Neues Kompaktmodell im Test Skoda Scala: Reif für die Golf-Klasse?
Der Skoda Rapid geht in Rente und macht Platz für den Scala. Das neueste Modell der tschechischen VW-Tochter rangiert unterhalb des Bestsellers Octavia und ist nun im Handel.
Die Preise beginnen bei 17.350 Euro, doch weil diese Einstiegsvariante erst mit etwas Verzug lieferbar ist, müssen Frühstarter mit mindestens 21.450 Euro rechnen.
Ein Kleinwagen auf großem Fuß
Dafür gibt es allerdings ein Auto, das seiner Klasse längst entwachsen ist. Technisch mag der klar und kantig gezeichnete Scala ein Kleinwagen sein; immerhin entstammt er dem gleichen Baukasten wie der VW Polo und der Audi A1. Doch im Format bewegt sich der Nachfolger des Rapid Spaceback sogar am oberen Ende der Kompaktklasse.
Skoda hat den Radstand auf 2,65 Meter und die Länge sogar auf 4,36 Meter gestreckt. Ein gutes Stück größer als der VW Golf, so bietet er vor allem hinten mehr Platz als jeder andere Kleinwagen, und auch sein Kofferraum ist rekordverdächtig: 467 Liter schluckt er bei aufrechter und 1410 Liter bei umgeklappter Rückbank. Da können selbst viele SUV in dieser Liga nicht mithalten.
Große Aufmerksamkeit für viele Kleinigkeiten
Aber wie immer bei Skoda geht es nicht nur um den großen Raum. Sondern getreu dem Motto "Simply clever" haben die Tschechen viele smarte Details eingebaut. Es gibt zahlreiche pfiffige Ablagen: vom Becherhalter, in dem man Flaschen auch mit einer Hand öffnen kann, bis hin zur Handytasche an der Sitzflanke.
Im Kofferraum kann man seine Einkäufe an abnehmbare Haken hängen oder in Netzen verstauen. Für den Zugbetrieb klappt auf Knopfdruck eine Anhänger-Kupplung aus dem Heck und natürlich gibt es einen variablen Kofferraumboden mit Wendematte. Außerdem wartet Skoda mit praktischen Petitessen auf, wie dem Regenschirm in der Fahrertür, dem Eiskratzer samt Profilmesser in der Tankklappe oder dem Trichter im Tank für das Wischwasser.
Kino im Cockpit
Während man solche Ausstattungen von Skoda schon kennt, beschreiten die Tschechen beim Ambiente neue Wege und setzten im Cockpit auf großes Kino: Zum ersten Mal bieten sie in dieser Klasse digitale Instrumente an und montieren daneben einen frei stehenden Touchscreen. Der ist immer online, lässt sich neben den Fingerspitzen auch mit Gesten und Sprache bedienen und weitgehend frei konfigurieren.
Viel Ausstattung treibt den Preis
Weil der Scala auf der modernsten Plattform des VW-Konzerns basiert, hat Skoda Zugriff auf viele neue Assistenzsysteme. So gibt es für den großgeraten Kleinwagen unter anderem eine aktive Spurführungshilfe, eine automatische Abstandsregelung und einen Autobahnpiloten, der einem bis Tempo 210 viel Arbeit abnimmt.
Außerdem bauen die Tschechen vorn wie hinten ausschließlich LED-Leuchten ein und sparen nicht an Lack und Leder. Allerdings klettert so auch der Preis in Größenordnungen, die zu einem Kleinwagen nicht mehr so recht passen wollen. 25.000, ja sogar 30.000 Euro kommen da schnell zusammen.
Beim Antrieb enden die Ambitionen
Unter der Haube regiert die Vernunft und mehr als eine Leistungsspanne von 70 kW/95 PS bis 110 kW/150 PS decken die Tschechen mit einem TDI und drei Benzinern fürs erste nicht ab. Und spätestens, wenn man mit dem vermutlich meistverkauften 1,0-Liter mit 85 kW/115 PS unterwegs ist, fühlt man sich dann doch wieder in einem Kleinwagen.
Denn der Motor ist wie alle Dreizylinder vergleichsweise rau und präsent. Und mit Fahrfreude ist es bei 200 Nm, einem Sprintwert von 9,8 Sekunden und einem Spitzentempo von 201 km/h nicht ganz so weit her. Bei der Abstimmung ist Skoda ganz auf der entspannten Seite geblieben und spart das stramme Setup für ein mögliches Sportmodell auf.
Nicht sportlich, aber sparsam
Zwar muss man bei der Dynamik damit ein paar Abstriche machen, doch der Vorteil dieser freiwilligen Selbstbeschränkung sind vergleichsweise vernünftige Verbrauchswerte: Der Diesel kommt laut Norm auf bestenfalls 4,1 Liter und einen CO2-Ausstoß von 107 g/km, und selbst der stärkste Benziner ist mit 4,9 Litern und 112 g/km aufgeführt.
Auch wenn es in den Geist der Zeit passen würde, dürfte es so schnell zwar keine Elektrifizierung des Antriebs geben. Skoda plant aber für den Sommer mit einer Erdgas-Variante für den Dreizylinder-Benziner, mit dem der CO2-Ausstoß weiter sinkt.
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Fazit: Zu Größerem berufen
Elegant gezeichnet, üppig ausgestattet und mehr Innenraum als die Konkurrenz, so lässt der Scala die anderen Kleinwagen hinter sich und erlangt die Platzreife für die Golf-Klasse. Allerdings lässt sich Skoda diesen Aufstieg gut bezahlen: Auch bei den Preisen geht es deshalb deutlich aufwärts.
- Nachrichtenagentur dpa