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Zum journalistischen Leitbild von t-online.So viel können Sie verdienen Den eigenen Camper privat vermieten
Campingmobile sind ein Megatrend, das treibt die Preise. Selbst kompakte Campingbusse werden immer teurer. Doch auch Privatleute können vom Boom profitieren: zum Beispiel, indem sie ihren Camper vermieten. Lohnt sich das?
Caravaning ist seit Jahren eine schier unendliche Erfolgsgeschichte. Allein im ersten Halbjahr 2021 wurden rund 75.000 Freizeitfahrzeuge in Deutschland neu zugelassen – ein neuer Rekord. Der Boom beschert den Herstellern nicht nur volle Auftragsbücher, die stetig steigende Nachfrage treibt auch die Preise nach oben. Schon Wohnmobil-Einstiegsmodelle kosten rund 50.000 Euro, und fabrikneue Campingbusse sind auch alles andere als Schnäppchen.
Knapp 70.000 Euro kostet der billigste VW California Ocean, also der VW-Bus mit Aufklappdach, vier Schlafplätzen, Küche und Einbauschränken. Der vergleichbar ausgestattete Mercedes-Benz Marco Polo Horizon wird ab etwa 62.000 Euro angeboten, der Ford Transit Nugget als Camper ab etwa 55.000 Euro. Das sind stattliche Summen für Fahrzeuge, die zwar eine clevere Wohlfühlausstattung bieten, aber meist auch nur wenige Wochen pro Jahr artgerecht genutzt werden.
Vom Besitzer zum Vermieter
Es sei denn, man wird vom Campingmobil-Besitzer zum Campingmobil-Vermieter. Dann lässt sich mit dem eigenen Urlaubsfahrzeug sogar Geld verdienen, und die hohen Anschaffungskosten können – zumindest zum Teil – wieder eingespielt werden. Das Geschäftsmodell ist praktisch risikolos, denn die Nachfrage nach Campingurlaub und insbesondere Campingfahrzeugen ist riesig.
Inzwischen gibt es mehrere Internetplattformen, auf denen private Campingmobil-Besitzer und Menschen, die einen Urlaub im Huckepack-Ferienhäuschen gern einmal ausprobieren würden, zusammenfinden können. Im besten Fall entwickelt sich so ein Win-Win-Win-Geschäft: Der sonst unbenutzt abgestellte Campingbus sorgt für Einnahmen des Vermieters, der Mieter wiederum kommt unkompliziert für die Urlaubszeit an ein Campingmobil und die Internetfirma kümmert sich um Vermittlung, Versicherung, Bezahlung und kassiert dafür einen Teil der Mietgebühr.
Das sind die wichtigsten Vermittler
- Genau auf dieses Geschäft hat sich so manche Internetplattform spezialisiert. Zu den Pionieren gehört Paul Camper (paulcamper.de). Die erste deutsche Plattform für privates Camper-Sharing wurde 2013 in Berlin gegründet, inzwischen arbeiten dort 52 Menschen, mehr als 10.500 Campingmobile aller Größen und Klassen sind gelistet.
- Die französische Plattform Yescapa (yescapa.de) vermittelt europaweit Campingfahrzeuge, aktuell sind rund 10.000 Fahrzeuge gelistet. Auf der Homepage teilt das Unternehmen mit, dass sich mit der Vermietung des eigenen Campers an durchschnittlich 40 Tagen pro Jahr rund 4.184 Euro verdienen lassen.
- Ganz neu auf dem deutschen Markt ist das niederländische Unternehmen Goboony (goboony.de). Auf dessen Website können Campingfahrzeuge eingestellt und Reisen gebucht werden.
Vorab wichtige Fragen klären
Bevor man jedoch das eigene Urlaubsmobil zur Vermietung anbietet, sollte man sich über folgende drei Fragen Gedanken machen:
- Zu welchem Preis bin ich bereit, meinen Camper mit anderen Menschen zu teilen?
- Brauche ich eine spezielle Versicherung, um meinen Camper an andere zu vermieten?
- Wie mache ich meinen Camper besonders attraktiv, damit sich mein Inserat von den vielen anderen abhebt?
Vor allem die Frage der Versicherung ist für Einsteiger ins Vermiet-Geschäft zentral. Grundsätzlich gibt es zwei Varianten, um das eigene Campingmobil bei Fremdnutzung zu versichern: Entweder man nutzt das Angebot der Vermiet-Plattformen, die eine Versicherung als Teil ihres Servicepakets anbieten und dafür eine bestimmte Gebühr verlangen. Die andere Möglichkeit ist eine sogenannte Selbstfahrermietversicherung abzuschließen. Diese Variante lohnt sich allerdings nur dann, wenn man den Camper regelmäßig vermietet, denn je nach Art, Ausstattung und Größe des versicherten Fahrzeugs muss man mit mindestens 1.500 Euro Prämie pro Jahr rechnen.
Diese Einnahmen sind möglich
Ein Kostenbeispiel von Paul Camper macht deutlich, womit man als Vermieter (und auch als Mieter) rechnen kann. Verlangt ein Vermieter beispielsweise 100 Euro Mietpreis pro Tag für sein Campingmobil, erhält er von diesem Betrag etwa 60 Euro als Einnahme; der Rest entfällt auf die Provision (15 Euro = 15 Prozent) sowie auf die Versicherung (etwa 25 Euro = 25 Prozent). Bietet der Vermieter hingegen ein selbst versichertes Fahrzeug an, werden von den 100 Euro Tagesmietpreis lediglich die 15 Euro Provision an Paul Camper abgezogen, es bleiben also 85 Euro beim Vermieter (der dafür die Selbstfahrermietversicherung bezahlen muss). Bei anderen Anbietern kann die Rechnung anders ausfallen, unterm Strich jedoch ist die Kalkulation in etwa vergleichbar.
Für den Mieter eines Wohnmobils oder Campingbusses über eine der genannten Plattformen fallen neben der eigentlichen Miete noch die Spritkosten an. Und eventuell Aufschläge für Zusatzkilometer, Campingausrüstung oder Endreinigung. Es ist also unbedingt empfehlenswert, sich vorher genau über die Details zu informieren. Und zwar als Vermieter ebenso wie als Mieter.
- Paul Camper
- Yescapa
- Goboony
- Eigene Recherche