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Porsche 928 GTS: Unterwegs in Wendelin Wiedekings Dienstwagen


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Neuvorstellungen & Fahrberichte
Unterwegs in Wendelin Wiedekings Dienstwagen

Wolfgang Gomoll; press-inform

Aktualisiert am 10.02.2017Lesedauer: 3 Min.
Porsche-Boss Wendelin Wiedeking fuhr einen Porsche 928 GTS als Dienstauto. Der Bolide verfügte über einen ungewöhnlichen Antrieb.Vergrößern des Bildes
Porsche-Boss Wendelin Wiedeking fuhr einen Porsche 928 GTS als Dienstauto. Der Bolide verfügte über einen ungewöhnlichen Antrieb. (Quelle: Hersteller-bilder)
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Porsche zelebriert das 40-jährige Jubiläum des Trans-Axle-Antriebsstrangs. Dabei befand sich der Motor, anders als bei Porsche üblich, vorne. Höhepunkt und zugleich Ende dieser Bauweise war der 928 GTS. Der Bolide hatte einen mächtigen Fan: den Chef höchst persönlich. Wendelin Wiedeking fuhr den außergewöhnlichen Porsche als Dienstwagen.

Dr. Wendelin Wiedeking steht in den Fahrzeugpapieren. Der Luxus-Kreuzer wurde am 2.11.1995 an "G - H Dr. Wiedeking" mit dem Vermerk "Dienstwagen" ausgeliefert.

Vollausstattung für den Porsche-Chef

Das Auto ist natürlich ganz nach den Wünschen des Vorstands-Vorsitzenden eingerichtet. Um es kurz zu machen: volle Hütte. Der nachtmeerblau lackierte Wellness-Porsche hatte so ziemlich alles, was die damalige Zeit technisch hergab: Klima-Automatik, Telefon, einen Tempomaten und sogar einen Bord-Computer. Damit der Chef auch entspannt bei den Terminen ankam, waren die elektrisch verstellbaren und Sportsitze mit einer ergonomischen Lordosenstütze ausgestattet.

Dienstwagen kostete über 200.000 DM

Die ganzen Extras hievten den Preis des ohnehin nicht billigen Gran Turismo in Regionen, für die man damals in manchen Ecken der Republik ein ganzes Reihenhaus bekam. Genau 205.571,19 D-Mark kostete der Dienstwagen. Das ist schon eine Ecke mehr als der Grundpreis von 145.991,30 D-Mark. Bei dem ganzen Luxus fällt auf, dass der Blinker ohne die typische Geräuschkulisse seinen Dienst verrichtet. Ob das ein technischer Defekt ist oder das monotone Klick-Klack den Boss genervt hat, können selbst die Porsche-Historiker nicht mit Gewissheit sagen. "Denkbar wäre es", schmunzelt einer.

Bis zu 275 km/h schnell

Dass sich der Porsche-Chef nicht mit halben Sachen zufrieden gab, ist spätestens seit der missglückten VW-Übernahme klar. Das war beim Dienstwagen nicht anders: Beim 928 GTS tobte ein 350-PS-V8-Motor unter der Motorhaube. "Angemessen", dürfte die Einschätzung des Fahrers gelautet haben. Für das maximale Drehmoment von 500 Newtonmetern war der 1.6 Tonnen schwere Sportwagen ein Klacks. Das 5,4-Liter-Kraftwerk jubelt den 928 GTS ruckzuck auf die Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h und gerät dabei nicht einmal ins Schwitzen.

Überholendes Heck? Fehlanzeige

Der tief grollende Klang der acht Töpfe dringt nur gedämpft in das Cockpit und hat den Genussmenschen Wiedeking nicht bei seinen Fahrten gestört. Wenn es der Vorstands-Vorsitzende mal krachen lassen wollte, stand der Porsche 928 GTS Gewehr bei Fuß. Der tiefliegende Leichtmetall-Motor vorne und das Getriebe hinten tarieren die nachtmeerblaue Waffe fast perfekt aus. Im Gegensatz zu den bisweilen störrischen Porsche-911er-Heckschleuder-Biestern mit dem Motor im Heck lässt sich der 928 GTS fast mit einem Finger um die Kurven zirkeln. Überholendes Heck? Fehlanzeige. Die sogenannte Weissach-Hinterachse hilft dank ihrer stabilisierenden Wirkung bei schnellen Lastwechseln und führt den 928 GTS, wie an einer Voltigier-Leine um jede Ecke.

Auch heute noch kennt der Gran Turismo auf der Landstraße wenig Gegner. Dem Fahrer des schwarzen Golf GTI fällt beinahe seine quer sitzende New-York-Yankees-Base-Cap vom Haupt, als er auf einer kurvenreichen Landstraße erst die Klappscheinwerfer im Rückspiegel sieht und dann mit einer Leichtigkeit in einer engen Links-Rechts-Kombination geschnupft wird, die den jungen Autofahrer an der Potenz seiner Fahrgeräts zweifeln lässt. Trotz aller Gegenwehr, die durch hektische Lenkbewegungen und das tänzelnde Heck verdeutlicht wird, erliegt der wendige VW schnell der Zuffenhausener Dynamik-Macht.

Für die hartgesottenen 911er-Freaks ändert das nichts an der Tatsache, dass dem Trans-Axle-Konstruktionsprinzip der unheilvolle Odem des VW-Sportwagens anhängt. Tatsächlich geht die Idee des Motor-vorne-Getriebe-hinten-Konstruktionsprinzips auf Volkswagen zurück. Anfang 1972 bekam Porsche aus Niedersachsen den Entwicklungsauftrag (EA) 425 ein Trans-Axle-Fahrzeug serienfertig zu machen. Kurz bevor die Produktion anlaufen sollte, änderten die Wolfsburger ihre Meinung und ließen das Projekt platzen. Doch Porsche wollte der 911er Baureihe einen ebenbürtigen Partner an die Seite stellen, um Absätze zu generieren.

Tor zu einer neuen Zeitrechnung

Der 928 sollte das Tor zu einer neuen Zeitrechnung aufstoßen und die Zuffenhausener Sportwagen auch für Normalos erschwinglich machen. Der 924 kostete Anfang 1977 23.240 D-Mark und damit rund 10.000 D-Mark weniger als der günstigste Neunelfer. Bei allem Fahrspaß, den die Neuen versprühten, konnten sich die die gusseisernen Porsche-911-Jünger nicht mit der Verwandtschaft zu VW anfreunden. Vierzylinder-Motoren und andere Großserien-Elemente, wie zum Beispiel die Instrumenten-Tafel, waren für viele in der Porsche-Gemeinde ein No-Go. Dennoch hat sich das Trans-Axle-Prinzip deutlich länger gehalten, als dass die Skeptiker geglaubt hätten. Erst 1995, nach 19 Jahren Bauzeit, lief der letzte Porsche 968 vom Band. Sobald man ein paar Kilometer mit dem 928 GTS unterwegs war, die souveräne Gelassenheit und die Agilität des schicken Trans-Axle-Beaus erfahren hat (im wahrsten Sinne des Wortes), ist einem klar, warum Wendelin Wiedeking es zur Chef-Sache gemacht hat, mit dem Panamera einen modernen Porsche-Gran-Turismo in das Modellportfolio zu hieven.

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