Luxemburg macht's vor Sollen Bus und Bahn kostenlos werden?
Keine Fahrscheine mehr und keine Kontrollen. Und obendrein fahren Bus und Bahn noch pünktlicher als bisher. Unser Nachbar macht genau das ab 2020. Eine gute Idee auch für Deutschland?
Nie mehr Tickets kaufen. Ein- und aussteigen, wo man will. Bus und Bahn fahren für die Bürger komplett kostenlos. Der Staat bezahlt alles. Diesen Gedanken hatte die Bundesregierung vor einiger Zeit. Luxemburg setzt ihn in die Tat um. Schon ab März 2020 fährt dort der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) komplett kostenlos.
Der Gratis-Nahverkehr ist Teil des politischen Bemühens, die Verkehrsprobleme des 600.000 Einwohner zählenden Landes zu entspannen: Jeden Tag pendeln auch rund 200.000 Menschen aus Deutschland, Frankreich und Belgien zur Arbeit nach Luxemburg.
Ein bis zum Jahr 2035 reichender Mobilitätsplan soll dafür sorgen, dass Service und Pünktlichkeit des öffentlichen Nahverkehrs verbessert werden und dass beispielsweise in Grenznähe das Parkangebot für Berufspendler ausgebaut wird.
Bereits heute fast kostenlos
Schon bisher finanziert das reichste Land Europas den ÖPNV zu etwa 90 Prozent. Diese Förderung wird zum Jahr 2020 auf 100 Prozent erhöht. Die Ausgaben steigen dadurch von derzeit 491 Millionen Euro um 40 Millionen Euro.
"Luxemburg wird das erste Land der Welt sein, in dem man den öffentlichen Nahverkehr spontan oder geplant nutzen und überall ein- und aussteigen kann, ohne sich Gedanken darüber zu machen, welche Fahrkarte man am besten kauft", sagte Premierminister Xavier Bettel im Dezember 2018 in einer Regierungserklärung. "Das steht uns einfach gut zu Gesicht und trägt enorm zum Image und zur Attraktivität Luxemburgs bei", fügte er hinzu.
- Kostenloser Nahverkehr: Das sind die Pros und Kontras
- Schnell erklärt: Ist kostenloser öffentlicher Nahverkehr realistisch?
- Kostenloser Nahverkehr: Diese Städte haben es probiert
Bundesregierung überraschte mit ÖPNV-Vorschlag
Die deutsche Bundesregierung brachte die Idee eines Gratis-ÖPNV im Februar 2018 ins Gespräch. Damit wollte sie kurzfristig die drohenden Diesel-Fahrverbote abwenden. Das Ergebnis ist bekannt: In einer Stadt nach der anderen wurden im Lauf des Jahres Fahrverbote verordnet. Denn kaum jemand glaubte daran, dass der Vorstoß ernst gemeint war. Bürgermeister waren überrascht bis verärgert, völlig unklar blieb die Frage der Finanzierung. Deshalb verschwand der Vorschlag genau so schnell, wie er aufgetaucht war. Einen Imagegewinn, wie ihn der Luxemburg-Premier erwartet, hat das Manöver aus Berlin eher nicht gebracht.
- Nachrichtenagentur dpa
- Berliner Morgenpost
- Eigene Recherche