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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unfallschützer im Test Lkw-Abbiegeassistenten: Helfen sie wirklich?
Bei Abbiegeunfall getötet: Viel zu oft lesen wir solche Meldungen. Lkw-Assistenten sollen Passanten und Radfahrer schützen. Aber sind sie dazu wirklich in der Lage?
Sie sind längst verfügbar, selbst ältere Lkw lassen sich nachrüsten. Und dennoch: Neu auf den Markt kommende Lkw-Modelle (mehr als 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht) müssen erst seit dem 6. Juli 2022 mit solchen Systemen ausgerüstet sein; generell alle neu zugelassenen Lkw (ebenfalls ab 3,5 Tonnen) sogar erst ab 2024. Ältere Modelle fahren dann immer noch ohne den Helfer durch die engen Innenstädte – sofern sie nicht freiwillig nachgerüstet werden. Das ist das eine Problem.
Aber können die Assistenten wirklich den toten Winkel der stählernen Kolosse überwachen? Können sie Lkw-Fahrer tatsächlich warnen, bevor Passanten oder Radfahrer übersehen werden? Der ADAC hatte es bereits an neun Modellen getestet, bevor die Pflicht in Kraft trat. Die Ergebnisse des Tests sind das andere Problem.
Diese Assistenten wurden geprüft:
- Eyyes Taset 001
- H3M Truck!Warn Flex
- Knorr-Bremse ProFleet+ GEN 2
- Wüllhorst WUE AAS-4.0
- Dometic BSC01
- Rosho TurnCAM
- Axion ICA Turn-Assist AAS Set
- H3M Truck!Warn DELUXE
- Continental RightViu
Die Kosten für die Systeme schwanken zwischen 967 und 3.690 Euro, nach ein paar Stunden sind sie im Lkw eingebaut.
So schneiden die Assistenten ab
Das Test-Ergebnis: äußerst ernüchternd. "Nicht einmal die Hälfte der untersuchten Systeme arbeitet so gut und zuverlässig, dass sie einen spürbaren Nutzen für die Verkehrssicherheit brächten." Nur zwei Modelle schneiden "gut" ab, zwei weitere "befriedigend". Vier Assistenten bewertet der Verkehrsclub sogar als "mangelhaft".
Das System von Continental beispielsweise funktioniert nur, wenn der Blinker gesetzt ist. Außerdem generieren die Testverlierer sehr viele Fehlwarnungen, was der Beachtung der Signale schadet. Durch ihren kleinen Sichtbereich werden Lkw-Fahrer trotz Gefahr nicht oder sehr spät gewarnt. Und schließlich erkennen die Systeme von Rosho, Axion und Dometic nur dann einen Radfahrer, wenn er den Lkw überholt – nicht aber, wenn beide nebeneinander fahren oder der Lkw den Radfahrer überholt.
Angesichts der Testergebnisse fordert der ADAC gründliche Nachbesserungen der Hersteller und auch strengere Normen der Gesetzgeber. Denn: "Nur gute Systeme retten Leben", so der Verkehrsclub.
- Verkehrsclub ADAC