Sportlimousine im Autotest Maserati Quattroporte - der Diesel-Quertreiber
Wusch! kommt das Heck des Maserati Quattroporte um die Ecke. Ich sollte in Kurven das Gas etwas vorsichtiger dosieren. Dabei ist es trocken und ich habe "nur" die Dieselversion unterm Hintern.
Zum Glück sitzt hinten nicht mein Chef, denke ich. Als Chauffeur hätte ich mir jetzt eine Rüge eingeholt. Aber der 5,26 Meter lange Maserati ist kein typisches Chauffeursauto. Auch wenn er als Dienstwagen der italienischen Regierung unterwegs ist: Er gleicht eher einem Sportwagen mit ausladenden Proportionen, die fürstlichen Platz bieten.
Maserati Quattroporte: Mix aus Sportwagen und Limousine
Diesen Mix bietet der Quattroporte schon seit 1963; seit 2013 ist die sechste Generation auf dem Markt. Lange bevor ein Mercedes CLS gefeiert oder ein Porsche Panamera auf die Reise geschickt wurde.
Dreiliter-Diesel gibt auf die Ohren
Hinter der zähnefletschenden Schnauze arbeitet seit Ende 2014 auch ein drei Liter großer Selbstzünder mit 275 PS. Stilbruch? Zu wenig Leistung? Wie man‘s nimmt. Denn der Diesel gibt sich nur beim Starten zu erkennen. Während der Fahrt reist man, was den Sound angeht, in Saus und Braus. Dank der Toningenieure bollert der Sechszylinder nach dem Druck auf die Sporttaste wie ein V8-Benziner.
Schnell und zackig
Der schnelle Ölbrenner ist zwar nicht so explosiv wie die Topversion, stürmt aber in 6,4 Sekunden auf Tempo 100. Nur bei der Höchstgeschwindigkeit, die "schon" bei 250 km/h endet, müssen deutliche Abstriche gemacht werden. Dafür freut sich der Fahrer über eine gesteigerte Reichweite.
Die Achtgang-Automatik von ZF verwaltet die Gänge im Normalfall sanft und ruckfrei, im Sportmodus wirkt sie bisweilen zickig. Eine direkte Lenkung führt den hinterradgetriebenen Luxus-Lulatsch überraschend bereitwillig in Kurven, ist aber sehr straff ausgelegt. Eine harte Hand ist gefragt, denn der Maserati läuft auf seinen breiten 20-Zoll-Walzen (vorne 245, hinten 285er) jeder Rille nach.
Stilvoll, aber auch mit Macken
Das stilvolle Ambiente im Maserati wird nur durch den klobigen Touchscreen gestört. Ein wahres Luxusproblem stellen die viel zu kleinen Ablagen dar - im opulenten Innenraum musste ich lange nach einem Platz für die obligatorische Sonnenbrille suchen. Dafür duftet es nach Holz und Leder, kühles Aluminium an den riesigen Schaltwippen schmeichelt meinen Fingern. Die Verarbeitung ist exzellent, selbst Details wie die Luftausströmer wirken wie aus einem Guss.
Hier regiert noch der Fahrer
Wohltuend und beruhigend wirkt sich das Fehlen von Assistenzsystemen aus - der kleine Hersteller aus Modena untermauert seinen exklusiven Status auch dadurch, dass hier nicht dauernd etwas blinkt oder piept. Mal sehen, wie lange Maserati sich diesem Trend noch widersetzen kann.
Denn so viel sei verraten: Mit dem Modelljahr 2016 bekommt er neben Euro-6-Motoren und überarbeiteter Bremsanlage auch Komfortextras wie automatisch abblendende Außenspiegel und eine elektrische Heckklappe spendiert.
Sportliche Reiselimousine
Der Diesel-Quattroporte paart Sportwagen-ähnliche Fahreigenschaften mit exklusivem Reisekomfort ohne Reue an der Tankstelle. Von außen gibt sich der Selbstzünder übrigens nicht zu erkennen - auch der Diesel trägt vier Auspuffendrohre. Dafür sinkt der Einstiegspreis auf gut 95.000 Euro. Bleibt die Frage - Sportwagen oder Limousine? Der Quattroporte macht es einem nicht einfach - er liebt eben beides: Die Reise und den Sport.
Maserati Quattroporte: Technische Daten
Motor | V6-Diesel |
Hubraum | 2987 ccm |
Leistung | 275 PS |
Drehmoment | 600 Nm |
0-100 km/h | 6,4 s |
V-Max | 250 km/h |
Verbrauch | 6,2 l |
Testverbrauch | 9,8 l |
Preis ab | 94.850 € |