Wer hier fährt, riskiert sein Leben Die Todesstraße in Bolivien: Warum hier Tausende starben

Schmale Pfade, tiefe Abgründe – die Yungas-Straße gilt als tödlichste Straße der Welt. Regen, Nebel und abrutschende Hänge machen jede Fahrt zum Risiko. Dennoch zieht sie Touristen an. Warum?
Eine Straße wie ein Albtraum: Rund 80 Kilometer schlängelt sich die Yungas-Straße durch die bolivianischen Anden. Zwischen La Paz und Caranavi windet sie sich über den 4.670 Meter hohen La-Cumbre-Pass und führt dann steil hinab in den dichten Regenwald. Der Untergrund ist schlammig, der Nebel oft undurchdringlich – und Leitplanken? Meist Fehlanzeige.
Erbaut wurde die Straße zwischen 1931 und 1936, zum Teil von Kriegsgefangenen des Chaco-Krieges. Jahrzehntelang war sie die einzige Verbindung zwischen dem Amazonas-Regenwald und der Hauptstadt – mit verheerenden Folgen.

Der Chaco-Krieg (1932–1935)
Es war ein Kampf um ein karges Land – und um einen Mythos. Bolivien und Paraguay stritten um die Region Gran Chaco, wo man Öl vermutete. Doch die wahre Herausforderung war nicht der Gegner, sondern die Natur: glühende Hitze, Wassermangel, Staub. Nicht umsonst nennt man ihn La Guerra de la Sed – den Krieg des Durstes.
Jede Fahrt kann die letzte sein
Bis zu 300 Menschen starben hier jährlich. Busse stürzten ab, Lastwagen rutschten in den Tod. Das schlimmste Unglück ereignete sich am 24. Juli 1983: Ein Bus mit 100 Insassen stürzte in eine Schlucht – niemand überlebte. 1995 erklärte die Interamerikanische Entwicklungsbank die Yungas-Straße offiziell zur "gefährlichsten Straße der Welt".
Erst 2007 wurde eine neue, sicherere Verbindung eröffnet. Seitdem hat der Verkehr auf der alten Route abgenommen – doch die Straße ist nicht leer.
Warum Touristen den Kick suchen
Trotz ihrer grausamen Vergangenheit ist die Yungas-Straße heute ein Magnet für Adrenalinjunkies. Mountainbiker aus aller Welt wagen sich hier auf die Abfahrt – die Strecke gilt als eine der spektakulärsten der Welt.
Die zehn gefährlichsten Straßen der Welt
Platz | Straße | Gefahren |
---|---|---|
1 | Yungas-Straße (Bolivien) | Abgründe, Steinschlag, Regen, schlechte Sicht |
2 | Manali-Leh-Highway (Indien) | Extreme Steigungen, Erdrutsche, Schneemassen |
3 | Srinagar-Leh-Highway (Indien) | Lawinengefahr, enge Fahrbahnen, Steinschlag |
4 | Grand Trunk Road (Indien/Pakistan/Bangladesch) | Chaotischer Verkehr, viele Unfälle, schlechte Infrastruktur |
5 | Guoliang-Tunnel (China) | Handgefräster Felsentunnel, Steinschlag, keine Sicherung |
6 | Karakorum-Highway (China/Pakistan) | Erosion, Bergstürze, extreme Höhenlage |
7 | Tibbitt-Contwoyto-Eisstraße (Kanada) | Eisflächen, Rissgefahr, extreme Kälte |
8 | Trollstigen (Norwegen) | Haarnadelkurven, steile Steigungen, Lawinen |
9 | Carretera Hiram-Bingham (Peru) | Enge Serpentinen, Erdrutschgefahr, rutschige Fahrbahn |
10 | Straße zum Cotopaxi-Nationalpark (Ecuador) | Schotterpisten, Sturzfluten, ungesicherte Abhänge |
Eine Straße mit besonderen Regeln
Auf der Yungas-Straße gilt eine Ausnahme: Die Autos fahren links. So können die Fahrer nach unten schauen und riskante Manöver besser einschätzen.
Wer ganz viel Glück hat, begegnet auf der Strecke heute nur noch wilden Tieren. Denn mit dem Rückgang des Verkehrs ist die Natur zurückgekehrt. Pumas, Gürteltiere und unzählige Vogelarten erobern das Gebiet zurück. Darüber hinaus gibt es hier vor allem eines: jede Menge Abgrund.
- marcopolo.de: Die 10 gefährlichsten Straßen der Welt
- nextbase.eu: Top 10 der gefährlichsten Straßen der Welt
- reise-preise.de: Studie: Die gefährlichsten Straßen der Welt