vor allem auf fossile Brennstoffe – 2021 machten Stein- und Braunkohle über drei Viertel der nationalen Energieerzeugung aus. Eigene Atomkraftwerke betreibt Polen derzeit nicht. Die Regierung plant aber, bis 2033 den ersten von sechs Reaktoren in Betrieb zu nehmen – alle weiteren sollen bis 2043 fertiggestellt sein.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine waren die Gas-Handelsbeziehungen zwischen Warschau und Moskau aufgekündigt worden. Auf EU-Ebene setzt sich die polnische Regierung für ein Embargo auf russische Energielieferungen ein.

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