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Fuel Dump: Ist Kerosinablassen schädlich für Mensch und Natur?


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Gefahr für Mensch und Umwelt?
Warum Flugzeuge tonnenweise Kerosin ablassen


Aktualisiert am 14.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Flugzeug am HimmelVergrößern des Bildes
Flugzeug am Himmel: Meist ziehen die Maschinen einen Kondensstreifen hinter sich her. Manchmal ist es aber auch abgelassenes Kerosin. (Quelle: Astrid860/getty-images-bilder)
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Immer wieder müssen Flugzeuge große Mengen Kerosin ablassen. Aber warum? Und was sind die Folgen für Mensch und Natur?

Flugzeuge fliegen mit Kerosin. In einigen Notfallsituationen muss der Treibstoff schnell abgelassen werden. Doch was steckt hinter dem sogenannten Fuel Dumping und warum kann es in einer Notsituation überhaupt hilfreich sein?

Warum lassen Flugzeuge Kerosin ab?

Normalerweise gibt es für Flugzeuge keinen Grund, Kerosin abzulassen. Das wäre im Normalfall zudem weder zulässig noch wirtschaftlich von Vorteil. Wenn Sie weiße Streifen hinter einem Flugzeug sehen, sind es daher normalerweise nur Wasserdampfwolken, die durch die Kondensation feuchter Luft entstehen.

Allerdings gibt es einige Ausnahmefälle, in denen es doch passieren darf und muss. Da Langstreckenflieger laut dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) einen großen Tank haben und darin das Kerosin für den gesamten Reiseweg transportieren, wiegen sie zum Start deutlich mehr als zur Landung.

Die Europäische Flugsicherheitsbehörde EASA hat je nach Flugzeugtyp ein höheres maximales Start- und ein niedrigeres maximales Landegewicht festgelegt, um Flugzeuge sicher starten und landen zu können. Normalerweise stellt das kein Problem dar, schließlich wird das Kerosin bis zur Landung verbraucht und das Gewicht sinkt, sodass der Pilot sicher landen kann.

Ist der Pilot jedoch gezwungen, bereits kurz nach dem Start umzukehren oder nach kurzer Strecke zu landen, muss er das Gewicht verringern. Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn es beispielsweise einen technischen Notfall gibt, der eine schnelle Landung erfordert, an Bord ein Feuer ausbricht oder ein medizinischer Notfall eintritt.

In diesen Fällen kann der Pilot wählen, ob er Kerosin ablässt, das Flugzeug kreisen lässt, um Treibstoff zu verbrauchen oder ob er das Risiko eingeht, mit Übergewicht zu landen. Bei einer Landung mit Übergewicht kann laut BDL unter Umständen das Fahrwerk beschädigt werden.

Wie wird Kerosin abgelassen?

Entscheidet sich der Pilot für einen Treibstoffablass, stellt sich auch die Frage, wie viel abgelassen werden muss. Es wird nie das gesamte Kerosin abgelassen, sondern nur so viel, wie in der jeweiligen Situation notwendig ist, um das Landegewicht zu reduzieren.

Der Treibstoffschnellablass geschieht über ein technisches Verfahren, bei dem das Kerosin über Düsen zu einem feinen Tröpfchen-Nebel verteilt wird. Bei einem solchen Notfall ist natürlich auch der Fluglotse eingebunden, der dafür sorgt, dass die erhöhten Mindestabstände zum übrigen Verkehr sichergestellt sind.

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO schreibt zudem vor, dass Kerosin in einer Höhe von vier bis acht Kilometern abgelassen werden muss – falls dies nicht möglich ist, in einer Höhe von mindestens 1.800 Metern. Zudem sollte der Luftraum wenig beflogen und das Gebiet am Boden möglichst dünn oder gar nicht besiedelt sein.

Anschließend muss der Treibstoffablass binnen 72 Stunden dem Luftfahrtbundesamt gemeldet werden.

Warum lassen Kurz- und Mittelstreckenflieger keinen Treibstoff ab?

Das erklärt sich durch das geringere Gewicht: Auf Kurz- oder Mittelstrecken benötigen Flugzeuge logischerweise generell weniger Kerosin, sie wiegen also bereits zum Start deutlich weniger als Langstreckenflieger.

Muss ein Kurz- oder Mittelstreckenflieger früher als geplant landen, ist sein Gewicht trotzdem bereits gering genug, um sicher landen zu können – auch ohne Kerosin abzulassen. Viele dieser Flieger verfügen zudem gar nicht über die technischen Möglichkeiten, um Kerosin abzulassen.

Welche Auswirkungen hat der Treibstoffschnellablass auf die Umwelt?

Das Umweltbundesamt hat in einer Studie bereits 2020 ausgewertet, welche Auswirkungen der Treibstoffablass von Kerosin hat. Das Umweltbundesamt erklärt dazu: Während die feinen Kerosin-Tröpfchen in der Atmosphäre bis zum Erdboden absinken, finden "komplexe Verdunstungs- und Verlagerungsprozesse" statt.

Durch die Verdunstung ändere sich schließlich auch die chemische Zusammensetzung der Tröpfchen. Deshalb kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Risiken des Fuel Dumpings für Böden und Grundwässer "als geringfügig, bzw. vernachlässigbar" gewertet werden könnten.

Ist das Fuel Dumping gefährlich für den Menschen?

In der Studie des Umweltbundesamtes wurde auch untersucht, welche Gefahren das Kerosin für den Menschen haben könnte. Welchen Einfluss das Kerosin auf die bodennahe Luft und das Wasser in Bezug auf die menschliche Gesundheit hat, sei allerdings "mit dem derzeitigen Wissensstand noch nicht in allen Details abschließend bewertbar", so die Studie.

Wie häufig wird Kerosin abgelassen?

Das Luftfahrtbundesamt erfasst jährlich die Treibstoffablässe in Deutschland. Im gesamten Jahr 2022 gab es demnach 32 Fälle, in denen Kerosin über deutschem Luftraum abgelassen werden musste, in den meisten Fällen war ein technisches Problem der Grund dafür.

2023 gab es bisher bereits 14 Fälle von Fuel Dumping, einer davon war ein geplanter Ablass bei einem Testflug, einmal gab es Vibrationen an einem Triebwerk und zweimal einen medizinischen Notfall. In allen anderen Fällen lag ein technisches Problem vor.

In der Regel werden zwischen 15 und 80 Tonnen Kerosin abgelassen, die Statistik zeigt aber auch, dass die Werte deutlich darüber oder darunter liegen können.

Verwendete Quellen
  • bdl.aero: "Warum wird in seltenen Fällen Kerosin abgelassen?"
  • umweltbundesamt.de: "Wissenschaftliche Kenntnisse zum Treibstoffschnellablass: Datenauswertung und numerische Berechnungen"
  • lba.de: "Treibstoffschnellablass"
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