Teures Fliegen Was kostet ein Pilotenschein?
Einfach mit dem Flugzeug abheben und den Blick auf die Welt vom Himmel aus genießen: Wer den Pilotenschein erwerben will, auf den kommen diverse Kosten zu.
Fast jeder ist in der Lage, einen Pilotenschein zu machen – vorausgesetzt, er bringt keine starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen mit. Doch nicht jeder kann sich den Traum vom Fliegen so einfach leisten: auf dem Weg zum Schein können mehrere Tausend Euro zusammenkommen. Und es kommt darauf an, welche Lizenz genau Sie erwerben möchten. Wir geben einen Überblick über die gängigsten (privaten) Flugscheine und deren Kosten.
Das sind die gängigsten privaten Lizenzen
Möchten Sie hauptberuflicher Pilot für Verkehrsflugzeuge einer Airline werden, so kann ein Pilotenschein 60.000 Euro und mehr kosten. Dies hängt aber auch davon ab, ob Sie die Ausbildung über eine Airline machen und wie dort die Kosten aufgeteilt werden.
Als privater Flieger brauchen Sie den Pilotenschein mit der Bezeichnung PPL (Private Pilot License) oder LAPL, die beide wiederum in verschiedene Kategorien eingeteilt sind. Das sind die gängigsten Lizenzen:
- PPL-A steht für Motorflugzeuge: Wenn Sie diesen Schein erwerben, dürfen Sie auch Passagiere für private Zwecke mit an Bord nehmen. Das Mindestalter für den Lizenzerwerb liegt bei 17 Jahren. Nötig sind neben einigen Dokumenten wie Zuverlässigkeitsüberprüfung, einer Erklärung über schwebende Strafverfahren und einem flugmedizinischen Tauglichkeitszeugnis auch eine Theorieprüfung nach 100 Schulungsstunden, dazu 45 Flugstunden und eine praktische Prüfung.
- PPL-H steht für Hubschrauber: Auch hier muss der Bewerber 17 Jahre alt sein, um die Lizenz zu bekommen. Die Zahl der Theoriestunden liegt bei 80, in der Praxis müssen 35 Stunden mit einem Lehrberechtigten und 10 Stunden im Alleinflug absolviert werden. Hinzu kommen die Prüfungen.
- Die Lizenz für Segelflugzeuge hängt am weltweit gültigen Pilotenschein SPL (Sailplane Pilot License). Die theoretische Prüfung wird in den Fächern Meteorologie, Luftrecht, Menschliches Leistungsvermögen, Kommunikation, Navigation, betriebliche Verfahren, Grundlagen des Fliegens, Flugplanung und Flugleistung und Allgemeine Luftfahrzeugkunde von der Landesluftfahrtbehörde abgenommen. In der Praxis sind zum Erwerb eines Segelflugscheines mindestens 15 Flugstunden vorgeschrieben, davon mindestens zehn mit und zwei ohne Fluglehrer.
- Dazu gibt es noch die Leichtluftfahrzeug-Pilotenlizenz (LAPL, steht für light aircraft pilot licence), die sich ebenfalls in Motorflugzeuge (LAPL (A)), Hubschrauber (LAPL (H)) und Segelflugzeuge (LAPL (S)) unterteilen lässt. Die LAPL lässt sich leichter erwerben, auch die Anforderungen an das medizinische Tauglichkeitszeugnis sind geringer. Einschränkungen gibt es allerdings beim Gewicht des Fliegers und bei der Anzahl der Passagiere.
So viel kostet der Pilotenschein
Die Kosten hängen von dem Fluggerät Ihrer Wahl und auch der Flugschule ab – und dem Bedarf an zusätzlichen Theorie- und Flugstunden. Einige Flugschulen bieten einen durchgängigen Abendunterricht, andere ermöglichen einen Fernschulunterricht für die Theoriestunden. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Faktoren wie Unterrichtsmaterialien.
Beim PPL-A-Flugschein müssen Sie 45 Flugstunden absolvieren, die preislich jeweils bei etwa 100 Euro liegen – die Bezahlung für den Fluglehrer ist hier noch nicht inbegriffen. Ins Flugzeug dürfen Sie außerdem nur einsteigen, wenn Sie eine fliegerärztliche Untersuchung durchführen lassen, die etwa 150 Euro kostet.
Sind Sie dann an Bord und drehen die ersten Runden in der Luft, dann zahlen Sie nicht nur für den Flug, sondern auch etwa 6 bis 7 Euro für jede einzelne Landung. Und davon werden Sie während Ihrer Ausbildung bis zu 150 Stück durchführen, denn immerhin gehören Start und Landung zu den riskantesten Manövern beim Fliegen und müssen gewissenhaft geübt werden.
Beispiel: Das kostet der PPL-A
Grob überschlagen: Ein Pilotenschein der Klasse PPL-A benötigt mindestens 100 Theorie- und 45 Praxisstunden. Hinzu kommen Landegebühren, das Sprechfunkzeugnis sowie Prüfungsgebühren für den Flugschein. Die Flugschule Aerotours in Berlin hat das Ganze auf ihrer Homepage aufgeschlüsselt (Stand: 2023):
- Anmeldegebühr: 300 Euro
- Theorie eAcademy Lehrgang PPL(A) 450 Euro
- Präsenzunterricht (Zeit insg. 30 Stunden): 420 Euro
- Supportgebühr inkl. Fragentrainer und schulinternem Abschlusstest 350 Euro
- Praktische Flugausbildung (inkl. Fluglehrer) 45 Stunden auf einer Diamond DA 20 80 PS (Blockzeit) [je 222 Euro]: 9.990 Euro
- zusätzliche Kosten Landegebühren, Flugsicherung (Durchschnittswert): 750 Euro
- Lehrmaterial (Jepessen CSG Student, DFS Kursdreick, Vollkreis Winkelmesser, Lehrbuch VFR Sprechfunk, Lehrbuch Motorflug kompakt, ICAO Flugkarte Berlin, Flugbuch): 189,80 Euro
- Sprechfunkzeugnis BZF I (deutsch und englisch): 295 Euro
- Behördliche Gebühren: 150 Euro
- Gesamtkosten: 12.894,80 Euro
- Hinzu kommen die Kosten für Behörden, die Zuverlässigkeitsüberprüfung, Tauglichkeitszeugnis und den externen Prüfungsflug.
Beispiel: Das kostet der LAPL (A)
Etwas günstiger ist die Pilotenlizenz LAPL(A), mit der Sie ein Flugzeug mit bis zu 3 Passagieren (erst nach zehn nachgewiesenen Flugstunden) in Europa fliegen dürfen. Die Theorie entspricht dem PPL-A, allerdings sind nur 30 Flugstunden vorgeschrieben, davon drei Stunden Überlandflug. Die Kosten hier liegen bei der oben genannten Flugschule bei rund 9.300 Euro, plus die Kosten für Behörden, die Zuverlässigkeitsüberprüfung, Tauglichkeitszeugnis und den externen Prüfungsflug.
Das kostet ein Segelflugschein
Deutlich günstiger ist es, die Lizenz für ein Segelflugzeug zu erwerben. Dafür brauchen Sie einen Auszug aus dem Zentralen Fahrerlaubnisregister, ein spezielles Führungszeugnis und einen Check durch einen Fliegerarzt, das sogenannte "Medical". Nach etwa 70 Starts mit Fluglehre heben Sie erstmals allein ab. Je nach eigenem Tempo absolvieren Sie nach rund 40 Stunden Flugstunden, der theoretischen und der Sprechfunkprüfung die praktische Prüfung. Die Gesamtkosten liegen bei rund 1.500 Euro für Jugendliche ab 14 Jahren, Erwachsene zahlen rund 2.100 Euro, rechnet der Hamburger Verein für Luftfahrt vor.
Nicht zu vergessen: die laufenden Kosten
Auch nachdem Sie den Pilotenschein erhalten haben, kommen weitere Kosten auf Sie zu. Um die Lizenz dauerhaft zu behalten, müssen Sie sich regelmäßig an den Steuerknüppel setzen. Das heißt: Weitere Flüge, weitere Starts und Landungen. Doch wenn das Fliegen für Sie ein großer Traum ist und Sie bereits die Kosten für den Pilotenschein finanziert haben, dürften Sie dies wahrscheinlich gern in Kauf nehmen.
- aerotours.de: Ausbildung (Stand: 28.5.2024)
- hvl-boberg.de: Flieg selbst
- Archivmaterial
- Eigene Recherche