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Lexus IS 300h im Autotest: Mittelklasse-Schlaftablette


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Neuvorstellungen & Fahrberichte
Lexus IS 300h: Sparsam - aber sonst?

Stefan Grundhoff

23.05.2013Lesedauer: 4 Min.
Lexus IS 300hVergrößern des Bildes
Lexus IS 300h (Quelle: Hersteller-bilder)

Die Premium-Mittelklasse wird von Audi, BMW und Mercedes beherrscht. Lexus will mit dem neuen IS ein Wörtchen mitreden. Doch ob das hybride Antriebskonzept die Kunden lockt, darf nach dem ersten Test bezweifelt werden.

Lexus IS: Zwei gravierende Mankos

In der europäischen Mittelklasse gibt es ein paar einfache Regeln. Zwei davon: Ohne einen Diesel geht nichts und Kombis erfreuen sich in dieser Liga einer weitaus größeren Beliebtheit als Limousinen. Schade, dass Lexus beim 4,67 Meter langen IS beides nicht bietet. Auch moderne Turbotriebwerke oder einen Allradantrieb sucht man in der kurzen Bestellliste vergeblich. Stattdessen setzt der edle Toyota-Ableger alles auf die Karte Verbrauch. Die Hybridversion Lexus IS 300h soll sich im Normzyklus je nach Bereifung mit 4,3 bis 4,7 Litern Super zufrieden geben. Ein Klasse-Wert - doch viel mehr hat der Japaner nicht zu bieten.

Scharfes Design, müder Motor

Beim Design ist Lexus auf einem guten Weg. Die beliebigen Gesichter von einst sind vergessen. Der markige Auftritt mit Diabolo-Kühlergrill vorn und kernigem Heck wird jedoch nicht jedem gefallen. Aber polarisieren schadet selten. Dafür ist der Antrieb des Lexus IS 300h eine müde Nummer. 223 PS und ein maximales Drehmoment von 221 Newtonmeter zwischen 4200 und 5400 Umdrehungen pro Minute hören sich erst einmal ganz ordentlich an. Am Steuer ist der IS 300h jedoch eine wahre Schlaftablette. Das liegt zum einen am absolut auf Verbrauch getrimmten Vierzylinder-Sauger mit 2,5 Litern Hubraum, der ebenso blutleer wie unwillig untertaucht und subjektiv niemals mehr als 150 PS zu offerieren scheint.

CVT-Getriebe nervt

Toyota-Chef Akio Toyoda ist dagegen überzeugt: "Der neue Lexus IS hat das Potenzial, das Image von Lexus komplett zu verändern." Doch wirklich zum Guten? Das größte Problem des IS 300h bleibt das unsägliche CVT-Getriebe. Die stufenlose Getriebeautomatik raubt einem nach wenigen Beschleunigungsvorgängen den letzten Fahrspaß. Was in Sparmobilen wie dem Toyota Prius nur nervt, ist in einem sportlichen Mittelklassemodell, das gegen dynamische Konkurrenten wie einen BMW 328i oder einen Mercedes C 250 antreten muss, nicht akzeptabel.

Lexus schon bei 200 km/h abgeregelt

Da bringt es wenig, dass sich die Lenkung besser als zuvor präsentiert und auch die Fahrwerksabstimmung des 1,8 Tonnen schweren Hecktrieblers mit Doppelquerlenkern vorn und einer Mehrlenkerachse hinten voll auf der Höhe ist. Wie will der Händler seinen geneigten Kunden erklären, dass das Konglomerat aus 181 PS starkem Vierzylinder und 105 KW starkem Hybridantriebs mit einer Gesamtleistung von 164 kW / 223 PS bei 200 km/h abgeregelt ist, wenn die Konkurrenz 50 km/h schneller unterwegs ist? Null auf Tempo 100 schafft der Lexus IS 300h mit lautem Aufheulen des Vierzylinders in 8,3 Sekunden.

Schlaftablette statt sportlicher Mittelklasse

"Der Lexus IS 300h ist sportlicher denn je", unterstreicht dem gegenüber Chefentwickler Naoki Kobayashi, "wir haben das neue Modell insgesamt 1,6 Millionen Kilometer getestet - auch auf der Nordschleife des Nürburgrings." Wie wenig Freude das lange Bergaufstück aus Adenau heraus nach dem Bergwerk oder gar die Hohe Acht hinauf gemacht haben muss, kann sich jeder Nordschleifenkenner vorstellen. Und ein Modell in der dynamischen Mittelklasse allein über den Verbrauch eines Benziners zu positionieren, dürfte gerade in Europa ein Ding der Unmöglichkeit sein. Trotzdem will Lexus Deutschland in diesem Jahr mindestens 600 Fahrzeuge absetzen - 70 Prozent davon aus Hybridversion.

Mehr Fahrspaß im Sechszylinder-Modell

Da bietet der Sechszylinder-Saugmotor mit 208 PS und 225 km/h Spitze deutlich mehr Fahrspaß. Er verzichtet auch auf den überflüssigen Lärmbooster, der das normale Motorengeräusch sinnfrei unterstreichen soll. Einziger Vorteil: Das ganze lässt sich am übersichtlichen Armaturenbrett auch abschalten. Dann lieber musikalischen Hochgenuss aus dem 835 Watt starken Soundsystem von Mark Levinson, das aus 15 Boxen den Innenraum verzaubert. Das Cockpit selbst wirkt recht zerklüftet und insbesondere der Misch-Masch aus analogen und animierten Instrumenten bedarf ebenso einer Überarbeitung wie das nur mäßige Navigationssystem. Kaum zu glauben, dass der Hightech-Lexus noch über eine Fußfeststellbremse wie ein alter Benz aus den 70er Jahren verfügt.

Mehr Platz im Innenraum

Doch Lexus hat auch gelernt. Zwar hält man auch beim IS 300h noch immer an der betagten Nickelmetall-Hybrid-Akkutechnik fest. Die Batterie ist jedoch platzsparend unter dem Laderaum untergebracht, so dass sich das üppige Ladevolumen von 450 Liter durch Umlegen der Rückbank nochmals nennenswert vergrößern lässt. Deutlich gewachsen ist auch das Platzangebot im Fond. Hier macht sich der auf 2,80 Meter gewachsene Radstand bemerkbar. Sehr angenehm sind die gut konturierten Frontsitze.

Lexus IS ab 34.200 Euro

Über einen Drehschalter am Mitteltunnel kann der Fahrer zwischen einzelnen Fahrmodi wählen. Eine adaptive Dämpfereinstellung bietet nur die Variante des F-Sport. Bei den Preisen bewegt man sich auf dem Niveau der deutschen Konkurrenz. Ende Juni bringt Lexus zu Preisen ab 34.200 Euro die dritte Generation des IS in Stellung. Das Volumenmodell Lexus IS 300h Executive kostet mindestens 41.300 Euro. Dafür gibt es ein Komplettpaket an Komfort- und Sicherheitsausstattungen. Wer Spaß am Autofahren hat, sollte sich jedoch lieber für den Lexus IS 250 entscheiden, der mit gleicher Ausstattung 4000 Euro weniger kostet.

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