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MPU: Das passiert beim "Idiotentest" für den Führerschein


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Gefürchtete MPU für Autofahrer
Das passiert beim "Idiotentest" für den Führerschein


Aktualisiert am 26.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Unangenehm, aber zu schaffen: Die Medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU).Vergrößern des Bildes
Unangenehm, aber zu schaffen: die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU). (Quelle: TÜV Süd)

Fahrerlaubnis weg: Im schlimmsten Fall müssen Autofahrer dann zum "Idiotentest", um den Führerschein zurückzubekommen. Was genau passiert bei der MPU?

Zu viel Alkohol, eine Fahrt unter anderen Drogen oder sonstige Auffälligkeiten im Verkehr: Wenn sich solche Verhaltensweisen häufen, ist der Führerschein irgendwann weg. Um ihn zurückzubekommen, muss ein Autofahrer nachweisen, dass er in der Lage ist, ein Fahrzeug im Straßenverkehr zu führen. Er muss zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU).

Wer muss zur MPU?

Damit es zur Anordnung des sogenannten "Idiotentests" kommt, muss es einen berechtigten Verdacht geben, dass jemand nicht in der Lage ist, ein Auto im Straßenverkehr sicher zu bewegen – ihm wird also die Fahreignung abgesprochen. Der häufigste Grund ist Alkohol am Steuer, gefolgt von Drogen. Weitere Gründe sind körperliche Mängel oder sonstige Verkehrsauffälligkeiten, zum Beispiel aufgrund vieler Punkte in Flensburg.

Was kostet die MPU?

Um die Fahrerlaubnis zurückzubekommen, müssen betroffene Autofahrer tief in die Tasche greifen: Die Preise für die Untersuchung sind unterschiedlich, liegen aber im Schnitt bei rund 450 Euro plus Mehrwertsteuer. Der Preis ist auch abhängig vom Untersuchungsgrund: Für Menschen, die sich aufgrund einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung zwangsläufig einer MPU unterziehen müssen, fällt eine niedrigere Gebühr an als für verkehrsauffällige Autofahrer, schreibt die R+V-Versicherung.

Hinzu kommen eventuelle Gebühren, wenn Sie beispielsweise einen Vorbereitungskurs absolvieren. Solche Kurse (meist online oder Gruppensitzungen) sind hilfreich und in den Augen von Experten sogar unerlässlich, um die MPU erfolgreich hinter sich zu bringen. Aber Achtung: Lassen Sie sich nicht von Erfolgsversprechen angeln, sondern achten Sie auf gute Bewertungen, beispielsweise im Internet.

Wie ist eine MPU aufgebaut?

Die medizinisch-psychologische Untersuchung ist in drei Teile aufgebaut:

  • Gespräch mit einem Sachverständigen (in der Regel einem Verkehrspsychologen)
  • Medizinische Untersuchung
  • Test der Reaktionsfähigkeit

Wie läuft das Gespräch ab?

Die Sachverständigen studieren vorher Ihre Akte genau. Was haben Sie sich zuschulden kommen lassen, worauf lässt das schließen? Beispiel Blutalkoholspiegel: "1,6 Promille – das bedeutet in der Regel acht Halbliter-Flaschen Bier", sagt Ralf Buchstaller, Leiter des MPI (Medizinisch-Psychologisches Institut) vom TÜV Nord in Hamburg. Sie müssen sich auf die Frage einstellen, wie es dazu gekommen ist. Aus dem Alkoholpegel und dem Fahrverhalten könne man außerdem auf den gewohnheitsmäßigen Konsum schließen, sagt der Psychologe. "Wenn jemand beispielsweise mit 1,6 Promille noch kilometerweit unfallfrei gefahren ist, muss er ziemlich viel gewöhnt sein."

Die Sachverständigen sprechen in allen Details über Ihren Fall: Wie reflektiert gehen Kandidaten damit um, zeigen sie Reue? Wer im Fall von 1,6 Promille noch behauptet, nur drei oder vier Bier getrunken zu haben, will sein Verhalten verharmlosen. Und wer das Problem leugnet, will wahrscheinlich auch nichts ändern, sagen die Experten vom TÜV Nord.

Es geht bei der Begutachtung also um maximale Ehrlichkeit und Veränderungsbereitschaft: "Das Ziel muss sein, keine acht Bier mehr zu trinken", sagt Buchstaller. Und es muss nachvollziehbar sein, warum das künftig gelingen soll. Ein abgeschlossener Entzug kann ein Zeichen für Veränderungsbereitschaft sein. Wer nur die Schuld bei anderen sucht oder sich zum Opfer macht, fällt durch. Ebenso, wer eine auswendig gelernte Geschichte präsentiert, um sein Verhalten zu erklären.

Was passiert bei der medizinischen Untersuchung?

Bei der medizinischen Untersuchung beschäftigt sich ein Arzt mit Ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte: Wie ist Ihr körperlicher Zustand, sind Sie auf Medikamente angewiesen? Falls die MPU aufgrund Fahrens unter Drogen- oder Alkoholeinfluss angeordnet wurde, kann hier auch eine Blut- oder Urinuntersuchung fällig sein.

Möglich ist auch, dass je nach Untersuchungsamlass ein sogenannter Abstinenznachweis eingefordert wird: Damit sollen Sie beweisen, dass Sie innerhalb eines bestimmten Zeitraums keine Drogen beziehungsweise keinen Alkohol konsumiert haben. Dies ist mithilfe eines Urinscreenings, einer Haaranalyse oder eines Blutscreenings möglich. Die Frequenz der Screenings variiert je nach Nachweiszeitraum: Beim Urinscreening und einem Zeitraum von sechs Monaten müssen Sie vier Proben abgeben, bei zwölf Monaten sind es sechs, bei 15 Monaten sieben Kontrollen. Ähnlich ist das beim Blutscreening, heißt es vom Versicherer ARAG.

Wie entsteht das Urteil zur Fahrtüchtigkeit bei der MPU?

Mithilfe der Ergebnisse aus dem rund 45-minütigen Gespräch setzen die psychologischen Gutachter ein Bild von den Kandidaten und ihrem Fall zusammen. Im Austausch mit den medizinischen Kollegen schätzen sie mithilfe von Laborbefunden und den Ergebnissen von Leistungstests den Fall ein.

Wird darin nachvollziehbar, dass sich die Person mit ihrem Verhalten auseinandergesetzt hat, dass sie es verändern will und kann?

Die Experten nehmen daraufhin Stellung zu den Fragen der Führerscheinstelle; zum Beispiel, ob sie glauben, dass der Kandidat wieder auffällig werden könnte. Die Fahrerlaubnisstelle entscheidet daraufhin, ob der Führerschein wieder erteilt wird.

Wie viele Menschen fallen bei der MPU durch?

Obwohl die Kriterien und die Fragen nicht geheim sind, fallen vier von zehn Kandidaten beim ersten Versuch durch – eine recht hohe Durchfallquote: "Oft liegt es an der fehlenden Bereitschaft, ein Problem als solches zu erkennen", sagt Ralf Buchstaller. "Eine typische Abwehrreaktion lautet: Die können das nach 45 Minuten doch gar nicht beurteilen!"

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