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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auto Die schönsten neuen Klassiker und Naked Bikes
Auf zwei Rädern bleibt Old School angesagt: Nackt und klassisch, das muss sein. Nakedbikes - also Motorräder ohne Verkleidung - und Neuauflagen von Klassikern gehen aktuell bestens. wanted.de hat sich nach den schönsten Bikes der kommenden Saison umgesehen. Und da gibt es einige Überraschungen.
Der Handel freut sich über eine wiedererwachte Lust am motorisierten Zweirad: Mit knapp 92.000 Zulassungen verzeichnete der Industrieverband Motorrad (IVM) einen neuen Rekord fürs erste Halbjahr. Gefragt sind aktuell vor allem klassische Motorräder ohne Verkleidung, und dabei vor allem schwere Maschinen.
Retro bleibt gefragt
In die Kategorie "Klassiker" ist uns die Triumph Thruxton aufgefallen. Optisch folgt die Britin den Café Racern aus den 1960er-Jahren, unwillkürlich schaut man nach dem H-Kennzeichen.
Aber die Thruxton ist mit Speichenrädern, Retro-Lackierung und leicht nach oben gezogenen Endrohren nur designmäßig eine zeitlose Erscheinung. Der Viertakt-Reihenzweizylinder dagegen ist "state of the art" und bringt die 230 Kilo mit 69 PS und 69 Newtonmetern flott in Schwung. >>
Übrigens: Die klassischen Café Racer waren in der Regel zu Rennmaschinen aufgemotzte Straßenmotorräder. Und für den einen oder anderen Umbau dürfte sich auch die Thruxton eignen. Noch beliebter allerdings waren Harleys. Der Grund: Motor und Getriebe lassen sich unproblematisch verbauen und warten. Zudem erzielen sauber aufgebaute Custombikes auf Harley-Basis auch nach Jahren noch ordentliche Preise.
Tatsächlich "sehen wir seit vielen Jahren den Trend, dass unsere Kunden ihre Bikes immer weiter individualisieren", bestätigt Martin Mix vom Motorrad-Veredler Thunderbike.
Gefragt sei - gerade bei Harleys - "seit langem Old School", also etwa Bobber oder Bagger, umgebaute Serienmotorräder. Die Preis-Range ist dabei enorm, das teuerste Bike von Thunderbike aus Hamminkeln am Niederrhein kostete 250.000 Euro. Darin stecken allerdings auch acht Monate Arbeit. Wer selbst Hand anlegt, fährt deutlich günstiger. >>
In die Reihe der Klassiker passt auch die neue Harley Street 750, die minimalistisch daherkommt und - laut Harley-Davidson - "den Besitzer geradezu zum Customizing herausfordert". Von Haus aus ist die Maschine leicht handelbar und mit 57 PS bei 60 Newtonmetern nicht übermotorisiert. Sie eignet sich daher auch für Einsteiger.
Schönheit pur bei Indian
Und dann ist da noch ein Wolf im Schafspelz: die Indian Scout des Modelljahrs 2015. Schnörkellose Linienführung, wuchtiger Vorderreifen und traditionelle Farben lassen einen sofort an das Mutter-, eigentlich eher Großmuttermodell denken, mit dem vor über 70 Jahren unerschrockene Piloten in der berüchtigte Steilwand "Wall of Death" ihre rasanten Runden drehten.
Allerdings: Unter dem klassischen Äußeren versteckt sich moderne Technik. Der großvolumige VS-Motor mit einem Hubraum von 1133 Kubikzentimetern bringt bei 100 PS ein wuchtiges Drehmoment von 98 Newtonmetern auf die Straße. Und die Beschleunigung? Die spielt bei dem tiefsitzigen Cruiser ohnehin keine echte Rolle.
Fest steht: Die Indian Scout ist ein schwerer Klassiker und fällt voll ins Beuteschema der Motorrad-Fans. Knallbunte Farben, Minisitzbänke und Stummelflügel werden dagegen im kommenden Jahr wohl kaum noch zu sehen sein.
Nackt und muskulös
Kommen wir zu den vor Kraft strotzenden Naked Bikes. Nur für erfahrene Biker bieten sich zwei Maschinen mit eigentlich vom Markt verschwundenen Markennamen an: die Ariel Ace und die EBR 1190 SX von Erik Buell Racing. Die Ace gibt es als Cruiser und als Naked Bike - jeweils mit einem 1,2-Liter-Honda-V4-Motor, der stattliche 173 PS leistet. Von Null auf 100 vergehen damit 3,4 Sekunden, bei Tempo 265 ist Schluss. >>
Dabei hatte der britische Hersteller Ariel die Produktion von Zweirädern vor einem halben Jahrhundert aufgegeben und sich dem Bau von Hochleistungs-Sportwagen verschrieben. Doch ab 2015 sollen pro Jahr 150 "Asse" die Werkstätten in Crewkerne verlassen. Auch hier gilt: "Die Art, auf die Ariel Fahrzeuge baut, erlaubt es, jedes Motorrad auf den Besitzer zuzuschneidern und es ihm anzupassen, damit er genau das Bike bekommt, das ihm vorschwebt, und damit er es für eigenen Geschmack und Gebrauch personalisieren kann."
Bis 2009 hatte Buell unter dem Dach des Harley-Davidson-Konzerns Motorräder gefertigt. Dann war - vorerst - Schluss. Jetzt hat Firmengründer Erik Buell die Produktion unter dem Namen "Erik Buell Racing" (EBR) wieder aufgenommen.
Neuestes Ergebnis ist die EBR 1190 SX Nakedbike, die noch im Oktober auf den deutschen Markt kommen soll. An der Verkleidung haben die Amerikaner gespart, an der Power nicht: 185 PS und ein Drehmoment von rund 138 Newtonmetern sprechen für sich. Mit offiziellen Angaben zu den Fahrleistungen hält Buell sich zurück. Tempo 100 dürfte nach etwa 2,8 Sekunden erreicht sein, erst knapp unter der 300er-Marke der Vorwärtsdrang enden.
Erik Buell, der für sich in Anspruch nimmt, die Gattung der "Streetfighter" überhaupt erst begründet zu haben, reklamiert denn auch für seinen neuesten Wurf noch einen Tacken mehr: "Der passende Name für ein Bike wie die EBR 1190 SX ist 'Superfighter'".
Fazit: Die altneuen Motorräder machen Freude und Lust aufs Fahren. Impressionen finden Sie in unserer Fotoshow