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Jensen Interceptor S: Dieses Auto ist ein Abfangjäger


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Jensen Interceptor
Goldfischglas oder rasendes Gewächshaus?

Ulrich Feld

26.10.2012Lesedauer: 3 Min.
Jensen InterceptorVergrößern des Bildes
Jensen Interceptor (Quelle: Classicmobilia Limited)

Auch wenn "Interceptor" auf Englisch so viel wie "Abfangjäger" bedeutet - ganz so schnell ist ein Jensen Interceptor nicht, nicht einmal die S-Version. Bei Vollgas drückt es speziell die Besatzung eines Jensen Interceptor S aber heftig in die feinen Lederpolster, schließlich grollt unter der Haube nicht mehr die Originalmaschine, sondern der Motor der aktuellen Corvette C6 mit 6,2 Litern Hubraum und satten 430 PS. Was diesen von 1966 bis in die Neunziger gebauten Oldtimer quasi zum Überflieger unter den Abfangjägern macht.

Um 1970 war der Jensen Interceptor das Auto der Reichen und Schönen. Und reich musste der Käufer eines Jensen Interceptor auf alle Fälle sein, 1975 kostete ein neues Interceptor Coupé fast 57.000 Mark. Deutschlands Super-Limousine Mercedes 450 SEL 6.9 war mit einem Neupreis von 65.000 Mark nur schlappe 8000 Mark teurer. Für die Käufer des Jensen Interceptor war das kein Problem. Bestseller-Autor Harold Robbins etwa besaß gleich mehrere davon. Ein rechtsgelenktes Exemplar aus seinem Besitz wurde später von seinem Kollegen Frederick Forsyth ("Der Schakal") gekauft.

Jensen Interceptor mit 6,3 und 7,2 Litern Hubraum

Bei seinem Debüt im Jahr 1966 besaß das Auto ursprünglich einen 6,3 Liter großen V8 von Chrysler unter seiner eleganten Motorhaube. Seine 325 PS gingen per Automatik mit drei Gängen an die Hinterachse, 23 Fahrzeuge erhielten auf Kundenwunsch eine Viergang-Schaltung. Mit der dritten Serie zog ab Ende 1971 der weit größere 7,2 Liter-V8 in den Jensen Interceptor ein. Die riesige Maschine leistete wegen der schärferen Abgasbestimmungen nur noch 285 PS. Durch die niedrige Verdichtung stieg aber der Verbrauch in astronomische Höhen: Es war kein Problem, das Auto mit 35 bis 40 Litern pro hundert Kilometer zu bewegen. Es war auch nicht empfehlenswert, das Auto voll auszufahren. Sehr schnell stellten sich Probleme mit Überhitzung ein.

Corvette statt Chrysler für Jensen Interceptor

Bis 1976 fanden 6640 Jensen Interceptor einen Käufer, ein paar Fahrzeuge entstanden noch Ende der achtziger Jahre als Mk. IV mit einer 5,9 Liter großen und 230 PS starken Chrysler-Maschine. Aber noch einmal zwanzig Jahre später kamen in England ein paar kluge Köpfe auf eine ausgezeichnete Idee: Warum nicht den thermisch hoch empfindlichen und extrem durstigen Chrysler-V8 durch den V8-Motor der aktuellen Corvette ersetzen?

Heck-Klappe machte Jensen Interceptor so besonders

Und so entstand der Jensen Interceptor S der Firma "V Eight Ltd", von dem 50 Exemplare geplant waren. Das wichtigste, nämlich seine skurrile Eleganz, hatte überlebt. Die eigenwillige Karosserie mit der Motorhaube im Format einer Tischtennis-Platte findet ihren Abschluss in einer markanten Viertelkugel aus Glas, die sich vollständig öffnen lässt. Es war dieses Heck, das den Jensen Interceptor so unverwechselbar machte und ihm Spitznamen wie "Goldfischglas" oder "Rasendes Gewächshaus" eintrug.

Mehr Reise- als Sportwagen

Innen war der Jensen Interceptor mit genug feinem Holz und Leder gepflastert, um auch Rolls Royce-Kunden zufrieden zu stellen. Der Jensen Interceptor war weniger richtiger Sportwagen als vielmehr ein luxuriöser GT. Seine Rivalen hießen nicht Porsche 911 oder Jaguar E-Type als vielmehr Lamborghini Espada und Maserati Ghibli.

Jensen Interceptor S läuft über 250

Mit dem Corvette-Motor unter der Haube wäre der Jensen Interceptor seinerzeit natürlich unschlagbar gewesen. Er ist zwar wegen seines höheren Gewichts und Luftwiderstands nicht ganz so rasant wie Amerikas Sportwagen Nr.1, mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 250 km/h und einer Beschleunigung von rund sechs Sekunden von Null auf hundert km/h genießt der Fahrer jede Gelegenheit zum Zwischenspurt.

Jensen Interceptor S und R

Nur für "V Eight Ltd" hätte es ruhig etwas mehr sein dürfen, die Firma ging in Liquidation. Jensen-Spezialist und Restaurator Jensen International Automotive Ltd (JIA) kaufte indessen die Rechte an dem Auto und entwickelte es weiter zum Jensen Interceptor R. Der R ist mit einem automatischen Sechsgang-Getriebe ausgestattet und auch mit einer auf 550 PS aufgeladenen Maschine erhältlich. Daneben bietet JIA auch bald wieder den Interceptor S mit vier Gängen an. Beim Typ S kann der Kunde den Grad der Restauration selbst bestimmen, während der Jensen Interceptor R grundsätzlich neu aufgebaut wird.

Raue Töne hatte nur der Alte

Den Corvette-Motor sowie moderne Bremsen haben R und S gemeinsam. Bei "CLASSICMOBILIA Limited" im englischen Buckinghamshire steht zur Zeit ein Jensen Interceptor S von "V Eight Ltd" zum Verkauf. Die Anhänger des gusseisernen Hubraum-Giganten aus dem Chrysler-Regal könnten zwar sein markantes Röcheln ein wenig vermissen, der Corvette-V8 läuft viel ruhiger. Fans der rauen Töne kann aber auf andere Weise geholfen werden: gerade England hat eine ganze Reihe bemerkenswerter Metal-Bands hervorgebracht.

Herzlichen Dank an den Oldtimer-Händler "CLASSICMOBILIA Limited" im englischen Buckinghamshire für die Bilder! Das abgebildete Auto steht zum Verkauf.

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